Veteranen wenden sich gegen Kriege in Afghanistan und Irak

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Pressemitteilung vom 16. März 2009

 

Über 150 Personen besuchten das Winter Soldier Hearing am vergangenen Samstag in Freiburg. Neun Veteranen und Soldaten aus den Armeen der USA, Großbritanniens und Deutschlands sprachen dort über ihre Erfahrungen und bezogen Stellung gegen die Kriege in Afghanistan und Irak. Ergänzt wurde dies durch einen Beitrag der Psychologin Rose Kazma, die mit US-SoldatInnen arbeitet, die unter dem Posttraumatischem Stresssyndrom (PTSD) leiden.

"Ich war dafür zuständig, Apache Hubschrauber wieder kampffähig zu machen", beschrieb der US-Deserteur André Shepherd seine Aufgabe im Irak. "Als ich gesehen habe, was mit den Hubschraubern angerichtet wurde, die Zerstörung der Infrastruktur, Verbreitung von Armut und Krankheiten durch die Kampfeinsätze, Tote, Millionen von Flüchtlingen, musste ich mich fragen: Was haben wir da getan?" André Shepherd beantragte im November 2008 Asyl in Deutschland und wartet derzeit auf eine Entscheidung des Bundesamtes für Migration.

Chris Arendt, der als US-Soldat als Gefängniswärter in Guantanamo eingesetzt worden war, klagte die völkerrechtswidrige Praxis der USA an, Gefangene über Jahre ohne jedes Gerichtsverfahren unter unmenschlichen Bedingungen festzuhalten. "Die USA sind stolz auf ihr Rechtssystem. Aber in Guantanamo halten wir Gefangene jahrelang fest, ohne dass etwas passiert. Es wird ihnen noch nicht einmal gesagt, was ihnen vorgeworfen wird. Wir zerstören das Leben von Hunderten. Und bis jetzt gibt es nicht einmal eine Entschuldigung dafür."

"Wenn man den Feind nicht mehr als Mensch ansieht, ist es viel einfacher, ihn zu töten, ihn zu foltern, die Häuser zu zerstören" schilderte Eddie Falcon seine Erfahrungen, die er sowohl in Afghanistan als auch im Irak machte. Er berichtete von anderen Soldaten, die damit ihre Handlungen begründeten: "Die anderen haben einfach gesagt: Die hier sind verrückt, die glauben ja noch nicht einmal an Jesus. Komm, wir sprengen das hier einfach in die Luft." Er beschrieb zudem, dass Rassismus dazu beiträgt, die Kriege weiterzuführen.

"Deutschland unterstützt den völkerrechtswidrigen Irakkrieg", beklagte der Bundeswehrsoldat Christian Neumann. "Deutsche Offiziere sind in den AWACS-Flügen vertreten, die über der Region kreisen, über den Flughafen in Leipzig wurden im Jahr 2008 nicht weniger als 400.000 US-Soldaten in den Irak geschleust und es ist, meiner persönlichen Meinung nach, kein Geheimnis, dass deutsche Offiziere "undercover" (z.B. BND) vor Ort waren und vermutlich sogar noch sind." Neumann fordert, "Die Verantwortlichen für Unrecht in Irak und Afghanistan müssen zur Rechenschaft gezogen werden."

"Wir haben heute Veteranen und Soldaten gehört, die sehr persönlich über ihre Erlebnisse im Militär als Teil der Besatzungsarmeen berichtet haben", sagte im Anschluss Rudi Friedrich von Connection e.V., einer der zahlreichen Gruppen, die das Winter Soldier Hearing unterstützten, zu dem die Iraq Veterans Against the War eingeladen hatten. "Es zeigt, wie sehr die Kriege die Gesellschaften dort zerstören, aber auch, wie Soldaten selbst entmenschlicht werden. Viele, die wir in Freiburg erlebt haben, werden ihr Leben lang unter ihren Handlungen leiden, die sie als ihre Pflicht angesehen haben. Wir sind sehr froh, dass sie heute öffentlich Stellung gegen die Kriegspolitik ihrer Regierungen beziehen."

 

gez.

Zack Baddorf (IVAW Europe)

Rudi Friedrich (Connection e.V.)

Connection e.V. und Iraq Veterans Against the War Europe: Pressemitteilung vom 16. März 2009.

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