Aus der Arbeit von Connection e.V.

Dezember 2010 bis Februar 2011

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

Kampagne für US-Deserteur André Shepherd

Vor wenigen Tagen haben wir in Frankfurt ein weiteres Koordinationstreffen der Unterstützungsgruppen des US-Deserteurs André Shepherd durchgeführt. André Shepherd berichtete über den Stand seines Verfahrens, stellte die aktuelle Situation in den USA aus seiner Sicht dar und gab eine Einschätzung zu den Kriegen in Irak und Afghanistan. Nach einem Brainstorming diskutierte die Gruppe noch einige Schwerpunkte für das Jahr 2011.

Im Asylverfahren, so André Shepherd, ist immer noch keine Entscheidung des Bundesamtes für Migration erfolgt. Auch wenn sein Asylantrag eine besondere Herausforderung darstellt und umfangreiche Auskunftsersuchen dazu führten, dass sich das Verfahren in die Länge zog: Nun soll eine Entscheidung eingefordert werden. Umgesetzt wird dies durch den Rechtsanwalt.

Im letzten Jahr war André Shepherd nur noch bei sehr wenigen Gelegenheiten öffentlich aufgetreten. Er brauchte diese Pause, um deutsch zu lernen, einen Job zu finden, zu arbeiten – und auch gemeinsam mit seiner Ehefrau umzuziehen. Für ihn war es eine wichtige Zeit, um seine eigene Situation zu stabilisieren und neue Kraft für weitere Aktivitäten zu schöpfen.

Besonderen Zuspruch erhielt die Idee, zum Jahrestag des Beginns des Afghanistankrieges im Oktober Veranstaltungen vorzubereiten, die André gerne gemeinsam mit dem britischen Verweigerer Joe Glenton durchführen möchte. Joe Glenton war Ende 2009 als britischer Soldat öffentlich gegen den Afghanistankrieg aufgetreten und letztes Jahr zu neun Monaten Haft verurteilt worden.

Veranstaltungsreihe „...aber hat nicht gedient“

Nach unserem Angebot, Veranstaltungen mit der MultiMedia-Show „... aber hat nicht gedient – Junge Menschen verweigern den Krieg“ mit Begleitung des Fotografen Timo Vogt durchzuführen, meldeten sich einige Gruppen. Nun gibt es zunächst Veranstaltungen in Mainz, Karlsruhe, Stuttgart und Hannover (siehe www.Connection-eV.org/veranstaltung.php). Weitere Veranstaltungen in Dortmund und Nottuln sind in Planung.

Die MultiMedia-Show wurde auch für den Bertha-von-Suttner-Preis vorgeschlagen. Damit werden Kunst- und Medienprodukte ausgezeichnet, die sich „bewusst gegen den Alltagskult der Gewalt“ stellen, „in dem das Recht des Stärkeren fröhliche Urständ feiert“, schreibt das Friedensinstitut 21, das den Preis vergibt. „Wir wollen eine Kultur des Friedens sicht- und erlebbar machen.“

Zugleich bietet Connection e.V. eine bereits in Offenbach erfolgreich gezeigte Ausstellung sowie Postkarten mit Bildern aus der Multi-MediaShow an. Die Ausstellung besteht aus 15 Tafeln in einer Größe von 67 x 90 cm. Wer Postkarten oder Ausstellung bestellen möchte, wende sich bitte an das Büro von Connection e.V.

GI-Café in Kaiserslautern

Chris und Meike Capps-Schubert, die seit mehreren Jahren im Rahmen der Iraq Veterans Against the War und des Military Counseling Network aktiv sind, haben sich ein großes und überzeugendes Projekt vorgenommen. Sie wollen in Kaiserslautern ein GI Café eröffnen und betreiben. Auf diese Weise wollen sie am wichtigsten US-Standort in Deutschland kritischen US-Soldaten die Möglichkeit eröffnen, sich zu treffen und Beratung bei Problemen im Militär und für den Ausstieg aus dem Militärdienst zu erhalten. Die Idee ist, darüber eine Gruppe von SoldatInnen aufbauen zu können, die sich auch öffentlich gegen die Kriegspolitik der USA richten.

Wir haben beide in der Vorbereitungsphase des Projektes stark unterstützt, das Konzept mitentwickelt und begleiten sie bei ihren ersten Schritten. Das Military Counseling Network, das bislang die Beratungsarbeit für US-SoldatInnen von der Mennonitischen Gemeinde in Bammental aus geleistet hat, wird nun diese Aufgabe an Chris Capps übergeben. Wir würden uns freuen, wenn sich die Idee eines GI-Cafés wirklich realisieren ließe und auf diese Weise ein Ort für den Widerstand im US-Militär entstünde. Infos bei Chris Capps unter 06181-6104747.

Eritreische Deserteure stehen am Anfang

Yonas M. und Petros M., die beiden eritreischen Deserteure, die nach ihrer Abschiebung nach Eritrea und Odyssee durch eritreische Gefängnisse glücklicherweise erneut nach Deutschland kommen konnten, sind nun dabei, ihre ersten Schritte in Frankfurt zu machen. Beide besuchen einen Inte­grationskurs und lernen deutsch. Allerdings: Für ihr Ziel, hier zunächst einen Haupt- oder Realschulabschluss zu machen und danach eine Ausbildung, braucht es noch viel Unterstützung und Energie. Ein sehr engagiertes Ehepaar hat bereits viele Möglichkeiten für die weitere Ausbildung herausgefunden. Wir sind aber noch weiter auf der Suche nach Interessierten, die sich in Frankfurt/M. für Yonas und Petros engagieren wollen, sie in ihrer Ausbildung unterstützen, deutsch mit ihnen üben oder auch Nachhilfe anbieten können.

Ein weiteres drängendes Problem ist für die beiden Deserteure auch, eine Wohnung zu finden. Sie leben im Übergangswohnheim und suchen händeringend nach zwei einzelnen Wohnungen, am besten in Frankfurt.

Wer Unterstützung anbieten kann oder eine Idee hat, möge sich bitte bei uns melden.

Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Februar 2011

Stichworte:    ⇒ Aktionsberichte   ⇒ Arbeit von Connection e.V.   ⇒ Deutschland   ⇒ Projektberichte   ⇒ USA