Hunderte Soldaten und Reservisten verweigern Einsatz im Libanon

Israelische Organisationen bitten um Unterstützung inhaftierter Kriegsdienstverweigerer

von Connection e.V.

(18.08.2006) Pressemitteilung vom 18. August 2006

Die israelischen Organisationen New Profile und Yesh Gvul berichten, dass sich viele Soldaten und Reservisten der israelischen Armee dem Kriegseinsatz im Libanon entzogen haben und Hunderte ihn verweigerten. Mindestens zehn Verweigerer sind derzeit inhaftiert. Weitere müssen mit Verfahren rechnen. Dies widerlegt die offiziellen Berichten, dass es eine hohe Motivation gegeben habe, sich für den Libanonkrieg zu melden.

Neben den bekannt gewordenen Fällen haben sich tatsächlich viele aus medizinischen oder physischen Gründen zurückstellen lassen, so berichteten die israelischen Organisationen, die sich für Kriegsdienstverweigerer einsetzen. Andere haben sich unerlaubt von der Truppe entfernt oder sind ins Ausland gegangen.

Connection e.V. bittet um Unterstützung der Verweigerer. Protestieren Sie bei der israelischen Regierung gegen die Inhaftierung von Verweigerern. Schreiben Sie Solidaritätsbriefe an die Betroffenen. Spenden Sie für den Rechtshilfefonds von New Profile.

Die bekannt gewordenen Verweigerer des Libanonkrieges

Der 28-jährige Hauptmann Amir Pasteur erklärte am 30. Juli, dass "die Teilnahme am Krieg den Werten widerspricht, mit denen ich erzogen worden bin". Er wurde in einem Disziplinarverfahren zu 28 Tagen Haft verurteilt, nachdem er seine Untergebenen über seine Entscheidung informiert hatte. Seine Freilassung wird für den 28. August erwartet.

Der 28-jährige Feldwebel Itzik Shabbat war am 19. Juli 2006 zum Reservedienst in den besetzten Gebieten einberufen worden, um dadurch Kräfte der Armee für den Krieg im Libanon freizustellen. Er erklärte: "Meiner Meinung nach wird nur die Verweigerung des Krieges diesem Wahnsinn ein Ende setzen und den falschen Vorstellungen ein Ende bereiten, dass die gesamte Heimatfront diesen unnötigen Krieg unterstützt, der aus fadenscheinigen Gründen geführt wird." Es ist unbekannt, ob er sich der Armee gestellt hat.

Hauptfeldwebel Omri Zeid weigerte sich, dem Befehl nachzukommen, 150 Raketen auf das libanesische Dorf Mjadara abzufeuern. Zeid nahm seinen Rucksack und erklärte den anderen Soldaten: "Ich bin nicht bereit, Teil einer Armee zu sein, die auf Frauen und Kinder schießt." Er wurde einen Tag später aus der Armee entlassen. Ein Verfahren wurde bislang nicht eröffnet.

Der 26-jährige Hauptfeldwebel Zohar Milchgrub weigerte sich, den Reservedienst in den besetzten Gebieten abzuleisten. "Für mich war es sehr klar, dass ich nicht wieder auf einem Posten in den besetzten Gebieten sein wollte. Die Entscheidung, den Einsatz in diesem Krieg zu verweigern, war für mich ebenso selbstverständlich." Er wurde am 14. August zu einer zehntägigen Haftstrafe verurteilt. Seine Freilassung wird für den 24. August erwartet.

Der Hauptfeldwebel K. Daniel wurde am 9. August wegen seiner Verweigerung zu 28 Tagen Haft verurteilt. Seine Freilassung wird für den 5. September erwartet.

Der 26-jährige Hauptfeldwebel Itamar Shapira weigerte sich am 8. August, in den Libanon zu gehen. Er erklärte, dass er dies für die Sicherheit der Bürger Israels tue. Er wurde zu 14 Tagen Haft verurteilt. Seine Freilassung wird für den 22. August erwartet.

Der 23-jährige Hauptfeldwebel D.Y. weigerte sich, den Reservedienst in den besetzten Gebieten anzutreten. Er erklärte: "Ich will nicht dem Apartheidsystem dienen, das der Bevölkerung in den besetzten Gebieten von unserer Regierung auferlegt wurde. Ich weigere mich auch, an diesem sinnlosen Krieg teilzunehmen, wie auch an Handlungen, die als Kriegsverbrechen anzusehen sind. Dieser Krieg ist auch schädlich für die Bevölkerung in Israel." Er wurde am 8. August zu 28 Tagen Haft verurteilt. Seine Freilassung wird für den 5. September erwartet.

Fünf Reservisten wurden nach ihrer Weigerung, an den Operationen im Süden Libanons teilzunehmen, Anfang dieser Woche zu jeweils 21 Tagen Haft verurteilt, obwohl der geplante Vorstoß der israelischen Bodentruppen abgesagt worden war. Ihre Freilassung wird für den 4. September erwartet.

Zum Hintergrund

In Israel sind alle jüdischen Männer und Frauen wehrpflichtig. Die Dauer des Militärdienstes beträgt für Männer drei Jahre, für Frauen 20 Monate. Nach Ablauf des regulären Militärdienstes leisten Männer bis zu ihrem 50. Lebensjahr mindestens einmal jährlich für ca. 30 Tage einen Reservedienst ab.

Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung können praktisch nur Frauen in Anspruch nehmen. Männer werden in der Regel zu mehrmaligen zwei- bis vierwöchigen Arreststrafen verurteilt.

Connection e.V. bittet um Unterstützung

Protestschreiben können gerichtet werden an
Amir Peretz, Minister of Defence, 37 Kaplan St., Tel-Aviv 61909, Israel
eMail: sar(at)mod(Punkt)gov(Punkt)il, Fax: 00972-3-696-27-57

 

Unterstützungsbriefe können geschickt werden an:
Itamar Shapira, Military Prison 6, Military Postal Number 01860, IDF, Israel
Amir Pasteur, Military Prison 6, Military Postal Number 01860, IDF, Israel
oder über http://yeshgvul.org/contact_e.asp

 

Spenden für den Rechtshilfefonds für israelische Kriegsdienstverweigerer werden erbeten auf das von Connection e.V. eingerichtete Sonderkonto 70 85 702 bei der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 20 500. Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Sie werden an die israelischen Organisationen weitergeleitet.

 

gez. Rudi Friedrich

Connection e.V., Pressemitteilung vom 18. August 2006. Der Beitrag erschien in: Connection e.V. und AG "KDV im Krieg" (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, September 2006.

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