Deutschland: Kriegsdienstverweigerer im regem Erfahrungsaustausch
Treffen ehemaliger Bundeswehrsoldat*innen
Auf Initiative der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) trafen sich in Frankfurt am Main mehrere ehemalige Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten, die in ihrer Dienstzeit den Wehrdienst aus Gewissensgründen abgelehnt hatten und als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurden. Dabei ging es um einen Erfahrungs- und Gedankenaustausch, aber auch um ein Kennenlernen.
„Wir als EAK machen die Erfahrung, dass Soldatinnen und Soldaten, die nach Aussetzung der Wehrpflicht ihren Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen ablehnen, sehr isoliert sind und eigentlich mit keinem darüber sprechen können“, erzählt Wolfgang Buff, der stellvertretende Bundesvorsitzende der EAK, der zu diesem Treffen eingeladen hatte. Und darum sei es wichtig, dass es Möglichkeiten geben müsse, wo die Betroffenen einfach mal offen über ihre Situation reden können, wo sie Hilfe erhalten, wo sie sich mit anderen Soldatinnen und Soldaten in gleicher Lage austauschen, unterstreicht Buff.
„Die Betroffenen erzählen in ihrem Alltag oder im privaten Umfeld nur ganz selten etwas von ihrer Kriegsdienstverweigerung, mit ihren Bundeswehrkameraden können sie sich darüber überhaupt nicht austauschen und von Menschen, die nicht in der Bundeswehr sind, fühlen sie sich oft unverstanden in ihrer Entscheidung, den Dienst mit der Waffe, den sie ja vorher freiwillig begonnen haben, nun zu verweigern“, schildert der stellvertretende EAK-Vorsitzende die oft bedrückende Situation der jungen Soldaten. Frühere KDV-Beratungseinrichtungen seien nach Aussetzen der Wehrpflicht geschlossen worden, auch in der Öffentlichkeit spiele dieses Thema keine Rolle, bedauert Wolfgang Buff.
Die EAK berät nach wie vor Soldatinnen und Soldaten in dieser Situation, begleitet sie auf ihrem Weg zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. „Aber wir merken da auch, dass es wichtig wäre, dass die Betroffenen einfach auch mal untereinander in Kontakt kommen und die Möglichkeit erhalten, offen, aber auch in einem geschützten Raum miteinander zu reden. Und wir haben gemerkt in Frankfurt: Der Gesprächsbedarf war sehr groß und es gab viele, auch eindrückliche und nachdenkliche Gespräche und Gedankenaustausche. Für manche war es sichtbar eine Befreiung, mal darüber reden zu können“, freut sich Wolfgang Buff.
Aufgrund dieser Erfahrungen will die EAK diese Initiative von Frankfurt fortsetzen und zu weiteren Folgetreffen einladen, kündigt der stellvertretende Vorsitzende des evangelischen Friedensverbandes an. „Viele der Teilnehmer haben uns regelrecht bedrängt, das weiterzumachen und solche Gesprächsrunden wieder anzubieten“, erzählt Wolfgang Buff. Dem wolle die EAK nachkommen. Vielleicht steht am Ende die Gründung eines Netzwerkes oder eines regelmäßigen Treffens von Kriegsdienstverweigerern aus der Bundeswehr, meint der stellvertretende EAK-Vorsitzende. Und betont: „Es wäre eine große Chance, diesen Personen aus ihrer Isolation herauszuhelfen.“
Auch nach Aussetzung der Wehrpflicht gibt es nach wie vor das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung. Hier sind es in erster Linie Soldatinnen und Soldaten, die während ihres Dienstes aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe verweigern. Nach Angaben der Bundesregierung wurden beispielsweise von Mitte 2014 bis Mitte 2016 insgesamt 431 Soldatinnen und Soldaten als Kriegsdienstverweigerer anerkannt, weitere 160 Anträge seien abgelehnt worden, 53 Anträge seien unzulässige gewesen oder zurückgezogen worden.
Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK), Pressemitteilung vom 3. September 2019.
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