Türkei: Kriegsdienstverweigerer Ali Fikri Işık ist nicht allein!
(09.11.2013) Das Vorstandsmitglied des Vereins für Kriegsdienstverweigerung, Ali Fikri Işık, wurde am Montag, dem 11. November 2013, von der Nördlichen Marinekommandantur zur Feststellung seiner Tauglichkeit an die Medizinische Militärakademie (GATA) in Haydarpaşa (Istanbul) überwiesen. Er wird momentan in der GATA festgehalten.
Işık wurde 1980 in Folge des Militärputsches inhaftiert und verweigerte den Kriegsdienst, nachdem er Jahre später aus dem Gefängnis zur Einberufung dem Militär übergeben wurde. In den folgenden Jahren lebte er bis 2012 als Deserteur im Zustand des “zivilen Todes”. Işık erklärte im August 2012 seine Kriegsdienstverweigerung während einer Gerichtsverhandlung in der Şükrü Paşa Kaserne in Edirne in kurdischer Sprache. Seitdem wird er verschiedensten Einschüchterungsversuchen und Repressionen ausgesetzt.
Ali Fikri Işık, der im Dreigespann von Militärgericht, Militärgefängnis und Militärkrankenhaus seiner Freiheit beraubt wurde, befindet sich momentan zur Feststellung seiner Tauglichkeit in GATA. Das Militär hat schon viele Kriegsdienstverweigerer in Militärkrankenhäusern festgehalten, unter dem Vorwand, sie hätten eine Persönlichkeitsstörung oder seien psychosexuell gestört. Nun ist Ali Fikri Işık an der Reihe.
Wir Kriegsdienstverweigerer wenden uns gegen den Zwangsdienst. Statt auf unsere Argumente einzugehen, täuscht das Militär vor, unsere Tauglichkeit überprüfen zu wollen.
Obwohl das von den Vereinten Nationen und der Europäischen Union gesetzlich vorgesehene Recht auf Kriegsdienstverweigerung mit einem verbindlichen Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) im Juli 2011 nun für alle Mitgliedsstaaten des Europarates durchgesetzt werden soll, ist die Türkei der einzige der 47 Mitgliedsstaaten, der dieses Recht immer noch nicht als Menschenrecht anerkennt und damit auch gegen Art. 90 der eigenen Verfassung verstößt.
Wir erinnern das Militär, das uns trotz unserer Kriegsdienstverweigerung auf Tauglichkeit überprüfen will, erneut daran: Als Kriegsdienstverweigerer und Kriegsgegner wissen wir, dass niemand durch Zwang von der Notwendigkeit des Militärdienstes überzeugt werden kann. Wir nehmen unser Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung in Anspruch und verweigern den Zwangsdienst aus freiem Willen.
Wir unterstreichen erneut: Selbst wenn ihr uns mit Militärgerichten, Militärgefängnissen, Militärkrankenhäusern, Ausweiskontrollen und Zwangsrekrutierung verängstigen und einschüchtern wollt, werden wir nicht nachgeben und weiterhin verweigern!
Wie Ali Fikri Işık schon sagte: "Wir sind nicht eure Soldaten, wir sind Kriegsdienstverweigerer!"
Verein für Kriegsdienstverweigerung: Pressemitteilung vom 9. November 2013. Übersetzung: omü. Quelle: http://tinyurl.com/pfp68ar
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