"Es ist ein illustrativ und erzählerisch unglaublich gut gelungenes Werk"

Brief an die Autorin der Graphic Novel "Gegen mein Gewissen"

(17.02.2021) Liebe Hannah Brinkmann,

Ihr Buch „Gegen mein Gewissen“ hatte ich mir sozusagen als Weihnachtsgeschenk bestellt. Dass es hoch attraktiv sei, wurde schon bei einem – vorerst - raschen Durchblättern klar, um so mehr bei einem späteren gründlichen Lesen und Betrachten aller Details.

Es ist ein bannendes, illustrativ und erzählerisch unglaublich gut gelungenes Werk!!

Den Begriff ´attraktiv´ beziehe ich nicht nur auf das Ästhetische der Zeichnungen, sondern auf die komplexe Gesamtkomposition aller Stilmittel.

Das ist z.B.

- die Idee, den historischen Hintergrund über offizielle Radio-Verlautbarungen zu vermitteln;

- die unkommentierte Einblendung von Grafiken (S. 7,9,11,13), die chronologisch in einen späteren Kontext gehören und dort folgerichtig wiederholt werden;

- die Darstellung der Lebensphasen in den Jahren vor der Verhandlung und das Kennenlernen der interessanten privaten Diskussionskultur;

- die Vermittlung von Hermanns sensiblen Interessen hinsichtlich der Insekten;

- daraus abgeleitet die surrealen Tiermetaphern (Krake, Hermann als Libelle in Kunstharz eingegossen);

- die Tränen, die den ganzen Kosmos seiner Verzweiflung durchdringen sowie das organische Hirn- oder Gedärmgewurschtel als Symbol für einen Zustand, da der Frustrierte nicht mehr weiß, was er denken soll.

Weil das alles dermaßen gut gemacht ist und mich emotional, voll erfasst hat, drängt es mich zu dieser subjektiven Rezension. Ich hoffe, dass der Verlag mein Schreiben an Sie weiter leitet.

Anfügen möchte ich noch, dass mir der „Fall Brinkmann“ durchaus vertraut ist. Ich war war in den 70er Jahren sehr engagiert in der Deutschen Friedensge-sellschaft-Vereinigte Kriegdienstgegner als KDV-Berater und auch als Rechts-beistand in Begleitung der Antragsteller.

Dass Ihre Familie diese großartige Anzeige in die Zeitung gesetzt hatte, war mir eigentümlicherweise nicht mehr in Erinnerung.

Dabei war dies ein mutig-legitimes Mittel der „Information“ und hat als Fanal gewirkt. Für die Familie ist es die Vertiefung ihrer Trauerarbeit, die dem Hermann eine profunde und herzenswarme Ehre angedeihen lässt.

Mit freundlichen Grüßen, Gunter Schmidt

Gunter Schmidt: Schreiben an die Autorin Hannah Brinkmann zur Graphic Novel "Gegen mein Gewissen". 21. Februar 2021

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