Eritrea: »Wenn ich abhaue, wird sich Gott freuen«

von Rusom Tekle

(01.05.2006) Mein Vater kam 1979 durch eine Mine zu Tode, während des Befreiungskrieges gegen Äthiopien. Meinen liebsten Vater hatte ich nun verloren. Ich begann, Waffen zu hassen, die dies verursacht hatten.

Nach dem Tod meines Vaters kümmerte sich ein Freund meines Vaters um mich. 1985 wurde er von Angehörigen der Befreiungsbewegung gemeinsam mit vier anderen Bewohnern mitgenommen. Ihn und einen Priester exekutierten sie. So verlor ich ein zweites Mal eine mir vertraute und wichtige Person. Ich war deswegen voller Angst, aber auch Hass. Ich floh 1987 in den Sudan, statt mich dem Befreiungskampf anzuschließen.

1996 wurde ich aus dem Sudan nach Eritrea abgeschoben und leistete meinen Nationaldienst ab. Als der Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien begann, floh ich erneut in den Sudan und kam 2003 nach Deutschland.

Die eritreische Regierung sieht den Nationaldienst nur als Möglichkeit an, den Jugendlichen eine Waffe in die Hand zu geben, damit sie andere töten. Ich bin gegen dieses Ziel. Gottes Wort sagt, dass wir Menschenleben retten sollen, nicht töten. Wenn ich mich vor dem Kriegsdienst verstecke oder abhaue, wird sich Gott freuen. Es ist Gottes Wille.

Als ich nach Deutschland kam, traf ich auf die Eritreische Antimilitaristische Initiative. Ich war froh darüber, Menschen zu treffen, Menschen, die so ähnlich denken wie ich. So bin ich Mitglied der Initiative geworden.

Der Beitrag erschien in: Connection e.V. und Eritreische Antimilitaristische Initiative: Gegen Krieg und Diktatur in Eritrea, Mai 2006. Wir danken für die finanzielle Förderung durch den Katholischen Fonds, den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), die Aktion Selbstbesteuerung e.V. (asb) sowie den Fonds der EKHN "Dekade zur Überwindung der Gewalt"

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