Eritrea: Tausende SchülerInnen in Eritrea ins Zwangsarbeitslager gebracht
(26.07.2016) Seit dem 9. Juli 2016 wurden über 27.000 eritreische SchülerInnen in verschiedene Zwangsarbeitslager im Land gebracht. Diese schockierende Aktion gegen die SchülerInnen folgt einem erdrückenden Bericht der UN-Untersuchungskommission zu Menschenrechten in Eritrea, die seit 1991 durch das regierende Regime begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bestätigt hatte und sie „systematisch, weitverbreitet und eine massenhafte Verletzung der Menschenrechte“ nannte, die „Sklaverei, Zwangsrekrutierung und Zwangsarbeit einschließt.“ Die SchülerInnen werden oft zu weit entfernten Orten gebracht, ohne Schutz durch ihre Eltern oder einem Vormund und sie sind allen Arten von Missbrauch ausgesetzt, darunter auch sexueller Missbrauch der Mädchen und Zwangsarbeit. StudentInnen, die sich dem verweigern, wird der Zugang zur Ausbildung verweigert und sie werden zwangsweise einberufen. Diese Praxis verletzt die UN-Kinderrechtskonvention (1999) und die Konvention zum Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit (1999), die jede Art von Arbeit verbieten, die Kindern das Recht auf Ausbildung verweigert sowie jede Form der Zwangsarbeit.
Das Zwangsarbeitsprogramm von SchülerInnen, bekannt als „Sommerarbeitsprogramm für Studierende und SchülerInnen“, findet üblicherweise vor der unbefristeten Zwangsrekrutierung aller AbiturientInnen statt, die damit ihr Abitur im Rahmen einer Militärausbildung abschließen sollen, mit Unterricht und Militärübungen. Wenn ein Schüler oder eine Schülerin einmal rekrutiert worden ist, gibt es keinen Weg mehr zurück. In jeder Hinsicht gehören sie dem Regime, was der UN-Bericht richtigerweise als moderne Sklaverei beschreibt. Das Regime versklavt jederzeit ungefähr eine halbe Million der eritreischen Jugend, wie der UN-Bericht bestätigt. Deshalb riskiert die verzweifelte Jugend ihr Leben, um aus dem Land zu fliehen und irgendwo anders Schutz zu suchen. Das tragische Sterben von EritreerInnen auf dem Mittelmeer, die grausame Behandlung eritreischer MigrantInnen in Libyen, der quälende Handel und Menschenraub für Lösegeld und Organhandel von EritreerInnen in der Sinai-Wüste, wie auch Hunderttausende von Flüchtlingen, unter ihnen unbegleitete Kinder, in den Lagern Äthiopiens und Sudans sind die Konsequenzen dieser Verzweiflung, die sich unter dem brutalsten Regime in der Welt in der Jugend breit macht. Viele weitere siechen in der Kette von Gefängnissen in Eritrea oder sie dienen als versklavte SoldatInnen oder ArbeiterInnen für die Armee.
Wir rufen die Welt dazu auf, an unserer Seite zu stehen und die Rechte der eritreischen SchülerInnen zu verteidigen, alle Formen der Sklaverei, Zwangsrekrutierung und Zwangsarbeit in Eritrea zu beenden. Es ist Zeit, den brutalen Regierenden in Eritrea zu trotzen und sie dazu zu zwingen, die eritreische Jugend vom Joch der Sklaverei zu befreien. Fordert mit uns:
1. Unverzügliche Rückkehr aller eritreischen SchülerInnen und StudentInnen aus den Zwangsarbeitslagern zu ihren Familien;
2. Sofortiges und absolutes Verbot der Zwangsarbeit in Eritrea;
3. Sofortiges und absolutes Verbot der Zwangsrekrutierung in Eritrea;
4. Finanzielle Entschädigung aller, die der Zwangsarbeit unterworfen waren;
5. Alle für Sklaverei, Zwangsrekrutierung und Zwangsarbeit Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Eritrea ist das einzige Land in der Welt ohne Verfassung und es wird „regiert durch Angst“, wie der UN-Bericht richtigerweise beschreibt. Seit der Unabhängigkeit gab es niemals landesweite Wahlen, keine Parlamentssitzung, es gibt kein Rechtssystem, keine Zivilgesellschaft, keine unabhängige Presse, alle Freiheiten und Rechte sind verboten. Das Ein-Mann-Regime terrorisiert die Bevölkerung um unangefochten an der Macht zu bleiben.
EMDHR: Thousands of Eritrean students bused to Forced Labour Camps in Eritrea. 24. Juli 2016. Übersetzung: rf. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe November 2016
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