„Ich freue mich, dass meine Audio-Slideshow heute ausgezeichnet wird“

Danksagung von Timo Vogt zur Verleihung des Suttnerpreises 2011

(05.03.2011) Vielen Dank! Ich freue mich, dass meine Audio-Slideshow heute ausgezeichnet wird, obwohl sie sich mit dem sperrigen Nischenthema Kriegsdienstverweigerung beschäftigt.

../bilder/insert/suttnerpreis2011_02-10.jpgKriegsdienstverweigerung ist zwar ein persönlicher, aber ganz und gar kein privater Entschluss, sich einem militärischen Zwangsdienst zu verweigern. Abhängig vom Land, das man betrachtet, müssen junge Leute gleich nach Ende ihrer Schulzeit mit weitreichenden Folgen rechnen. Manchmal endet es im wohl abartigsten, was ein Staat seinen Menschen antun kann: in Folter.

Doch auch wenn die Folgen nicht so heftig sind: Kriegsdienstverweigerer sind weltweit mit der Ignoranz der Öffentlichkeit geschlagen. Niemand kann die volle Zustimmung seiner Mitmenschen für sein Tun erwarten. Dass aber jungen Menschen die Ernsthaftigkeit ihrer politischen oder religiösen Entscheidung abgesprochen wird, ist beschämend! Diese Schulabgänger und Studenten sind mutig und haben im Gegensatz zu vielen anderen in ihrem Alter konkrete Ideen für ein friedliches Miteinander der Menschen. Dafür gebührt ihnen Respekt, nicht Repression!

Noch bevor ich 2003 zum ersten Mal Armenien bereiste, hörte ich von dutzenden Zeugen Jehovas, die in düsteren Gefängnissen des Südkaukasus einsaßen. Ihre Kompromisslosigkeit, sich dem Militär als "Beschützer Armeniens" zu verweigern, fand ich beeindruckend. So entstand auch langsam die Idee, Kriegsdienstverweigerern endlich ein kleines Spotlight der Öffentlichkeit zuteil werden zu lassen. 2009 begann also die Arbeit an der heute ausgezeichneten Fotoarbeit.

"Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin". Dieser Satz hätte Pate stehen können für meine Audio-Slideshow über Kriegsdienstverweigerung. Alle Protagonisten sollten in Ländern zum Dienst an der Waffe antreten, die sich in bewaffneten Konflikten befinden: Israel in Gaza und der Westbank, Armenien in Nagorny-Karabach, die Türkei in den Kurdengebieten und Deutschland am Hindukush.

Nehmen sie die junge Israelin Or Ben David, den Armenier Karen Smbatyan, den Türken Mehmet Tarhan und Jan-Patrick Ehlert aus Deutschland als herausragende Beispiele aktiven Engagements für Frieden und Gerechtigkeit, dafür, dass eigenständiges Denken jungen Menschen Charakter und Persönlichkeit gibt. Befehl und Gehorsam können das nicht und sind Ausdruck von Macht und Unterordnung.

Ich freue mich, dass der Suttnerpreis meine Audio-Slideshow auszeichnet und so das arg vernachlässigte Thema Kriegsdienstverweigerung mehr Öffentlichkeit bekommt. Nun weiß ich, dass Fotografie nicht die Welt verändert. Aber ein Ausrufezeichen setzen, dazu ist sie in der Lage und das war meine Motivation.

Ich möchte hier ausdrücklich dem Kulturwerk der VG Bild-Kunst, dem Komitee für Grundrechte und Demokratie sowie Connection e.V. für die finanzielle Unterstützung danken, die das Projekt erst möglich machte. Hervorheben will ich Rudi Friedrich von Connection e.V. in Offenbach. Ohne sein Engagement für die Audio-Slideshow hätte ich heute wohl nicht den Zug nach Essen genommen.

Es ist ein gutes Gefühl nach so langer Arbeit an diesem Projekt heute den Suttnerpreis entgegenzunehmen. Ich danke der Jury für ihre einhellige und mich ermutigende Entscheidung. Und natürlich bedanke ich mich bei allen, die mir durch Mouseclick auch den Publikumspreis ermöglichten.

Ich danke auch Ihnen, die sie heute hierher kamen, um Worten über Krieg und Frieden zu lauschen. Trotz des feierlichen Rahmens ist das sicherlich nicht selbstverständlich.

Ich danke ihnen!

Timo Vogt: Danksagung für den Bertha-von-Suttner Kunst- & Medienpreis 2011. Der Preis wurde verliehen am 5. März 2011 im Unperfekthaus in Essen. Weitere Informationen zu Timo Vogt unter www.randbild.de. Foto des Preisträgers Timo Vogt: Rudi Friedrich, Connection e.V.

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