Türkei: Öffentliche Kriegsdienstverweigerung in Istanbul
Zahl der Verweigerer steigt auf 121 an
(27.06.2010) Şendoğan Yazıcı aus Istanbul erklärte als 121. Türke seine Kriegsdienstverweigerung. Auf einer Pressekonferenz sagte Yazıcı, der von der Friedensplattform für Kriegsdienstverweigerung unterstützt, gegenüber dem türkischen Radio und dem Istanbuler Fernsehen, dass er sich weigert, eine Waffe zu berühren, um so „zu einer friedlichen Welt für meine Kinder beizutragen“. Der 36-jährige Yazıcı, Vater von zwei Kindern, ergänzte, dass er sich der Konsequenzen seiner Entscheidung bewusst sei, aber er sei glücklich, nun Teil der Bewegung der Kriegsdienstverweigerer zu sein.
Im Anschluss wandte sich Ezgi Aydın, Mitglied der Plattform, an die Journalisten und machte deutlich, dass die neuerlichen militärischen Operationen im Südosten des Landes die Familien und die Jugend beunruhigt in die Zukunft blicken ließen. „Kriegsdienstverweigerung ist ein Recht“, ergänzte er. „Wir rufen alle dazu auf, ihre Rechte wahrzunehmen. Nutzt Euren freien Willen, um nicht zu töten oder getötet zu werden – vergießt nicht das Blut Eurer Brüder.“
Gegenüber der Hürriyet Daily News sagte Yazıcı im Anschluss, dass die Verfahren gegen Kriegsdienstverweigerer „willkürlich“ seien und ergänzte, dass er deshalb auch nicht wisse, welche Maßnahmen gegen ihn getroffen würden. „Der Staat sollte die internationalen und ratifizierten Vereinbarungen umsetzen, die das Recht auf Kriegsdienstverweigerung anerkennen.“
Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, dass Yazıcı für seine Aktion eine 10-monatige Haftstrafe im Militärgefängnis erhält, so sein Anwalt Ahmet Ergin. „Wenn er diese Haft verbüßt haben wird, ist es denkbar, dass ihn das Militär aufgrund ‚psychischer Erkrankung‘ als untauglich einstuft und aus dem Militär entlässt“, ergänzte er.
Hürriyet Daily News: Istanbul Man Becomes 121st Conscientious Objector. 27. Juni 2010. Übersetzung: Rudi Friedrich: Auszüge
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