Martín Rodríguez. Foto: DFG-VK Mainz

Martín Rodríguez. Foto: DFG-VK Mainz

Kolumbianischer Kriegsdienstverweigerer zu Besuch

Martín Rodríguez berichtete in Mainz und sprach auf Ostermärschen

von Rudi Friedrich

(03.05.2019) Der als Politologe an der Universidad Nacional de Colombia tätige Martín Rodríguez war vom 23.-30. April auf Einladung von Connection e.V. und der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Mainz zu Besuch in Deutschland. Gleich zu Beginn seines Aufenthaltes berichtete er auf einer Veranstaltung in Mainz ausführlich über den Friedensprozess in Kolumbien. „2016 wurde ein Friedensabkommen mit der Guerilla FARC unterzeichnet, um nach sechzig Jahren endlich ein Ende des Krieges zu erreichen. Aber die aktuelle Regierung weigert sich, dieses Abkommen einzuhalten. Seitdem hat sich die Gewalt sogar verstärkt. Sie richtet sich vor allem gegen diejenigen, die für den Frieden kämpfen. Allein seit Unterzeichnung des Friedensabkommens sind 462 Menschenrechtsverteidiger und Menschenrechtsverteidigerinnen umgebracht worden!“

Martín Rodríguez betonte, dass damit auch die positiven Schritte zur Anerkennung der Kriegsdienstverweigerung infrage gestellt sind. 2009 hatte zunächst das Verfassungsgericht Kolumbiens die Kriegsdienstverweigerung anerkannt, die 1991 in der Verfassung verankert worden war. In den Jahren danach gab es dennoch immer wieder Rekrutierungen von Kriegsdienstverweigerern durch Militärs. Mit einem 2017 verabschiedeten Gesetz gibt es nun immerhin einen gesetzlichen Rahmen dafür. Ob dieser angesichts der Politik der aktuellen Regierung bestehen bleibt, sei jedoch ungewiss, so Martín Rodríguez.

Der bei der Organisation La Tulpa aktive Martín Rodríguez machte darauf aufmerksam, dass das Komitee zur Überprüfung der Kriegsdienstverweigerungsanträge zum größten Teil aus Angehörigen des Militärs bestehe. Das sei ein Grund, warum viele Anträge abgelehnt werden. „Im Jahr 2018 wurden lediglich 354 Wehrpflichtige als Kriegsdienstverweigerer anerkannt.“

Auf den Ostermärschen in Mainz, Bruchköbel und Frankfurt am Main prangerte er die derzeitige Regierung in Kolumbien an: „Sie schürt weitere Konflikte, um ihre Korruption zu verdecken und um sich nicht für die Verbrechen verantworten zu müssen, die in den letzten 60 Jahren in Kolumbien begangen wurden.“ Er rief dazu auf, Menschenrechtsorganisationen und Aktive für den Frieden zu unterstützen: „Wir appellieren an Eure Solidarität und Unterstützung! Steht uns Kriegsdienstverweigerern zur Seite! Wir wollen nicht, dass der Krieg in unser Land zurückkehrt! Deshalb weigern wir uns, zu den Waffen zu greifen. Deshalb verweigern wir uns dem Zwangsdienst im Militär!“

Zum Abschluss seiner Reise benutzte er die Zeit auch zu Abstechern nach Hamburg und Berlin, um sich dort mit Aktiven von Peace Brigades International (pbi), der Kolumbienkampagne Berlin und kolko e.V. auszutauschen.

Rudi Friedrich: Kolumbianischer Kriegsdienstverweigerer zu Besuch. 3. Mai 2019

Stichworte:    ⇒ Aktionsberichte   ⇒ Antimilitarismus   ⇒ Arbeit von Connection e.V.   ⇒ Kolumbien   ⇒ Kriegsdienstverweigerung