Aufruf an belarusische Männer, die Rekrutierung zum Krieg in der Ukraine zu verweigern

von Olga Karatch, Nash Dom

(02.03.2022) Ich möchte Euch bitten, unsere Kampagne "Nein heißt Nein" zu unterstützen, die sich gegen die Entsendung belarussischer Soldaten in den Krieg in der Ukraine an der Seite Russlands richtet, der vom Regime von Aliaksandr Lukaschenka geführt wird. Heute ist eine Massenmobilisierung belarussischer Männer im Alter von 18 bis 58 Jahren zur belarussischen Armee im Gange: Einberufungsbescheide treffen ein, in denen sie aufgefordert werden, vom 4. bis 9. März 2022 zu erscheinen. Nach einem unbestätigten Bericht eines belarussischen Militärs plant Aljaksandr Lukaschenka die dringende Einberufung von etwa 35-40 Tausend belarussischen Männern zum Militärdienst.

Aber die belarussischen Männer wollen nicht in den Krieg ziehen! Sie werden in großer Zahl zusammen mit ihren Familien zu den Einberufungsbüros gerufen, dort werden ihnen die Pässe und Handys abgenommen, die Angehörigen werden bedroht. Die Zwangs- und Gewaltmobilisierung der belarussischen Männer ist im Gange.

In unserer Kultur ist die Desertion kein sehr positives Phänomen.  In unserer patriarchalischen Welt sind Deserteure und Männer, die sich weigern zu kämpfen, keine "echten Männer". Solche Geschlechterstereotypen sind ein ernsthaftes Hindernis, da belarussische Männer, die Terror, Folter und eine gewisse symbolische "Kastration" durch das Lukaschenka-Regime überlebt haben, Angst haben, dass sie, wenn sie aus der Armee desertieren, von den Massen verurteilt werden.

Wir haben ein Abkommen mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium und unterstützen politisch jene belarussischen Soldaten, die sich entscheiden, sich den Ukrainern zu ergeben und aus dem Krieg zu desertieren, in den sie von Wladimir Putin geschickt werden.

Wir rufen alle Frauen der Welt auf, einen Appell an die belarussischen Männer zu richten und ihnen zu sagen, dass sich heute das wahre Heldentum und der Mut der belarussischen Soldaten zeigen wird, wenn sie sich weigern, auf der Seite Putins und Russlands zu kämpfen, sich weigern, ukrainische Frauen und Kinder zu töten, sich weigern, Putin und seinen Krieg in der Ukraine zu unterstützen. Wir sollten die Botschaft verbreiten, dass solche Männer echte Männer und Helden sind.

Darf ich euch bitten, ein kurzes Video mit den Hashtags #NoMeansNo, #NoWar, @StandUpWithUkraine zu drehen, in dem Ihr an die belarussischen Männer appellieren und ihnen sagen, dass Ihr ihre Entscheidung mit all Ihren Kräften unterstützen werden, wenn sie sich entscheiden, nicht auf Putins Seite zu kämpfen? Dass dies heutzutage echtes Heldentum ist? Wir haben Frauen in der belarussischen Diaspora, die sie übersetzen können. Dann werden wir russische Untertitel machen und die Videoaufrufe in Belarus so weit wie möglich verbreiten.

Darf ich Euch bitten, andere Frauen aufzufordern, dasselbe Video-Statement mit denselben Hashtags abzugeben? Wir werden jede Frauenstimme in Belarus verbreiten.

Natürlich sind auch die Aussagen von Männern immer willkommen :-)

Ich möchte, dass die belarussischen Männer die Stimmen aller Frauen der Welt hören, und ich möchte, dass sie die richtige Entscheidung treffen: nicht mit der Ukraine für Putin zu kämpfen.

Bitte helft uns, belarussische Männer davon zu überzeugen, dass es dumm ist, zu sterben und zu töten, nur weil sie nicht "NEIN!" sagen können oder Angst haben.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit!

Olga Karatch, Nash Dom, 2. März 2022. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2022

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