Plakatmotiv des GI-Café Kaiserslautern

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Rede anlässlich des Veterans Day bei Occupy in Frankfurt

"Wir werden nicht länger eure Kriege kämpfen!"

von Chris Capps

(11.11.2011) Der 11.11. ist ein Feiertag mit vielen Bedeutungen. Neben Sankt Martin und dem Beginn der Faschingszeit ist er in den USA und anderen Teilen Europas ein Nationaler Feiertag – der Veterans Day – hier Volkstrauertag . Dieser Tag ist der Erinnerung des Endes des Ersten Weltkrieges gewidmet und es soll den Frauen und Männern gedacht werden, die in diesem Krieg gefallen sind.

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Mein Name ist Chris und ich bin Irakveteran – Ich habe von 2005 bis 2006 in Bagdad gedient. Bei mir ist Dave – ein Vietnamveteran und noch andere, die unsere Teilnahme an der Occupy Bewegung unterstützen.

Dieser Kampf wird nicht mit Gewehren und Bomben gekämpft – sondern mit unseren Ideen und unserem Willen, die Welt zu verändern. Dieser Kampf ist der Kampf der 99% - der Großteil der Bevölkerung – gegen das eine Prozent, die auf unsere Kosten mit ihrer selbstgeschaffenen Elite und unvorstellbarem Reichtum die Regierungen und die Wirtschaft kontrollieren.

Wir stehen hier in Solidarität mit euch – mit allen Menschen, die von den Konzernen und politischen Eliten unterdrückt und ausgebeutet werden.

Lasst mich unseren Genossen Ross Caputi – der mit dem U.S. Marine Corps in Irak gedient hat – zitieren: „Ich habe im Irak nicht meinem Land gedient – Ich habe dem 1% gedient. Für sie habe ich Fallujah belagert, für sie habe ich mich daran beteiligt, Tausende zu töten, Hunderttausende unschuldige Menschen zu vertreiben und eine ganze Stadt zu zerstören.

Ich habe Exxon Mobile gedient ,Halliburton, KBR, Blackwater und vielen anderen multinationalen Konzernen im Irak. Ich war ein Besatzer Ein Occupier – und jetzt bin ich ein #occupier.“

In den USA beteiligen sich immer mehr Kriegsveteranen aus den Kriegen in Irak, Afghanistan, Persischem Golf und Vietnamkrieg an der Occupy-Bewegung – Sie nennen sich die Veteranen der 99%. Es sind:

- die Veteranen, die am 2. November in New York vom Vietnam Veterans Plaza zum New York Stock Exchange marschiert sind;

- die Veteranen, die in Solidarität stehen mit L. Cpl Scott Olsen der bei Occupy Oakland fast von der Polizei getötet wurde;

- die Veterans for Peace Veteranen, die die ersten waren, die bei Occupy Boston von der Polizei verprügelt und verhaftet wurden.

Wir Veteranen stehen in der Occupy Bewegung in den vordersten Reihen, weil wir die Auswirkungen dieses weltwirtschaftlichen Desasters aus erster Hand zu spüren bekommen.

Wir waren Zeugen der Privatisierung der Kriege in Irak und Afghanistan.

Viele von uns sind nach Hause zurückgekehrt, nur, um dort festzustellen, dass

- die Banken uns unsere Häuser weggenommen haben;

- die Arbeitslosigkeit unter Veteranen weit höher liegt als die der normalen Bevölkerung,

- unsere Jobs in Billiglohnländer der sogenannten 3. Welt ausgelagert wurden – Länder in denen wir gekämpft haben, um sie angeblich zu befreien.

Wir sind nach Hause gekommen, um festzustellen, dass die Regierung mit Milliarden die Banken rettet, aber die Hilfe und die Versorgung der Veteranen drastisch kürzt und uns die Hilfen - die Veteranen nach diesen Kriegseinsätzen für ihre Profite dringen brauchen - verweigert. Aktuelle Zahlen aus den USA besagen, dass 2011 über 13.000 Veteranen zwischen 18 und 30 Jahren obdachlos sind.

So sagen die 1% zu uns: „Thank you for your service“:

- Zu uns - die für sie geblutet haben und unsere Kameraden sterben sahen;

- zu uns Veteranen - die die in ihrem Namen und für ihren Profit Gräueltaten begangen haben;

- zu uns, die die physischen und psychischen Narben dieser sinnlosen Kriege für den Rest ihres Lebens mit sich herumtragen werden.

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Wir sagen zu den 1%: We will no longer fight your wars – wir werden nicht länger eure Kriege kämpfen! Wir kämpfen stattdessen gegen die Gewalt und Ungerechtigkeit, die Ihr über diese Welt gebracht habt!

Konzerne wie Halliburton, KBR, General Dynamics Blackwater... haben Milliarden von Dollars mit diesen menschlichen Tragödien gemacht und den Weg bereitet, damit Firmen wie Shell und Exxon die Kontrolle über die Ölfelder bekommen - und jetzt gibt es kein Geld mehr für die Zukunft?

Wir verlangen Geld für Jobs und Bildung – nicht für Kriege und Besatzungen!

Wir fordern ein Ende des Einflusses des Military Industrial Complex und der Finanzwelt auf Politiker. Die Politik muss aufhören, das zu tun, was Lobbyisten verlangen und anfangen das zu tun, was die Menschen wollen, die sie gewählt haben.

Wir sind nicht Bürger zweiter Klasse: In den USA werden Veteranen zwar fadenscheinig als Helden bezeichnet, es ist jedoch sehr deutlich, wer erstklassig behandelt wir: die 1%.

Chris Capps: Rede anlässlich des Veterans Day bei Occupy Frankfurt. 11. November 2011. http://www.gicafegermany.com

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