Israel: Zu 14 Tagen Haft verurteilt wegen der Weigerung, der Besatzung zu dienen
(22.11.2021) Hallo, mein Name ist Oren Feld. Ich bin 29 Jahre alt, lebe in Jerusalem und bin Kunststudent. Ich leite einen Verein für Sozialarbeit und bin aktiv in der Partei Hadash (Demokratische Front für Frieden und Gleichberechtigung) in Jerusalem. Nach 14 Tagen Haft wurde ich gerade aus dem Militärgefängnis entlassen. Ich war verurteilt worden, weil ich mich geweigert hatte, meinen Reservedienst beim israelischen Militär abzuleisten.
Als ich als 18-Jähriger zum ersten Mal zum israelischen Militär eingezogen wurde, hatte ich nicht die Kraft, mich dem zu widersetzen. Jetzt habe ich sie. Ich habe drei Jahre meines Lebens in einem Militärdienst verbracht, an den ich nicht glaubte. Im Laufe der Jahre wurde ich Zeuge zahlreicher Ungerechtigkeiten und Missstände in der Armee.
Deshalb habe ich jetzt, im Alter von 29 Jahren, GENUG gesagt, als ich zum Reservedienst einberufen wurde. Ich werde nicht länger Teil einer Institution sein, die unschuldige Menschen unterdrückt, tötet und ausbeutet. Es ist an der Zeit, die Wahrheit über die Geschichte unseres Landes auszusprechen - angefangen bei der Vertreibung der Palästinenser*innen in der Vergangenheit bis hin zu den zahlreichen Maßnahmen der Gegenwart, die auf die ethnische Säuberung der Palästinenser*innen abzielen und die zum Alltag gehören. Nur die Wahrheit wird die Besatzung stoppen.
Die Besatzung manifestiert sich in vielen Formen. Sie führt zur Kontrolle der palästinensischen Führung; mit ihr werden Transportwege durch Abriegelungen und Blockaden kontrolliert; im Rahmen der Besatzung werden Massenverhaftungen durchgeführt; sie hat die Macht, Versammlungen und Demonstrationen zu verbieten. Die Besatzung ist unbestreitbar, und sie ist eine politische Entscheidung: Es gibt keine Rechtfertigung für eine endlose, grenzenlose Fremdherrschaft über Millionen unschuldiger Menschen.
Ich wähle den Frieden. Deshalb habe ich nach der Einberufung zum Reservedienst meinem Armeekommandanten mitgeteilt, dass ich ihr nicht nachkommen werde. Er verurteilte mich wegen meiner Weigerung zu 14 Tagen Gefängnis. Ich wandte mich an das Gewissenskomitee mit der Bitte, mich aus dem Reservedienst zu entlassen, aber man lehnte meinen Antrag ab. Und so kam ich ins Militärgefängnis. Die Zeit im Gefängnis war eine harte und demütigende Erfahrung, aber ich werde der Unterdrückung weiterhin die Stirn bieten!
Ich werde nicht in einer Armee dienen, die ihre Ressourcen zur Kontrolle der palästinensischen Zivilbevölkerung einsetzt, die praktisch keine grundlegenden Menschenrechte hat. Ich werde mich weder an der Militärherrschaft im Westjordanland noch an der See- und Luftblockade des Gazastreifens beteiligen. Ich werde mich auch nicht an der Überwachung der Wareneinfuhr in die palästinensischen Gebiete beteiligen, die zu einem Leben ohne jegliche Grundversorgung für Millionen von Menschen geführt hat, deren Zugang zu Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Wohnraum und Strom eingeschränkt ist.
Diese militärische Kontrolle über ein anderes Volk korrumpiert die israelische Gesellschaft auch von innen heraus. Wenn wir eine gesunde, egalitäre Gesellschaft haben wollen, muss sie auf Solidarität beruhen, nicht auf Gewalt und Überlegenheit der einen über die anderen. Mir liegen dieser Ort und die Menschen, die in diesem Land leben, am Herzen! Jeder, der das Gleiche empfindet, sollte sich gegen die Besatzung und die Unterdrückung stellen, die nun schon über ein halbes Jahrhundert andauern. Deshalb habe ich mich entschieden, mich jetzt zu verweigern, und ich werde mich auch in Zukunft verweigern.
In Solidarität, Oren
Oren Feld: Sentenced to 14 Days in Prison for Refusing to Serve the Occupation. 22. November 2021. https://www.refuser.org/refuser-updates/orenfeld
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