Protestaktion in Sheikh Jarrah, Foto: Timo Vogt

Protestaktion in Sheikh Jarrah, Foto: Timo Vogt

Israel: KriegsdienstverweigerInnen wiederholt inhaftiert

Persönliche Berichte der Shministim 2008

Einige der Shministim (AbiturientInnen) des Jahres 2008 wurden in der Folgezeit wegen ihrer Verweigerung, den Militärdienst anzutreten, mehrmals inhaftiert. In der Regel werden vom Militär jeweils einige Wochen Arrest ausgesprochen. Nach Verbüßung der Strafe erfolgt eine erneute Einberufung mit neuer Strafverfolgung. Auf dieser Seite finden sich die jeweils aktuellen Informationen zu den Inhaftierungen. (d. Red.)

Demo zur Kriegsdienstverweigerung

Neta Mishli

Alter: 18

Warum ich bei den Shministim bin:

„Ich will nicht Teil einer Organisation sein, die Kriegsverbrechen begeht und Tausenden von Unschuldigen das Leben nimmt, einer Organisation, die im Namen des Humanismus und der Demokratie mich und meine Gleichaltrigen dazu zwingt, einen Teil unseres Lebens zu opfern und unser Leben selbst – für eine heuchlerische Ruhe, die sich zuspitzen wird bis Israel entscheidet, die Kriegspolitik aufzugeben und zum Frieden findet. Um den Kreislauf des Blutvergießens zu beenden, werde ich als kleinen Schritt hiermit den Antritt zum Militärdienst verweigern.“

Erste Haftstrafe: 22. April - 10. Mai 2009

 

Raz Bar-David Varon

Raz Bar-David Varon

Alter: 18

Warum ich bei den Shministim bin:

"Ich bin heute hier, um den Dienst in der israelischen Armee zu verweigern. Ich wurde Zeuge, wie diese Armee zerstört, auf Menschen schießt und sie erniedrigt, auf Menschen, die ich nicht kenne, aber vor denen ich Hochachtung habe, angesichts ihres tödlichen Lebens mit diesem Horror. Die Realität ist selbstverständlich kompliziert, mitsamt ihrer Geschichte, den Politikern, Grenzen und Flaggen. Es wird davon ausgegangen, dass es gute Gründe für all das gibt und dafür, sich so zu verteidigen. Ich muss es herausschreien: "Das ist für mich keine Verteidigung, es tut mir weh!" Es schmerzt mich, wenn Menschen, Palästinenserinnen und Palästinenser, derartig brutal angegriffen werden und es schmerzt mich, wenn sie später ihren Hass deswegen gegen mich wenden.

Ich wurde nicht geboren, um als Soldatin zu dienen, die ein anderes Land besetzt, und der Kampf gegen die Besatzung ist auch mein Kampf. Es ist ein Kampf für Hoffnung, für eine Zukunft, die manchmal so weit weg zu sein scheint. Ich habe eine Verantwortung für diese Gesellschaft. Meine Verantwortung ist es, zu verweigern." (14. Januar 2009)

Erste Haftstrafe: 3. – 21. November 2008 (18 Tage)

Zweite Haftstrafe: 24. – 30. November 2008 (6 Tage)

Dritte Haftstrafe: 21. Dezember 2008 – 9. Januar 2009 (19 Tage)

Vierte Haftstrafe: 14. - 29. Januar 2009 (14 Tage)

Fünfte Haftstrafe: 3. Februar - 5. März 2009 (30 Tage)

Mitte März 2009 wurde Raz Bar-David Varon von der Ableistung des Militärdienstes befreit.

 

Omer Goldman

Omer Goldman

Alter: 19

Wohnort: Tel-Aviv

Warum ich bei den Shministim bin:

"Ich glaube, dass es richtig ist, der Gesellschaft, der ich angehöre, zu dienen. Und genau das ist der Grund, warum ich mich weigere, mich an den Kriegsverbrechen zu beteiligen, die mein Land begeht. Gewalt wird keine Lösung bringen, und ich werde keine Verbrechen begehen, komme was da wolle."

Erste Haftstrafe: 22. September – 10. Oktober 2008 (18 Tage)

Zweite Haftstrafe: 12. – 24. Oktober 2008 (10 Tage)

 

Mia Tamarin

Mia Tamarin

Alter: 19

Wohnort: Tel-Aviv

Warum ich bei den Shministim bin:

"Ich kann nicht Teil einer Organisation werden, die dazu dient, Gewalt mit Gewalt zu begegnen, denn dies steht in völligem Widerspruch zu allem, woran ich glaube, und zu meinem ganzen Leben. Es gibt immer eine andere, eine gewaltfreie Möglichkeit – und diese Möglichkeit wähle ich."

Erste Haftstrafe: 28. September – 10. Oktober 2008 (12 Tage)

Zweite Haftstrafe: 12. – 24. Oktober 2008 (12 Tage)

Dritte Haftstrafe: 5. – 23. November 2008 (18 Tage)

 

Sahar Vardi

Sahar Vardi

Alter: 18

Wohnort: Jerusalem

Warum ich bei den Shministim bin:

"Mir ist klar, dass ein Soldat am Kontrollpunkt nicht für die erbärmliche Politik des Unterdrückers gegenüber den Menschen verantwortlich ist, aber es ist mir unmöglich, einen Soldaten von der Verantwortung für seine Taten zu befreien. Ich meine damit die menschliche Verantwortlichkeit, keinem anderen Leid zuzufügen."

