Bradley Manning

Bradley Manning

Chelsea beendet Hungerstreik

Armee gibt nach, aber Einzelhaft wegen Selbstmordversuch

von Courage to Resist

(23.09.2016) Ein Disziplinargericht des Gefängnisses hat Chelsea Manning zu 14 Tagen Einzelhaft verurteilt, 7 wurden zur Bewährung ausgesetzt. Die Strafe wurde aufgrund einer Anklage, die in direktem Zusammenhang mit ihrem Selbstmordversuch im Juli steht sowie dem Besitz eines nicht-gekennzeichneten Buches in der Zelle, ausgesprochen. Die Entscheidung ist das letzte Beispiel einer Kampagne der US-Regierung, Chelsea zu schikanieren und zu misshandeln, die seit sechs Jahren in reinen Männergefängnissen inhaftiert wird.

Heute Morgen teilte Chelsea Manning ihren UnterstützerInnen folgendes über Telefon mit: „Das Disziplinarverfahren mit drei Vorsitzenden fand heute statt. Ich legte Beweise vor und es wurde mir gestattet, über den Vorsitzenden Fragen an Zeugen zu stellen. Die Anhörung dauerte vier Stunden. Es gab zum Mittagessen eine Pause. Ich wartete dann gespannt auf die Entscheidung, die mir nach 30 Minuten mitgeteilt wurde. Ich wurde vom Vorwurf des „Widerstandes gegen die Wachhabenden“ freigesprochen. Ich wurde wegen „Bedrohlichen Verhaltens“ schuldig gesprochen. Das betraf den Selbstmordversuch. Ich wurde auch wegen „Verbotenen Besitzes“ schuldig gesprochen, einer nicht-gekennzeichneten Kopie des Buches Hacker, Hoaxer, Whistleblower, Spy von Gabriella Coleman.

Meine Strafe beläuft sich auf 14 Tage Einzelhaft. Sieben davon wurden auf Bewährung ausgesetzt. Wenn ich in den nächsten sechs Monaten Probleme haben sollte, wird die Bewährung dafür aufgehoben. Der Begriff dafür ist Disziplinarabsonderung. Es gibt bislang keinen festgelegten Tag, wann die Einzelhaft beginnt. Wenn ich das Urteil in schriftlicher Form erhalten habe, kann ich 15 Tage lang Einspruch dagegen einlegen. Ich denke, ich werde das Urteil in den nächsten Tagen bekommen. Ich fühle mich verletzt und allein. Ich fühle mich durch das Urteil beschämt. Ich weiß nicht, wie ich das erklären kann. Ich bin sehr berührt über Eure warmherzigen Botschaften und Unterstützung. Das tröstet mich in Zeiten, in denen ich es wirklich brauche.“

Letzte Woche hatte sich die Regierung nach einem fünftägigen Hungerstreik und spontanen öffentlichen Protesten schließlich einverstanden erklärt, Chelsea einen Teil der für sie notwendigen medizinischen Versorgung zu gewähren. Trotz der guten Nachricht bezüglich der Gesundheitsversorgung, Chelsea wird nun mit Einzelhaft bestraft werden, die die Vereinten Nationen als eine Form der Folter verurteilt hat.

Der Selbstmordversuch von Chelsea im Juli folgte einer jahrelangen systematischen Ablehnung der Regierung, Chelsea die von ihr gewünschte Behandlung zur Geschlechtsumwandlung zu gewähren. Kürzlich ausgesprochene Drohungen, sie in Einzelhaft zu nehmen, erfolgten nach kleineren Gefängnisverstößen, darunter dem Besitz von falsch-gekennzeichnetem allgemeinen Studienmaterial, das Chelsea für das Schreiben eines Artikels benutzte, sowie aufgrund einer abgelaufenen Tube Zahnpasta.

Wenn sie das schriftliche Urteil erhalten hat, hat Chelsea 15 Tag Zeit gegen die Entscheidung der Disziplinarkommission Einspruch zu erheben.

Das Unterstützungsnetzwerk Chelsea Manning und Kampf für die Zukunft, eine Gruppe für digitale Rechte, die Chelsea unterstützt, bittet alle UnterstützerInnen von Menschenrechten, auf FreeChelsea.com eine Petition zu unterzeichnen, die die US-Regierung dazu aufruft, die ungerechtfertigten Anklagen aufzuheben. Prominente Personen, wie Michael Stipe von REM, Whistleblower der Pentagon Papiere, Daniel Ellsberg, und Thurston Morre von Sonic Youth, haben Videos hochgeladen, in denen sie sich für Chelsea aussprechen und Fans bitten, die Petition zu unterzeichnen. Die Gruppe hat vor, die UnterstützerInnen weiter auf dem Laufenden zu halten und weitere Aktionen zu ihrer Unterstützung vorzubereiten.

Courage to Resist: Breaking News – Chelsea ends hunger strike after army relents on health care, gets solitary for suicide attempt, 23. September 2016. Übersetzung: rf. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe November 2016

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