Zahlen zu Deserteuren und Verweigerern im Ukraine-Krieg
(22.04.2022) Es gibt bislang keine verlässlichen Zahlen über Desertion und Kriegsdienstverweigerung aus Russland, Belarus und der Ukraine.
Russland: Viele russische Oppositionelle und Militärdienstpflichtige flüchten in Staaten wie Georgien, Serbien oder die Türkei. Dort benötigen sie zur Einreise kein Visum. Georgien teilte z.B. mit, dass in den ersten vier Wochen des Krieges aus Russland 35.000 gekommen seien, aus Belarus 15.000. Nur ein Teil von ihnen sind Deserteure oder Kriegsdienstverweigerer, aber ihre Zahl dürfte dennoch in die Tausende gehen.1 Aus der Türkei und aus Serbien liegen keine Zahlen vor.
Belarus: Die in Litauen ansässige belarussische Organisation Nash Dom sprach bei einem Besuch in Offenbach am 14. April 2022 davon, dass 2.000 belarussische MIlitärdienstentzieher nach Litauen gekommen seien. Insgesamt gäbe es wohl 20.000 Militärdienstentzieher, die Belarus verlassen haben.
Ukraine: Die moldawische Regierung erklärte am 10. April 2022, dass seit Ende Februar über 1.000 ukrainische Männer die Grenze illegal überquert hätten, weitere 2.000 seien legal eingereist. Die große Mehrheit von ihnen beantragte Asyl.2
Es gibt also eine Reihe von ukrainischen Militärdienstpflichtigen, die das Land verlassen haben oder verlassen wollen. Wir bekommen dazu auch fast täglich Anfragen. Wer es in die Europäische Union geschafft hat, erhält hier wie alle anderen Flüchtlinge aus der Ukraine einen befristeten humanitären Aufenthalt. Das ist sicherlich ein Grund, warum es in der Europäischen Union bislang keine Zahlen dazu gibt.
1 https://jam-news.net/not-enemies-how-georgia-welcomes-emigrants-from-russia-and-belarus/
2 New York Times, 10. April 2022, https://archive.ph/F1dBU
Connection e.V.: Zahlen zu Deserteuren und Verweigerern im Ukraine-Krieg. 22. April 2022. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2022