Niron Mizrahi

Niron Mizrahi

Israel: Hunderte (!!) Soldat*innen erklären ihre Verweigerung

von Refuser Solidarity Network

(02.03.2023) In den letzten Tagen haben Hunderte (!!) israelischer Soldat*innen erklärt, dass sie sich weigern, unter der neuen ultranationalistischen und rechtsextremen Regierung in der Armee zu dienen. Sie fordern die Beendigung der antidemokratischen Politik. Die Presse berichtete, dass fast alle Armeeeinheiten, einschließlich der "Elite"-Kommandoeinheit und der Luftwaffe, internen Widerstand erleben. Reservesoldat*innen weigern sich, einem Staat zu dienen, den sie als antidemokratisch ansehen. Die Verweigerungswelle ist so alarmierend, dass sich der oberste General der Armee gezwungen sah, eine Erklärung abzugeben, in der es hieß, dass Reservesoldat*innen ihren politischen Widerspruch nur außerhalb der Armee äußern sollen. Die Verweigerer halten sich jedoch nicht an diese Anweisung. Jeden Tag werden neue Erklärungen veröffentlicht.

Hier sind zum Beispiel die Worte des 27-jährigen Niron Mizrahi aus Kfar Masaryk, die er auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. Er ruft zur Verweigerung auf:

Es ist Zeit, sich zu weigern

Ich, Feldwebel Niron Mizrahi, Militärnummer 8065754, Panzerkorpskämpfer und Kampfsanitäter, gebe hiermit die Beendigung meines Reservedienstes in den Israelischen Verteidigungsstreitkräften bekannt und rufe die gesamte säkular-liberale Öffentlichkeit im Staat Israel zur massiven Verweigerung auf.

Ich bin 27 Jahre alt und studiere Geschichte, Bibel und israelische Kultur für das Lehramt der Sekundarschule. Ich bin im Kibbuz Kfar Masaryk in Westgaliläa aufgewachsen und zur Schule gegangen, habe nach 12 Jahren Schule Abitur gemacht, ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Internat für gefährdete Jugendliche in Pardes Hana absolviert und mich 2014 zum Militärdienst im Panzerkorps gemeldet.

Drei Jahre lang habe ich den Staat Israel an den Grenzen zu Syrien und Gaza bewacht. Ich habe im Westjordanland patrouilliert und Verhaftungen vorgenommen, und heute weiß ich, dass ich nicht länger still bleiben kann.

Ich kann nicht länger tatenlos zusehen, wie mein Land junge Menschen wie mich schickt, um im Namen des Zionismus, der Flagge und der Religion Kriegsverbrechen zu begehen und im Namen eines göttlichen Versprechens - ob eingebildet oder nicht - an der Enteignung von Land, der Zerstörung von Kultur und an einem der letzten Kolonialismen der modernen Zeit teilzunehmen.

Ich kann nicht länger tatenlos zusehen, wie mein Land einem anderen Volk Rechte und Freiheiten nimmt und Menschen im Namen des religiösen Fundamentalismus zur Schande des Hungers und eines elenden Lebens, zu Traumata, Leid, Armut und Tod verurteilt.

Ich kann mich nicht länger an den messianischen und wahnhaften Ambitionen rassistischer Nationalisten und religiöser Fanatiker wie Simcha Rothman und Itamar Ben Gabir beteiligen, die von der Vision eines Tempels und eines religiösen jüdischen Königreichs vom Jordan bis zum Meer träumen und dafür bereit sind, anderen Menschen zu schaden, um ihre Doktrin zu erfüllen.

Ich kann nicht länger zusehen, wie ein Verbrecher das Land in eine legale Diktatur und eine Verfassungskrise führt und jüdische Terroristen in die Knesset einführt, nur um dem drohenden Urteil zu entgehen.

Das Narrativ der "Aufrechterhaltung der Sicherheit" ist schon vor langer Zeit zusammengebrochen. Hier gibt es keinen Schutz der Sicherheit, jeden Montag und Donnerstag gibt es Terroranschläge, alle vier Jahre eine Militäroperation, und so wie sich ultraorthodoxe Männer und religiöse Frauen dem Dienst entziehen können, habe auch ich, haben wir - die säkular-liberale Öffentlichkeit - die moralische Verpflichtung, den Dienst in den besetzten Gebieten zu verweigern.

Ich bitte Sie, mich nicht wie ein schimpfendes radikales Kind zu behandeln. Ich bin ein reifer und nachdenklicher Mensch mit Werten und Ideen, die ich im Laufe meines Lebens gesammelt und entwickelt habe, und ich bin zu dieser Entscheidung auf informierte und nüchterne Weise gekommen.

Die Geschichte ist voll von schwierigen und blutigen Konflikten, viel mehr noch als der israelisch-palästinensische Konflikt. Die meisten dieser Konflikte wurden durch Gespräche und Verhandlungen beigelegt. Ich kenne keinen Weg zur Lösung von Konflikten zwischen Menschen, der nicht den Dialog einschließt. Gewalt und Terrorismus führen zu mehr Gewalt und Terrorismus und sind niemals die Lösung.

Wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu kämpfen und uns gegenseitig zu töten.

Der Wert des Lebens ist wichtiger als alles andere, und ich verstehe, dass meine fortgesetzte Beteiligung am Kreislauf der Gewalt und an der Aufrechterhaltung der israelischen Besetzung der Gebiete im Westjordanland und des palästinensischen Volkes die Lösung des Konflikts behindert.

Ich entschuldige mich, wenn ich jemanden enttäuscht oder verletzt habe. Ich entschuldige mich nicht für meine Wahrheit.

Refuser Solidarity Network: Hundreds (!!) of Israeli soldiers stated they will refuse to serve in the army. eMail, 2. Februar 2023. www.refuser.org. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2023

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