Zum Tod von Michael Sharp

von Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee

(31.03.2017) Mit großer Trauer verkünden wir den Tod unseres ehemaligen Friedensfreiwilligen, Michael "MJ" Sharp. Er wurde am Sonntag, dem 12.03., im Kongo entführt und kurz danach ermordet. MJ war eine von sechs Personen, die bei einer Friedensmission der UNO (Monusco) in der Demokratischen Republik Kongo unterwegs waren. Mit ihm starben seine Kollegin Zaida Catalan und der Übersetzer Betu Tshintela.

MJ arbeitete seit 2012 im Kongo, zunächst im Bürgerkriegsgebiet im Ostkongo. Seine Aufgabe war es, mit einem Motorrad loszufahren und das Gespräch mit Rebellengruppen in der Region um die Stadt Kivu zu suchen. Er hat die Soldaten und Kindersoldaten unterrichtet, dass es behördliche Mittel gibt, ihre Waffen abzugeben und nach Hause zu gehen. Seit 2007 konnte das Programm etwa 1600 Kämpfer überzeugen, sich in die Zivilgesellschaft wieder zu intergrieren.

„Orte des intensiven Konflikts sind auch Orte, an denen kreative Lösungen geboren und auf die Probe gestellt werden“, sagte er im Jahr 2013. „Wenn das Beispiel Jesu für jeden und überall gilt, wie kann das im Ostkongo aussehen, wo Krieg seit 20 Jahren die Norm ist? Ich darf an vorderster Front der kongolesischen Kreativität mitmachen und mithelfen, Antworten auf Gewalt und Entbehrung zu finden."

Seit 2015 arbeitet Sharp bei den Vereinten Nationen und inzwischen als Vorsitzender einer UN-Expertenteams, dass Verstöße gegen UN-Sanktionen gegenüber bewaffneten Gruppen untersucht. Ihr gegenwärtiger Auftrag war es, über Massaker und Massengräber in der Region Kasai zu ermitteln. Dort sind in den letzten Monaten vermehrt Menschenrechtsverletzungen dokumentiert worden.

Die Aufgabe, Soldaten zu helfen, ihre Waffen niederzulegen, war viele Jahre lang ein Thema in seinem Leben. MJ war von 2005 bis 2008 Freiwilliger im Bammentaler DMFK-Büro und arbeitete dort vor allem für Military Counseling Network (MCN). Während des damaligen Irakkrieges hat er zahlreiche US-Soldaten beraten und ihnen geholfen, den Kriegsdienst zu verweigern oder auf andere Weise das Militär zu verlassen und den Kriegseinsatz zu vermeiden.

Viele Menschen trauern nun um eine ganz besondere Person. MJ hatte die Fähigkeit, Menschen aus den unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Gruppierungen für sich zu gewinnen. Daher ist die Zahl derer, die ihm nachtrauern, sehr groß. Das Mennonitische Friedenskomitee beklagt gemeinsam mit vielen Menschen in Deutschland diesen herben Verlust. MJs Vater, John Sharp, sagte zum Tod seines Sohnes: „Ich habe mehr als einmal gesagt, dass wir Friedensstifter bereit sein müssen, unser Leben zu riskieren, eben wie Soldaten das auch tun. Für uns ist das nun keine reine Theorie.“

Die Mennonitengemeinde Heidelberg-Bammental plant eine Trauerfeier. Der Termin steht noch nicht fest.

Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee: eMail vom 31. März 2017

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