Russland: Einjähriger Militärdienst hat Dedowschina nicht beendet

(01.03.2010) Die 2008 auf ein Jahr reduzierte Wehrpflicht sollte das Konfliktpotential zwischen Wehrpflichtigen verschiedener Einberufungszeiträume verringern. Die „dedy“ oder „Großväter“ sollten früher entlassen werden, da sie oft neu Einberufene beschimpften, schikanierten oder in anderer Weise misshandelten.

Am Donnerstag hat der Kommandeur des Militärbezirkes Sibirien, Generalleutnant Wladimir Chirkin, Journalisten aber folgendes berichtet: „Das Militär hatte eine erhebliche Abnahme dieser Vergehen erwartet. Bedauerlicherweise bleiben die Schikanen aber weiter ein akutes Problem. Die Wehrpflichtigen, die nun zwölf Monate Dienst abzuleisten haben, sehen sich nun nach sechs Monaten Dienst selbst als „Altgediente“ an – und dann passiert das Gleiche wie zuvor. Offensichtlich ist dieser Virus übertragbar. (…) Wir wissen nun, dass wir bei der Suche nach Ursachen der Schikanierungen nicht auf die Länge des Dienstes, sondern wohl tiefer schauen müssen. Wir müssen stärker mit den Kommandeuren der einzelnen Abteilungen arbeiten. Dieses Jahr wird die Frage der Disziplin bei uns sogar noch einen höheren Stellenwert haben, als die Kampffähigkeit.“

Chirkin ergänzte, dass verschiedene stark beachtete Misshandlungen im Militärbezirk Sibirien derzeit untersucht würden.

Veronika Marchenko von der Organisation Mütterrechte bestätigt, dass die Dedowschina nicht beendet worden sei: „In der Armee schlagen sie die Menschen nach wie vor vom dritten Tag des Dienstes an.“ Marchenko nimmt an, dass nur die Beendigung der Wehrpflicht ein Weg wäre, um die Dedowschina in den Griff zu bekommen. Das sei aber derzeit nicht wahrscheinlich, angesichts der eigentlich komplett fehlenden Professionalisierung durch Berufssoldaten.

1. März 2010: One-Year Conscription Hasn’t Stopped Dedovshchina. http://russiandefpolicy.wordpress.com/2010/03/01/one-year-conscription-hasn%E2%80%99t-stopped-dedovshchina/. Übersetzung: Rudi Friedrich

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