Agustín Aguayo

Agustín Aguayo

US-Verweigerer in US-Kaserne in Mannheim inhaftiert

Sofortige Freilassung und Entlassung aus der Armee gefordert

von Connection e.V., MCN und AVA - Military Project

Pressemitteilung vom 4. Oktober 2006

Der 34-jährige Kriegsdienstverweigerer Agustín Aguayo wurde am gestrigen Dienstag vom US-Militär auf Verlangen seiner in Schweinfurt stationierten US-Einheit nach Deutschland zurückgebracht und in das Militärgefängnis in der Coleman-Kaserne in Mannheim inhaftiert. In Deutschland sind 67.000 US-SoldatInnen stationiert.

Am 2. September, als Agustín Aguayo erneut ins Kriegsgebiet in den Irak verlegt werden sollte, hatte er sich entschlossen, sich vorübergehend von seiner Einheit in Schweinfurt zu entfernen. Sein vor über zwei Jahren gestellter Antrag auf Kriegsdienstverweigerung war von der Armee abgelehnt worden. Eine Klage gegen die Entscheidung der Armee ist noch vor einem zivilen Bundesgericht in Washington anhängig.

Am 26. September erklärte Agustín Aguayo, zwischenzeitlich von sich aus in die USA zurückgekehrt, auf einer Pressekonferenz in Los Angeles, dass er weiter für seine Entlassung als Kriegsdienstverweigerer kämpfen werde. Im Anschluss stellte er sich in Fort Irwin, Kalifornien, der Armee. Dabei wurde er von seiner in Kalifornien lebenden Familie begleitet wie auch von zahlreichen Unterstützern.

Obwohl die Familie von Aguayo hoffte, ihn in Fort Irwin besuchen zu können, untersagten die Militärbehörden jeden Kontakt. Seine Einheit, die 1. Infanteriedivision in Schweinfurt, entschied zudem, ihn zur Strafverfolgung nach Deutschland zurückzubringen. Er muss mit einer Anklage wegen Versäumen der Verlegung der Einheit (missing movement) und Unerlaubter Abwesenheit (AWOL) rechnen.

Helga Aguayo beklagte entschieden, dass ihr jeder Kontakt untersagt wurde und erklärte: "Er ist ein Kriegsdienstverweigerer, aber die Armee zwang ihn dazu, Widerstand zu leisten."

Connection e.V., das Military Counseling Network und das American Voices Abroad Military Project fordern gemeinsam mit vielen weiteren deutschen und US-Organisationen die sofortige Freilassung von Agustín Aguayo und seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. "Es ist unerträglich, mit welcher Unverfrorenheit die US-Armee die Gewissensentscheidung von Agustín Aguayo ignoriert. Er muss unverzüglich als Kriegsdienstverweigerer anerkannt werden", erklärte heute Michael Sharp vom Military Counseling Network.

Zum Hintergrund

Agustín Aguayo hatte während eines einjährigen Einsatzes im Irak im Jahre 2004 die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer beantragt. Er sei im Jahre 2002 zunächst zur Armee gegangen, um seinen Land zu dienen. Die Erfahrungen in der Armee hätten ihn jedoch zu einem Kriegsdienstverweigerer gemacht.

Die Armee lehnte seinen Antrag ab. Sein Anwalt in den USA, Peter Goldberger sieht diese Entscheidung als ungerechtfertigt an: "Die Ablehnung des Kriegsdienstverweigerungsantrages von Agustín Aguayo stellt ein Unrecht dar."

Deshalb klagte Agustín Aguayo die Armee vor einem Zivilgericht in den USA an. Seine Klage wurde am 24. August 2006 verworfen. Zugleich sollte Aguayo erneut mit seiner Einheit ins Kriegsgebiet verlegt werden.

Nachdem er der Verlegung der Einheit nicht nachgekommen war, stellte sich Agustín Aguayo am 2. September 2006 der Einheit und erklärte sich bereit, lieber ins Gefängnis zu gehen, als in den Krieg zu ziehen. Da seine Kommandeure aber weiter darauf bestanden, ihn mit der Einheit zu verlegen – im Zweifel auch in Handschellen – verließ er die Armee. Er erklärte: "Mit meiner Kriegsdienstverweigerung verweigere ich alle Formen und Aspekte des Krieges. Ich will mir selbst treu bleiben und verweigere daher einen erneuten Einsatz im Irak. Selbst wenn ich jetzt dort Küchendienst machen sollte oder Toiletten säubere, würde ich immer noch den Militäreinsatz unterstützen, den ich ablehne."

Agustín Aguayo legte bereits am 25. August gegen die ablehnende Entscheidung des Zivilgerichts Berufung ein. Das Verfahren vor einem Bundesgericht in Washington ist noch anhängig.

 

gez.

Rudi Friedrich, Connection e.V.

Elsa Rassbach, American Voices Abroad (AVA), Military Project

Michael Sharp, Military Counseling Network (MCN)

Connection e.V., Military Counseling Network (MCN) und American Voices Abroad (AVA) Military Project: Pressemitteilung vom 4. Oktober 2006

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