Rundbrief »KDV im Krieg« - Oktober 2020

Rundbrief »KDV im Krieg« - Oktober 2020

Arbeit von Connection e.V.

Juni bis Oktober 2020

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

(01.10.2020) Nach wie vor ist auch unsere Arbeit bestimmt von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Dennoch ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, mit verschiedenen Initiativen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Eritrea: Interfraktionelles Gespräch

Am 25. Juni 2020 fand auf Einladung von Rudi Friedrich und Kathrin Vogler (MdB, Die Linke) ein öffentliches interfraktionelles Zoomgespräch statt. Daran nahmen Expert*innen sowie Abgeordnete von SPD, FDP und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen teil. 60 Gäste aus fast zehn Ländern folgten der Diskussion.

Anlass für das Gespräch war die finanzielle Förderung von Straßenbauprojekten in Eritrea durch die Europäische Union. Die in den Niederlanden ansässige Stiftung für Menschenrechte in Eritrea hatte dagegen Klage eingereicht. Der Geschäftsführer Mulueberhan Temelso erläuterte die Klage: „Das Projekt ist in der Hand der Red Sea Trading Corporation, die unter der Kontrolle der in Eritrea allein herrschenden Partei steht. Mit dem Projekt wird Zwangsarbeit durch Nationaldienstleistende gefördert und das eritreische Regime gestärkt. Die Europäische Union verstößt damit gegen eigene Prinzipien wie auch gegen die Forderungen der UN-Sonderbeauftragen für Menschenrechte in Eritrea.“ Vor wenigen Tagen meldete die Europäische Kommission, dass die Förderung der Straßenbauprojekte eingestellt wurde. Weitere Projekte werden jedoch fortgeführt.

Erfreulich ist, dass sich aus dem interfraktionellen Gespräch neue Kontakte ergeben haben. Gemeinsam mit den eritreischen Organisationen wollen wir weiter zu diesen Fragen arbeiten. Unser Blick richtet sich dabei insbesondere auch auf die Lage der eritreischen Wehrpflichtigen, die hier in Deutschland Schutz suchen.

Darüber hinaus konnten wir auch verschiedene Veranstaltungen zu Eritrea anbieten. Insbesondere die Veranstaltung in Offenbach war ausgesprochen gut besucht.

Webinar Kriegsdienstverweigerung und Asyl

Die War Resisters‘ International hatte den Vorschlag gemacht, ein Webinar zur Arbeit mit asylsuchenden Kriegsdienstverweiger*innen durchzuführen. Ein Kriegsdienstverweigerer aus der Türkei, den wir derzeit im Asylverfahren unterstützen, berichtete über seine Erfahrungen als Asylsuchender. Er wurde zunächst vom Bundesamt für Migration abgelehnt, weil die Verfolgung von Kriegsdienstverweigerung nicht als Asylgrund gilt. Im Anschluss reichte er Klage ein. Seitdem ist er immer wieder aktiv geworden. Bezüglich seines Asylverfahrens sagte er: „Ich habe meine Hoffnung nicht verloren, trotz all der Herausforderungen und Schwierigkeiten. Das wichtigste, um diesen gerechten Kampf am Leben zu erhalten, ist, weiter zu widerstehen und es öffentlich zu machen.“

Rudi Friedrich stellte in dem Webinar unsere jahrzehntelangen Erfahrungen vor und betonte, wie wichtig die gemeinsame Arbeit mit den Asylsuchenden ist und welche Möglichkeiten eine Selbstorganisation und Öffentlichkeitsarbeit der Geflüchteten selbst bietet. Der Beitrag (in englisch) kann auf YouTube eingesehen werden unter https://www.youtube.com/watch?v=QUzxmU9Xxlk.

Frauen und Antimilitarismus

Immer wieder bekommen wir zu hören, dass die Frage der Kriegsdienstverweigerung doch in aller Regel nur Männer beträfe. Sie seien schließlich diejenigen, die über eine Wehrpflicht direkt zwangsrekrutiert würden. Deshalb ist es uns ein Anliegen, Kriegsdienstverweigerinnen zu Wort kommen zu lassen, die es in vielen Ländern gibt. In diesem Rundbrief wollen wir das Thema noch umfassender aufgreifen und haben daher Beiträge aus den unterschiedlichsten Ländern zu Frauen und Antimilitarismus zusammengestellt.

Szenische Lesungen Run Soldier Run

Rudi Friedrich und der Gitarrist Talib Richard Vogl haben inzwischen ihr neues Programm „Run Soldier Run“ zusammengestellt.

In der Szenischen Lesung wird anhand von vier Personen aus unterschiedlichen Ländern dargestellt, was es für sie bedeutet, Nein zu sagen, wie sie in eine Gesellschaft hineinwirken können und welche Bedeutung ihre je individuelle Entscheidung für eine Bewegung gegen den Krieg hat. In der Szenischen Lesung wechseln sich Texte von den Verweigerern selbst ab mit Szenen, Gedichten und Liedern. Was da zusammen mit Trommelschlägen, Trompete, Gitarre und Gesang intoniert wird, geht unter die Haut.

Trotz Corona-Pandemie wird es im November erste Veranstaltungen geben. Wer Interesse hat, selbst eine Aufführung vor Ort zu organisieren, melde sich bitte bei uns. Aktuelle Veranstaltungen sind zu finden unter https://de.Connection-eV.org/veranstaltungen.

Franz Nadler und Rudi Friedrich: Arbeit von Connection e.V., 1. Oktober 2020. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Oktober 2020

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