Meine Reaktion zur Ablehnung durch das Bundesamt
André Shepherd bezieht Stellung
(07.04.2011) Sehr geehrte Damen und Herren, danke, dass Sie heute gekommen sind. Wie sie bereits wissen, hat mein Asylverfahren in Deutschland eine neue Wendung genommen. Obwohl ich sehr enttäuscht darüber bin, dass das Bundesamt meinen Antrag abgelehnt hat, muss ich sagen: Es kam nicht unerwartet angesichts des gegenwärtigen politischen Klimas. Ich möchte der deutschen Regierung für meine Aufnahme in den letzten Jahren danken. Trotzdem muss ich mein Recht auf freie Rede ausüben und meine Skepsis ausdrücken und deutlich machen, dass ich die Entscheidung vollständig ablehne. Ich glaube, dass die darin ausgedrückte Annahme falsch ist, dass es nicht genügend Beweise für die Illegalität des Krieges im Irak gibt. Trotz der Geheimhaltung über den US-amerikanischen Luftkrieg lagen genügend Beweise dafür vor, dass die US-Kriegsmaschine im Irak eben nicht aus „humanitären Gründen“ dort ist. Ich finde auch die Feststellung absurd, dass das „Rechtssystem“ der USA fair sei gegenüber allen, die den Mut haben, ihr gottgegebenes Recht wahrzunehmen, Nein zu sagen, auch gegenüber der mächtigsten Nation in der Welt.
Selbstverständlich werden wir das Verfahren weiterbetreiben und zwar aus zwei wichtigen Gründen.
Zum einen will ich nicht den Rest des Lebens mit dem Gedanken zurückblicken, dass ich wegen der „Straftat“ weggefangen werden könnte, gegen meine Regierung aufgestanden zu sein. Ich bin weiter der Auffassung, dass ich, wie auch die anderen Kriegsverweigerer, nicht verfolgt werden darf. Vielmehr sollten die strafrechtlich verfolgt werden, die es verdient haben, wie die Anstifter und die Täter der gegenwärtigen Kriege gegen die Menschheit, statt unabhängig denkende junge Männer und Frauen unter Bedingungen zu inhaftieren, die der Folter gleichkommen, wie Bradley Manning.
Zum anderen nenne ich einen Grund, der eigentlich gar nicht genannt werden müsste. Aber angesichts der Umstände muss er gesagt werden. Schauen Sie auf all die Kriege, die die USA in den letzten zehn Jahren geführt haben. Wie viele Menschen starben, wie viele verloren ihre Lieben, wie vielen wurden das Leben ruiniert, nur wegen der Lügen aus Washington D.C.? Wie viele Soldaten leben auf der Straße, verließen auf Dauer ihr Heimatland oder wurden von den sogenannten Führern der „freien Welt“ verurteilt? Wie viele weitere Länder plant mein Heimatland zu besetzen, um scheinbare Bedrohungen zu vertreiben? Wie lange lassen wir diesen Wahnsinn zu? Wenn wir als Menschen nicht zusammenstehen für das, was recht ist – und wenn wir es nicht bald tun, werden wir möglicherweise kein Morgen haben, über das wir reden können. Mein Fall wird wahrscheinlich nicht den US-Imperialismus stoppen, aber es kann ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein, um den Alptraum zu beenden, der auf der Welt um sich greift. Wir müssen weitermachen, um die Gerechtigkeit in der Welt wiederherzustellen.
André Shepherd: Reaction To Asylum Decision. 7.4.2011. Übersetzung: Rudi Friedrich. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2011
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