Den Krieg verraten! Gestern, heute und morgen!
Umwidmung des Kriegerdenkmals in der Taunusanlage in Frankfurt
(15.05.2023) Solidarität mit allen Deserteur:innen statt Kriegsverherrlichung!
In der Frankfurter Taunusanlage steht weitgehend unbeachtet, aber trotzdem prominent ein klassisches Krieger- und Heldendenkmal. Es wurde 1938 nach einem Entwurf des Oberurseler Bildhauers Harold Winter im Auftrag der Faschisten als Erinnerung an die Heldentaten des 1. Weltkriegs erbaut. Das Denkmal wurde zwar nach dem Ende des 2. Weltkrieges abgerüstet, aber nicht geschliffen. Die ursprünglich ebenfalls aufgestellten Kanonenrohre werden heute im Historischen Museum aufbewahrt. Eine zusätzliche Tafel erinnert an die Toten und Vermissten eines Artillerie-Regiments 1939–45. Der Text „ZUM GEDENKEN AN / TATEN UND OPFER / PFLICHTERFÜLLUNG / UND KAMERADSCHAFT“ entspricht ganz dem nationalsozialistischen wie militaristischen Geist.
Nun gibt es in Kriegen aber nicht nur Opfer und "Helden", sondern auch viele Menschen, die sich bewusst gegen die Teilnahme am Krieg entscheiden. Ob aus persönlichen, religiösen oder politischen Gründen sagen diese Menschen Nein zum Krieg. Sie sabotieren, desertieren, entziehen sich dem Militärdienst oder verweigern Kriegsdienste. Das nannte man damals und nennt man auch heute Wehrkraftzersetzung und "Fahnenflucht".
Das mit dieser Verweigerung verbundene „Nein“ zu Gehorsamkeit und „Nein“ zu autoritärer Führung ist ein widerständiges Signal, das alle Regierungen fürchten. Denn wer desertiert, wer sich dem Krieg und seiner Grausamkeit entzieht, wer dabei aus politischen oder persönlichen Gründen nicht mitmacht, sagt – ob bewusst oder unbewusst – auch den damit verbundenen Herrschaftsverhältnissen und vermeintlichen Tugenden den Kampf an! Wer desertiert, verrät den Krieg und die mit ihm verbundenen Machtstrukturen!
Die Desertionen und Kriegsdienstverweigerungen in den Kriegen dieser Welt machen uns Mut und Hoffnung. Diesen Menschen sind aber nur wenige Denkmäler gewidmet. Keines in Frankfurt. Das muss sich ändern.
Das militaristische Denkmal in der Taunusanlage wurde deswegen anlässlich des Internationalen Tages der Kriegsdienstverweigerung am 15. Mai umgewidmet in einen Ort der Erinnerung an und in Solidarität mit allen Deserteur:innen vergangener und aktueller Kriege.
Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Gerade heute versuchen viele Menschen aus Russland, Belarus und der Ukraine, denen der Kriegsdienst droht, sich dem zu entziehen: Sie wollen keine anderen Menschen töten und auch nicht in diesem Krieg sterben. Ihnen allen droht dafür von ihren Regierungen Repression und Gefängnis. Kriegsdienstverweigerung und Desertion ist ein Menschenrecht - das in Deutschland und der EU Derserteur:innen verweigert wird. Das muss sich ändern.
Solidarität mit allen Deserteur:innen! Den Krieg verraten! Gestern, heute und morgen!
Rheinmetall entwaffnen – Rhein-Main, 15. Mai 2023. https://weg-der-erinnerung.solikom.de/de/rheinmetall_entwaffnen/deserteurskampagne/tag-der-kriegsdienstverweigerung-2023. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Juni 2023