Eritreer*innen trafen sich in Frankfurt zum Internationalen Frauentag
(14.03.2019) Auf Initiative der Eritreischen Mütter in Europa (Eritrean Mother in Europe) fand am 8. März 2019 eine Konferenz zum Internationalen Frauentag in Frankfurt am Main statt. Der Einladung folgten politische Organisationen, Aktivist*innen und Einzelpersonen aus 10 europäischen Ländern. Auch einige nicht-Eritreer*innen besuchten die Konferenz, was sehr begrüßt wurde.
Der Freitag begann mit Beiträgen der Eritreischen Mütter in Europa, Frauen für Gerechtigkeit (Women for Justice), Veränderung jetzt (Change Now) und einer Vertreterin der eritreischen Flüchtlinge in Libyen. Daran schloss sich eine Diskussion über die historische und heutige Rolle der Frauen für die Gesellschaft, insbesondere der eritreischen, an. Immer wieder wurde die Haft von vier politischen Aktivistinnen für Freiheit in den Vordergrund gerückt, als ein Symbol der großen Zahl von politischen Gefangenen, die nach den Berichten unter schrecklichen Bedingungen gefangen gehalten werden, ohne jedes Verfahren und ohne Termin für eine Freilassung.
Am Samstag früh folgten Redebeiträge und Diskussionen zur allgemeinen Situation in Eritrea. Im Anschluss gab es Arbeitsgruppen, die sich mit folgenden Schwerpunkten befassten:
- Menschenrechtssituation und mögliche Verbesserungen
- Die gegenwärtige Zusammenarbeit zwischen Eritrea und Äthiopien. Die eritreische Diaspora schätzt die Situation anders ein als die westlichen Medien;
- Situation der eritreischen Flüchtlinge, die in großer Zahl derzeit unter unmenschlichen Bedingungen leben, vor allem in Sudan, Libyen und Äthiopien. Was kann getan werden, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern?
- Zukünftige Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen und Gruppen für eine gesunde und friedliche Entwicklung in Eritrea und für Eritreer*innen;
- Position der internationalen Gemeinschaft zu Eritrea.
Am Sonntag wurden die Diskussionen fortgesetzt. Die Arbeitsgruppen kamen zu sehr ähnlichen Schlussfolgerungen, welche Schwerpunkte gesetzt und wie eine Zusammenarbeit gestaltet werden soll. Einhellige Position in der eritreischen Diaspora ist, dass sich die Position der westlichen Welt zur eritreischen Regierung ändern muss. Finanzielle Zuwendungen scheinen nutzlos zu sein, da sie nicht der Bevölkerung zugutekommen. Es sollten Sanktionen erlassen werden, um für eine Systemveränderung Druck auf die Diktatur auszuüben, damit die konstante Fluchtbewegung stoppt oder zumindest nachlässt. Die Zeit läuft davon, da es in Eritrea mehr oder weniger kaum noch Personen im arbeitsfähigen Alter gibt und die Gesellschaft buchstäblich am Rande des totalen Zusammenbruchs steht. Dies ist eine der wichtigsten Aufgaben für die neugewonnene Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen.
Die Konferenz gründete ein Komitee, um die gemeinsamen Kräfte zu führen und wählte eine Sprecherin.
Es gibt bereits Pläne für eine Konferenz im Sommer 2019, mit dem Ziel, Eritreer*innen, Menschenrechtsorganisationen, Politiker*innen und europäische Bürger zusammenzubringen, um Informationen und persönliche Erfahrungen auszutauschen, damit ein nuancenreiches Bild der Bedingungen in Eritrea und von eritreischen Flüchtlingen gezeichnet werden kann.
United4Eritrea beendete das offizielle Programm mit einem Beitrag insbesondere zur Lage der jugendlichen Flüchtlinge.
“Alle haben neue Gesichter kennengelernt, von neuen Ideen gehört“, erklärte Zebib Negasi, Geschäftsführerin der Kvinner for Rettferdighet (Frauen für Gerechtigkeit). „Es war eine Inspiration für unsere weitere Arbeit, die wir mit allen Kräften voranbringen werden. Es war wichtig zusammenzukommen, damit unsere Stimme lauter wird und wir effektiv in der internationalen politischen Gemeinschaft Gehör finden. Zugleich werden wir unsere Aktivitäten vor Ort fortführen.“
Komitee zur Eritrea-Konferenz zum Internationalen Frauentag 2019. Pressemitteilung vom 14. März 2019. Übersetzung: rf
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