Erste Haftstrafe: 15. - 31. August 2008 (6 Tage)

Zweite Haftstrafe: 12. - 30. Oktober 2008 (18 Tage)

Dritte Haftstrafe: 3. - 21. November 2008 (18 Tage)

 

Udi Nir

Udi Nir

Alter: 19

Wohnort: Tel-Aviv

Warum ich bei den Shministim bin:

"Ich werde mich nicht an der Besatzung beteiligen oder an Handlungen, die in Widerspruch zu den mir wichtigsten Werten stehen: die Menschenrechte, die Demokratie und die persönliche Verantwortung, die jeder Mensch anderen Menschen gegenüber trägt."

Erste Haftstrafe: 21. August - 7. September 2008 (18 Tage)

 

Tamar Katz

Tamar Katz

Alter: 19

Wohnort: Tel-Aviv

Warum ich bei den Shministim bin:

"Ich weigere mich aus Gewissensgründen, der Einberufung in das israelische Militär nachzukommen. Ich will nicht Teil einer Besatzungsarmee sein, die seit Jahrzehnten in fremde Länder eindringt, dort ein rassistisches Raubregime aufrecht erhält , die Bevölkerung tyrannisiert und unter dem falschen Vorwand von Sicherheit Millionen von Menschen das Leben schwer macht."

Erste Haftstrafe: 28. September – 10. Oktober (12 Tage)

Zweite Haftstrafe: 12. – 30. Oktober 2008 (18 Tage)

Dritte Haftstrafe: 1. – 22. Dezember (21 Tage)

Am 6. Januar 2009 wurde Tamar Katz von der Ableistung des Militärdienstes befreit.

 

Yuval Ophir-Auron

Yuval Ophir-Auron

Alter: 19

Warum ich bei den Shministim bin:

"Ich bin davon überzeugt, dass nur wir selbst bestimmen, ob es unser Schicksal ist, unter dem Schwert zu leben. Es gibt einen anderen als den Weg des Krieges ist. Es ist der Weg des Dialogs, der Verständigung, der Zugeständnisse, der Vergebung und des Friedens. Ich glaube, dass man Verantwortung übernehmen und mit dem Weg, den man einschlägt, in Einklang sein sollte. Deshalb kann ich nicht in eine Armee eintreten, hinter deren Taten ich nicht stehen und deren Verhalten ich nicht rechtfertigen kann."

Erste Haftstrafe: 24. November – 5. Dezember 2008 (11 Tage)

Zweite Haftstrafe: 7. – 14. Dezember 2008 (7 Tage)

Dritte Haftstrafe: 14. Dezember 2008 – 2. Januar 2009 (21 Tage)

Am 11. Januar 2009 wurde Yuval Ophir-Auron von der Ableistung des Militärdienstes befreit.

 

Maya Yekhieli-Wind

Maya Yekhieli-Wind

Warum ich bei den Shministim bin:

"Es ging mir wie vielen anderen Israelis. Auch ich konnte die israelische Armee nicht wegen ihrer unmoralischen Aktionen kritisieren oder sie damit konfrontieren. Ich stelle fest, dass diese Schwierigkeit daher rührt, dass ich mich mit den SoldatInnen meines Alters verbunden fühle, die auch meine Freunde sein könnten. Heute bringt mich genau diese Erkenntnis dazu, dass ich die Ableistung des Militärdienstes verweigere. Ich kann nicht die Menschlichkeit der Israelis anerkennen und Palästinenserinnen und Palästinenser davon ausschließen. Gerade wegen meines tiefen Gefühls der Verpflichtung und Verantwortung der Gesellschaft gegenüber, in der ich aufwuchs, weigere ich mich, am Kreislauf des Blutvergießens teilzunehmen.

Wir können nicht länger unser Militär eine "Verteidigungsarmee" nennen. Eine Verteidigungsarmee erobert kein Land eines anderen Volkes. Eine Verteidigungsarmee hilft nicht beim Bau von Siedlungen auf diesem Land. Eine Verteidigungsarmee erlaubt Siedlern nicht, Steine auf palästinensische Zivilisten zu werfen und verweigert nicht Palästinensern den Zugang zu dem Land, das die Quelle ihres Lebensunterhalts ist. All dies dürfen keine Handlungen einer Verteidigungsarmee sein.

Die Besatzung nützt in keiner Weise zur Verteidigung. Ganz im Gegenteil, die sinnlose Besatzung von Millionen führt nur zu einer Radikalisierung ihrer Positionen, zu Hass und der Eskalation der Gewalt. Gewalt ist ein Kreislauf, der sich selbst nährt. Dieser Kreislauf wird nicht enden, bis jemand aufsteht und sich ohne Kompromisse weigert, daran teilzunehmen. Das ist es, was ich heute tue.

Meine Ansichten betreffen auch den gegenwärtigen Kriegseinsatz in Gaza. Die eine Form von Gewalt kann die andere nicht beenden. Die gegenwärtige Gewalt ist ein Ergebnis jahrzehntelanger Besatzung sowie einer Blockade des Gaza seit dem Rückzug aus diesen Gebieten. Ich trauere um die Toten, auf palästinensischer und auf israelischer Seite. Schon wieder haben wir uns für Krieg entschieden." (14. Januar 2009)

Erste Haftstrafe: 14. - 29. Januar 2009 (14 Tage)

Zweite Haftstrafe: 3. - 28. Februar 2009 (25 Tage)

Mitte März 2009 wurde Maya Yekhieli-Wind von der Ableistung des Militärdienstes befreit.


 

Quelle: www.december18th.org, Mitteilung der Shministim, 15. Januar 2009 und eMail von New Profile, 4. Februar 2009. Stand: 20. Februar 2009. Übersetzung: Rudi Friedrich und Endy Hagen

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