Desertion und fehlende Bereitschaft plagt afghanische Armee

(16.10.2012) Rekrutierungsprobleme und fehlende Bereitschaft der Soldaten im afghanischen Militär gefährde den Zeitplan für den Rückzug der Truppen der USA und anderer westlicher Staaten, sagen Vertreter des Militärs. Etwa ein Drittel der Mannstärke der afghanischen Armee geht jedes Jahr durch Desertion und geringe Rekrutierungsraten verloren, berichtete vergangenen Montag die New York Times.

Derzeit findet die Rekrutierung in die afghanische Armee statt, die die volle Stärke von 195.000 Soldaten im Juni erreichte, drei Monate vor dem Zeitplan. Trotzdem gibt es nach Ansicht der US-amerikanischen Streitkräfte keine Einheit, die ohne Unterstützung durch die NATO operieren könnte. Die Desertionsrate in der afghanischen Armee betrage zwischen 7 und 10 Prozent, so Brig.

General Dawlat Waziri, Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, erklärte, die Bezahlung von Soldaten, die zum Eintritt in die Armee bereit seien, sei höher geworden. Aber nur 75% würden sich für weitere drei Jahre verpflichten. Neben den Deserteuren und den Soldaten, die sich nicht weiter verpflichten, besteht die afghanische Armee zu einem Drittel aus neuen Rekruten.

Schwierigkeiten bei der Rekrutierung ergeben sich auch aus der zusätzlichen Sicherheitsüberprüfung, die seit den letzten Angriffen auf Soldaten der westlichen Armeen durch Angehörige des afghanischen Militärs verübt wurden.

Deserteure führen eine Reihe von Gründen an, die sie zum Verlassen der Armee treiben: Korruption unter den Vorgesetzten, unzureichendes Essen und schlechte Ausrüstung sowie Einschüchterung ihrer Familien durch die Taliban. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie sagen, sie verließen die Armee, weil sie nicht glauben, dass die Armee die Aufständischen bekämpfen kann, wenn sich das US-Militär 2014 zurückgezogen haben wird.

UPI.com: Desertion, retention plague Afghan army. 16. Oktober 2012. Übersetzung: rf

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