Rundbrief »KDV im Krieg« - Februar 2019

Rundbrief »KDV im Krieg« - Februar 2019

Arbeit von Connection e.V.

November 2018 bis Februar 2019

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

Militärstreik und Desertion im I. Weltkrieg

Insgesamt acht Mal führten Rudi Friedrich und Talib Richard Vogl im letzten Jahr die Szenische Lesung zu Militärstreik und Desertion im I. Weltkrieg durch, mit Texten von Ernst Toller, Dominik Richert, Wilhelm Lehmann und Richard Stumpf.

Die Schwäbische Zeitung schrieb nach der Aufführung in Weingarten dazu: „Mit diesem Programm sind Friedrich und Vogl 2018 in ganz Deutschland auf Tournee. Und sie bringen es fertig, dass jeder Tagebuchauszug und jedes Gedicht oder Lied, das sie zusammen mit Trommelschlägen, Trompete, Gitarre und Gesang intonieren, unter die Haut geht – sei es durch die Art der Sprache, mal ihre Arglosigkeit oder ihre zynische Schärfe, mal durch die Sachlichkeit der Beschreibungen oder ihre Emotionalität. Zum Abschluss das unvergleichliche Lied ‚Le déserteur‘ von Boris Vian aus dem Jahr 1954, ein Appell des Pazifismus, und der Ausblick in die Gegenwart.“

2019 wird die Veranstaltungsreihe fortgesetzt. Die Termine dazu finden sich auf unserer Veranstaltungsseite. Gerne nehmen wir auch noch weitere Veranstaltungsanfragen entgegen.

Solidarität mit inhaftierten Kriegsdienstverweiger*innen

In Israel war in den letzten Monaten der Kriegsdienstverweigerer Hilel Garmi wiederholt in Haft. Nach insgesamt 107 Tagen Gefängnis wurde er aus der Haft und aus dem Militär entlassen. Bei seiner Entlassung erklärte er: „In all den Tagen und Nächten, die ich im Gefängnis war, habe ich versucht, mir das Leiden der Palästinenser*innen vorzustellen, die im Gazastreifen unter der anhaltenden Belagerung stehen. Ebenso habe ich mir die Situation der Palästinenser*innen im besetzten Westjordanland vorzustellen versucht. Einige haben mir gesagt, dass meine Verweigerung bedeute, ich würde mich vor der Verantwortung für die Sicherheit der Bürger Israels drücken, aber ich glaube im Gegenteil, dass ich mit meinem Handeln Verantwortung für alle die übernehme, die durch mein Handeln betroffen sind – sowohl Israelis als auch Palästinenser*innen -, indem ich mich nicht am Teufelskreis der Gewalt beteilige und indem ich andere überzeuge, so zu handeln, wie ich.“

Im Gefängnis lernte Hilel Garmi  einen weiteren Verweigerer kennen, Adam Rafaelov. Dieser wurde im Januar 2019 endgültig aus der Armee entlassen, nachdem er 104 Tage Gefängnis verbüßt hatte. Adam Rafaelov war vor seiner Kriegsdienstverweigerung kein politischer Aktivist. Nach der Entlassung erklärte er: „Auch wenn mir in den letzten sechs Monaten die Freiheit verwehrt wurde: Palästinenser*innen werden nun schon seit mehr als 50 Jahren die Menschenrechte verwehrt. Mein Kampf für eine Freistellung vom Militärdienst ist nun vorbei, aber der Kampf für die Gleichheit aller Menschen zwischen dem Fluss und dem Meer geht weiter.“

Wir hatten die Verweigerer mit einer Unterschriftenkampagne unterstützt. Wir danken herzlich für die Beteiligung. Ihre Kriegsdienstverweigerung konnte durch die internationale Aufmerksamkeit ein deutlich größeres politisches Gewicht erhalten.

Eritrea-Konferenz

Die in Brüssel beheimatete Organisation Europe External Policy Advisors (EEPA) organisierte Ende letzten Jahres eine weitere Konferenz in Brüssel. Dieses Mal lag der Schwerpunkt auf dem Austausch von Aktiven aus den Nachbarländern Eritreas gemeinsam mit eritreischen Menschenrechtsaktivist*innen. In der Abschlusserklärung formulierten sie: „Die Konferenz begrüßte den Friedensprozess am Horn, drückte aber große Besorgnis darüber aus, dass die eritreische Bevölkerung weiter unter den hoffnungslosen und sklavereiähnlichen Verhältnissen im unbefristeten Nationaldienst leidet, unter willkürlicher Haft und der Inhaftierung von politischen Gefangenen sowie Gewissensgefangenen an unbekannten Orten.“

Am Rande der Konferenz konnten wir Kontakt zu verschiedenen oppositionellen eritreischen Gruppen in Deutschland aufnehmen. Wir hoffen, dass sich daraus eine kontinuierliche Zusammenarbeit entwickeln kann.

Südkorea: Unterstützung im Gesetzgebungsprozess

Nach den positiven Urteilen des Verfassungsgerichtes und des Obersten Gerichtshofes zur Kriegsdienstverweigerung hofften die Gruppen in Südkorea, dass es nun endlich eine zufriedenstellende Lösung geben wird. Die vorgelegten Gesetzentwürfe sind jedoch sehr ernüchternd und repressiv. World Without War bittet um Unterstützung. Wir verfolgen diesbezüglich verschiedene Möglichkeiten der Lobbyarbeit.

Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Februar 2019

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