Köln, 16. April 2022

Köln, 16. April 2022

Connection e.V. trifft Nash Dom aus Belarus

Unterstützung für Kriegsdienst-Flüchtende aus Belarus, der Ukraine und Russland angebahnt

von Jens Wittneben

(18.04.2022) Am 15. April war die Geschäftsführerin der belarussischen Organisation Nash Dom (Unser Haus) bei Connection e.V. in Offenbach zu Gast. Wir haben erstens vereinbart, eine Ratgeber-Datenbank für Kriegsdienst-Flüchtende aus Belarus, der Ukraine und Russland voranzutreiben. Zweitens beabsichtigen Nash Dom und Connection e.V. beim Europäischen Parlament Lobbyarbeit zu initiieren für kriegsdienstverweigernde Menschen aus den genannten Ländern.
Olga Karatch, Geschäftsführerin von Nash Dom, erläuterte, dass es ihr Anliegen ist, kriegsdienst-pflichtigen Männern eine Alternative und einen Ausweg aus dem Rollen-Stereotyp der belarussischen Machthaber zu bieten. Die Regierung Lukaschenko versuche, belarussische Männer dazu zu bringen, mit ihrem Militärdienst und im Krieg gegen die Ukraine zu beweisen, gute Männer zu sein.
Nash Dom habe an den westlichen Grenzen von Belarus Anlaufstationen eingerichtet, in denen sie belarussiche Flüchtende unterstütze, zum Beispiel dabei, über die Grenze nach Litauen zu gelangen. Im Nash Dom-Zentrum in Litauen erhalten sie humanitäre Hilfe – und Kriegsdienstverweigerer könnten dort gute Männlichkeit leben, indem sie Belaruss:innen und ihren Kindern in der litauischen Diaspora tatkräftig beistehen. 2.000 Belaruss:innen seien bereits nach Litauen geflüchtet – 40 von ihnen hätten offiziell Asyl beantragt.
Menschen in Belarus kritisierten nicht nur die Kriegsdienstpflicht, sie litten auch unter Menschenrechtsverletzungen – dem Schwerpunkt des Engagements von Nash Dom: die NGO unterstütze Familien und Frauen, deren Kinder wegen angeblicher Drogendelikte jahrelang in Arbeitslager deportiert würden sowie Oppositionelle, die in Haft mit Folter bedroht würden.
Olga Karatch berichtete, dass nach offiziellen Angaben aus Belarus 20.000 Menschen das Land verlassen haben. Aufgrund aktueller Ausreisebestimmungen sind viele Belaruss:innen in der Türkei und Georgien gestrandet. Auch deshalb sprach Karatch vermutlich in Offenbach sehr oft von der belarussischen Diaspora.
Zum Ersten wollen Nash Dom und Connection e.V. Rat und Informationen für russische, ukrainische und belarussische Kriegsdienst-Flüchtende sammeln und auf social media-Kanälen veröffentlichen. Connection e.V. will dieses Projekt auch finanziell unterstützen. Zum Zweiten soll diese Kooperation auch eine Petition für Kriegsdienst-Flüchtende aus Belarus, der Ukraine und Russland an das Europäische Parlament unterstützen, die sich an die entsprechende Petition an den Deutschen Bundestages anschließt.

Jens Wittneben: Connection e.V. trifft Nash Dom aus Belarus. 18. April 2022. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2022

Stichworte:    ⇒ Arbeit von Connection e.V.   ⇒ Belarus   ⇒ Desertion   ⇒ International   ⇒ Kriegsdienstverweigerung