„Wir dürfen nicht länger blind sein gegenüber den Verbrechen“
Redebeitrag anlässlich der Einweihung des André Shepherd Weg in Mannheim
(15.05.2017) Liebe Freundinnen und Freunde,
herzlichen Dank für diese Ehre, die mir in Zeiten solch großer Unsicherheit zuteil wird. Es ist ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass es weiterhin so viele großartige Menschen gibt, die uns bei unseren Zielen unterstützen, trotz all der Herausforderungen um uns herum.
Ich möchte auch meinen tiefen Dank aussprechen an Connection e.V., Pro Asyl, das Munich American Peace Committee und all die anderen Friedensorganisationen sowie unzähligen Einzelpersonen auf der ganzen Welt, die mir all die Jahre bei diesem schwierigen Weg geholfen haben.
Es wurde schon von Günter Bergmann gesagt: Wir stehen an einem Ort, der nach dem ehemaligen US-Soldaten Samuel Turley benannt wurde. Es ist von Bedeutung, dass wir beide für die gleichen Ziele gekämpft haben und kämpfen: Alle Menschen verdienen es, frei und selbstbestimmt zu leben. Es ist doch erstaunlich, dass sich für uns die Bedeutung dieser Ideale nicht mit den veränderten Methoden gewandelt hat.
Wie Turley war auch ich stolz, unter dem Banner der Republik zu stehen. Nach unserer Auffassung stand die Fahne als Symbol für Hoffnung und Wohlstand für Millionen auf der ganzen Welt. Ich sage das in der Vergangenheitsform, weil unglücklicherweise für viele das Banner nicht mehr für das steht, was uns zu glauben gelehrt wurde. In den sechzehn Jahren seit 9/11 haben wir eine deutliche Zäsur in der Weltpolitik erlebt. Was uns als gut gelehrt wurde ist zu etwas Bösem geworden – und umgekehrt. Unser Verteidigungsministerium wird nun dafür genutzt auf der ganzen Erde Angriffskriege zu führen. Unsere Finanzoligarchie benutzt ihre Macht nicht nur für betrügerische Investitionen, sondern arbeitet auch aktiv daran, ganze Nationen zu zerstören. Das sind nur zwei Beispiele, nur die Spitze eines Eisbergs, von Schikane und List, die weltweit vonstatten gehen.
Es sollte angemerkt werden, dass alles, was wir im Verfahren vorgelegt haben, leicht gefunden werden kann und der ganzen Welt vorgelegt wurde. Wer aber auch immer versucht, diese Fehler ans Licht zu bringen mit der Hoffnung auf Veränderung der verhängnisvollen Richtung, wird inhaftiert, verspottet, ignoriert oder es wird einfach nicht geglaubt, Beweise werden verdammt. Selbst die Freunde der US-amerikanischen Regierung weigern sich, diese wichtigen Themen zu benennen.
Bei der letzten Verhandlung im November letzten Jahres in München hatte das dortige Verwaltungsgericht von Anfang an entschieden, dass ein Blick auf die verbrecherischen Handlungen der machtvollsten Nation nur verschwendete Zeit sei. Es war dem Richterkollegium wichtiger, sich darauf zu konzentrieren, ob die von uns vorgelegten Dokumente zeitnah recherchiert worden waren, neben anderen unwichtigen Fragen. In der Zwischenzeit werden weiter Millionen von Menschen vertrieben, verwundet oder unter dem falschen Etikett der „Demokratie“ getötet. Das ist sehr beunruhigend: So lange die Verbündeten von Washington es der US-Regierung ermöglichen, den falschen Weg weiter zu gehen, wird dies möglicherweise dazu führen, dass wir in eine Zukunft stolpern, die mit einer Katastrophe endet.
Die Realität ist: Trotz einer Mehrheit von Amerikanern, die sich für viel Gutes einsetzt und auf Menschen achtet, gibt es böswillige Kräfte, die die Macht übernommen haben und die einst große Nation in einer solchen Art und Weise gedreht haben, dass viele Menschen beginnen, die Hoffnung zu verlieren.
Wenn das geliebte Amerika und der sogenannte Westen im Allgemeinen nicht mehr auf der Seite der Rechtschaffenheit und der Wahrheit steht, wer kann es dann richten? Politik kann ein Werkzeug sein, aber ich glaube fest daran, dass die Antwort in jedem von uns liegt. Wir müssen an unseren Mitmenschen Anteil nehmen und mit ihnen fühlen. Wir dürfen nicht länger blind sein gegenüber den Verbrechen von denen, die an der Spitze stehen, insbesondere wenn es unsere Mitmenschen betrifft. Wir, die Mehrheit, darf nicht länger nur still sitzen und sagen, dass „wir jemanden gewählt haben, der es für uns richtet, wir also schon unseren Teil getan haben“. Nein, denn solch eine Haltung allein ist genau der Grund, warum wir jetzt in diesem Schlamassel stecken. Weil diejenigen, die die Verantwortung tragen, von unserer Passivität profitieren. Sie haben einen Prozess begonnen, der die sich zum Besseren entwickelnde Welt in eine des Leids und Angst wendet. Wie uns der große Lehrer Jesus Christus sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Das ist der einzige Weg, den wir für die Rückkehr zur Menschlichkeit gehen können. Ich weiß nicht, wie das alles enden wird. Aber ich weiß, dass wir vorangehen können mit der Überzeugung, dass wir unseren Teil dazu beitragen, die dunklen Zeiten zu beenden, für eine Zeit des Glücks, der Liebe und der Freude.
Herzlichen Dank.
André Shepherd: Redebeitrag anlässlich der Einweihung des André Shepherd Weg in Mannheim. 15. Mai 2017. Übersetzung: rf. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Juni 2017
Stichworte: ⇒ Andre Shepherd ⇒ Antimilitarismus ⇒ Arbeit von Connection e.V.