Türkei: Halil Savda wegen Aufruf zur Kriegsdienstverweigererung verurteilt

von Connection e.V.

(05.06.2008) (5. Juni 2008) Am 2. Juni 2008 wurde in der Türkei der Kriegsdienstverweigerer Halil Savda zu einer Haftstrafe von fünf Monaten verurteilt, weil er öffentlich die Ableistung des Militärdienstes in Frage gestellt hatte. Damit wird die jahrelange Strafverfolgung des Kriegsdienstverweigerers fortgesetzt. Er ist bereits im März diesen Jahres verhaftet worden, um eine Haftstrafe wegen Befehlsverweigerung zu verbüßen.

Am 1. August 2006 hatte er an einer Aktion vor dem israelischen Konsulat in Istanbul teilgenommen, die zur Unterstützung von israelischen Verweigerern des Libanonkrieges durchgeführt wurde. Dort erklärte er: "Ja, ich wiederhole meinen Aufruf: Geht nicht zum Militär! Ich betone klar und ohne jedes Aber: Alle Kriege und bewaffnete Organisationen sind schlecht und schmutzig."

Aufgrund dieser Äußerung wurde er wegen "Distanzierung des Volkes vom Militär" angeklagt. Das Gericht reduzierte die Mindeststrafe von sechs Monaten wegen guter Führung um einen Monat. Die Anwältin von Halil Savda ging gegen das Urteil umgehend in Berufung.

Wiederholt hatte die Europäische Union festgestellt, dass "das türkische Rechtssystem die Meinungsfreiheit nicht in vollem Umfang gemäß den europäischen Standards garantiert" und eine Änderung der diesbezüglichen Artikel eingefordert, z.B. im letzten Fortschrittsbericht vom 6.11.2007. Das Urteil zeigt jedoch, dass die türkische Justiz keineswegs gewillt ist, dieser Aufforderung nachzukommen und weiterhin Personen verfolgt, die sich kritisch zum Militär stellen und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung einfordern.

Die Türkei verfolgt Kriegsdienstverweigerer auf zweierlei Art und Weise. Zum einen wird das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht anerkannt. Kriegsdienstverweigerer wie Halil Savda, Osman Murat Ülke oder Mehmet Tarhan wurden wegen Befehlsverweigerung bzw. Ungehorsam bis zu sieben Mal verurteilt. Zum zweiten werden öffentliche Äußerungen gegen das Militär, wie jetzt wieder bei Halil Savda, unter Strafe gestellt.

Connection e.V. fordert angesichts des Urteils erneut die volle Anerkennung des Menschenrechts auf Kriegsdienstverweigerung, eine Ende der Strafverfolgung und die sofortige Freilassung von Halil Savda.

gez. Rudi Friedrich

 

Connection e.V. bittet zudem um Unterstützung der online-Faxaktion für türkische Kriegsdienstverweigerer.

Connection e.V., Pressemitteilung vom 5. Juni 2008

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