Burma/Myanmar: Teenager beantragt nach Desertion Schutz bei der ILO

von Aye Nai

(07.05.2012) Ein Teenager, der vor vier Jahren zwangsweise zum Militär rekrutiert wurde, hat im Büro der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Rangun Schutz beantragt, nachdem er desertierte.

Der 19-jährige Ye Min Oo war von einem Mann überredet worden, seine Heimatstadt Chanmyatharzi im Bezirk Mandalay zu verlassen, indem ihm dieser einen Job beim Bau im Township Kyaikhto in Mon anbot, der doppelt so gut bezahlt werden würde, wie die bisherige Arbeit von Ye Min Oo. In Kyaikhto stellte Ye Min Oo fest, dass der Mann tatsächlich ein Rekrutierer der Armee war. Ye Min Oo wurde bedroht und dazu gezwungen, dem Bataillon für Leichte Infanterie Nr. 570 in Monghpyat in Shan beizutreten, wo er fast vier Jahre lang blieb.

„Nachdem ich die Kaserne erreichte, durfte ich meine Familie nicht kontaktieren. Später erklärte ich mich gegen meinen Willen einverstanden, der Armee beizutreten. Zu der Zeit war ich 16 Jahre alt“, sagte Ye Min Oo.

Anfang diesen Jahres trat Ye Min Oo das erste Mal seit seinem Weggang in Kontakt mit seiner Familie. Kurze Zeit später kehrte er nach Mandalay zurück, um sie zu besuchen. Als er zu Hause war, entschied er, nicht wieder zur Armee zurückzukehren. „Es war schrecklich für mich. Ich wusste nicht, ob mein Sohn lebte oder tot war“, sagte seine Mutter Ni Ni San.

Letzten Sonntag ging die Familie zum Büro der Internationalen Arbeitsorganisation in Rangun und bat um Unterstützung, damit Ye Min Oo nicht von der Armee wegen Desertion verhaftet werde. Die Familie bat die ILO, ihrem Sohn ein Dokument auszustellen, womit er einem Militärgerichtsverfahren entgehen könne.

Nach dem burmesischen Gesetz können Soldaten, die wegen Straftaten angeklagt werden, vor ein Militärgericht gestellt werden, nicht aber vor ein ziviles Gericht. Obwohl die Einberufung von Kindersoldaten nach burmesischem und internationalem Recht verboten ist, ist es in der burmesischen Armee üblich. Kinder über 15 Jahre dürfen nach dem Gesetz freiwillig in die Armee gehen, eine zwangsweise Rekrutierung ist erst mit 18 Jahren gestattet.

Die Geschichte von Ye Min Oo ist kein Einzelfall, in einem Land, in dem die herrschenden Generäle energisch die burmesische Armee vergrößert haben, die nun schätzungsweise 500.000 Mann stark ist und damit eine der weltweit größten im Vergleich zur Bevölkerung. Ein kürzlich verabschiedetes Gesetz, wonach Männer und Frauen ab 18 Jahren wehrpflichtig sind, wird diese Zahl weiter erhöhen.

Kommandeure der Bataillone sind angehalten, bestimmte Quoten von neuen Soldaten zu erreichen. Bei Erreichen der Ziele werden sie mit Essen oder Geld ausgezeichnet. Daher rührt die weiter praktizierte Rekrutierung von Kindern. Ein Bericht von Human Rights Watch aus 2002 gibt an, dass bis zu 70.000 Kinder im Militär sein könnten. Aktuellere Schätzungen sind extrem schwer zu erhalten.

Aye Nai, Democratic Voice of Burma (Demokratische Stimme von Burma): Teenager seeks protection after deserting army. 7. Mai 2012. Übersetzung: rf

Stichworte:    ⇒ Desertion   ⇒ Kindersoldaten   ⇒ Myanmar   ⇒ Rekrutierung