Türkei: Kriegsdienstverweigerer Süver nach Izmir überstellt
(10.08.2010) Izmir - Kriegsdienstverweigerer Inan Süver befindet sich immer noch im Kasımpasa-Militärgefängnis in Istanbul. Er wird aber nach Izmir überstellt werden, wo auch ein erneutes Verfahren gegen ihn eröffnet werden wird. Gegen ihn liegt bereits jetzt eine rechtskräftige Gefängnisstrafe von 35 Monaten vor.
Der kurdisch-türkische Kriegsdienstverweigerer Inan Süver wurde bei einer Razzia in seinem Haus in Istanbul festgenommen und in das Kasımpasa Militärgefängnis gebracht.
Süver hatte der Gefängnisleitung erklärt, dass er keine Militärkleidung tragen wird. Sein Rechtsanwalt teilte mit, dass er darüber mit der Gefängnisleitung gesprochen habe und ihm versichert worden sei, dass Inan Süver weiterhin seine zivile Kleidung tragen darf.
Süver wurde vom Militärgericht bereits drei Mal verurteilt: zu insgesamt 35 Monaten Gefängnisstrafe. Grund für die Verurteilungen war, dass er während des Militärdienstes nicht rechtzeitig aus seinem Urlaub zurückgekehrt ist.
Ein weiteres Verfahren vor einem Militärgericht wird nun gegen ihn in Izmir eröffnet werden. Falls er freigelassen werden sollte, kann er wie schon zuvor an seine Einheit überstellt werden, um den restlichen Militärdienst abzuleisten. In diesem Fall wird die ganze Folter, die er seit Jahren erdulden muss, erneut stattfinden. Der Befehlsverweigerung folgt Gefängnis, nach erneuter Überstellung folgt wiederum Befehlsverweigerung und Gefängnis. Es kann aber auch sein, dass er aufgrund der vorherigen Verurteilung vorerst in ein Militärgefängnis zur Verbüßung der Haftstrafe überstellt wird.
Inan Süver wurde von der Menschenrechtsstiftung der Türkei (TIHV) unterstützt, weil er schon mehrere Male festgenommen und gefoltert worden ist. Deshalb erhielt er vom TIHV auch medizinische Hilfe.
Rechtsanwalt Davut Erkan teilte der Presse mit, dass sich die Verteidigung im Verfahren in Izmir auf seine Kriegsdienstverweigerung stützen wird. Er fügte hinzu, dass eine Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht wird.
Inan Süver selbst erklärte: „Selbst wenn ich viele Jahre im Gefängnis verbringen muss, werde ich immerhin zusammen mit anderen verweigernden Freunden inhaftiert. Wir werden uns zusammentun und gemeinsam gegen den Krieg stellen. Ich werde nie aufhören, gegen die Grausamkeiten des Militärs Widerstand zu leisten. Ich werde nie Soldat werden. Ob Türke, Kurde oder Lase, wer auch immer, aus welcher Kultur auch immer: Tun wir uns zusammen und stellen uns der Realität – ohne Angst zu haben. Lasst uns den Kriegsdienst verweigern.“
Fırat News Agency: Vicdani retçi Süver, İzmir’e getirilecek, 10. August 2010. Übersetzung: Ali Avci
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