„Ich verkünde meine Kriegsdienstverweigerung“
(24.03.2011) Ich heiße Onur Erden und bin 1985 in Rehyanlı/Hatay geboren. Infolge von familiärem und gesellschaftlichem Druck habe ich mich am 2. Januar 2002 dem Militär gestellt. Allerdings habe ich in der Kaserne die Ausbildung an der Waffe verweigert, wurde aber ständig dazu gezwungen.
Aufgrund meiner humanistischen Wertvorstellungen wollte ich im permanenten Krieg in unserem Land keine Partei ergreifen. Meine Vaterlandsliebe hat mit Waffen und hohlen Diskursen nichts zu tun, denn diese werden von den Türkischen Streitkräften seit Jahren gegen die kurdische Bevölkerung missbraucht. Daher bin ich desertiert. Als ein arabischer Jugendlicher bin ich im Krieg gegen unsere kurdischen Geschwister unparteiisch, weswegen ich meine Kriegsdienstverweigerung erklärt habe. Ich wurde am 7. Juli 2006 gefasst und in ein Militärgefängnis überführt. Dort habe ich mehrfache Folter über mich ergehen lassen müssen. Nach meiner Entlassung am 23. Januar 2007 wollten sie mich wieder einberufen. Ich weigerte mich jedoch erneut und habe mich nicht gestellt. Am 12. März 2009 wurde ich gefasst und wieder in ein Militärgefängnis gesteckt, wo ich unmenschlichen Haftbedingungen ausgesetzt wurde. Ich wandte mich an die entsprechenden offiziellen Stellen und unterstrich, dass ich eher sterben würde als Soldat zu werden. Die Kommandanten drohten damit, meine Mutter zu ermorden. Ich werde trotz allem keine Partei ergreifen und verkünde nochmals meine Kriegsdienstverweigerung.
Onur Erden: Kriegsdienstverweigerungserklärung vom 24. März 2011. Übersetzung: omü. Quelle: http://www.savaskarsitlari.org/arsiv.asp?ArsivTipID=8&ArsivAnaID=62039. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe September 2013
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