Eine gemeinsame jüdisch-arabische Erklärung für den Frieden

(06.11.2023) Wir – Bewegungen, Organisationen, Aktivist*innen, Jüd*innen und Araber*innen – schreiben diese Worte aus tiefer Trauer um die Tausenden von Menschen, die in den letzten Wochen getötet wurden, und aus schrecklicher Sorge um die Sicherheit der Entführten und derer, die in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland noch zu Schaden kommen werden.

Das brutale Massaker, das die Hamas am 7. Oktober verübte, hat uns alle – Jüd*innen und Araber*innen – fassungslos gemacht und schockiert. In den Wochen, die seit diesem verfluchten Sabbat vergangen sind, sind zu den von der Hamas begangenen Gräueltaten weitere hinzugekommen: Tausende von Menschen wurden und werden durch die israelischen Bombenangriffe im Gazastreifen getötet, viele der Bewohner*innen sind sogar von Wasser und Strom abgeschnitten.

Unzählige unschuldige Kinder, Frauen und ältere Menschen haben auf beiden Seiten ihr Leben verloren; Hunderttausende haben ihr Zuhause und ihre Welt verloren – die Schädigung Unschuldiger auf der einen Seite gleicht den Schmerz des Tötens auf der anderen Seite nicht aus, sondern fügt dem unermesslichen Schmerz nur noch mehr Schmerz hinzu.

Die Besatzung, die Belagerung, die Kriege, der Terrorismus, die Unterdrückung, der Rassismus und die Gewalt, die Verletzung der Demokratie und der Menschenrechte – all dies hat die beiden Völker, die zwischen dem Meer und dem Jordan leben, in eine unvorstellbare Katastrophe geführt, die kein Maß kennt. Gerade in diesen schrecklichen Tagen wird die einfache Wahrheit deutlicher denn je: Freiheit, Sicherheit und Leben aller Menschen in diesem Land hängen gegenseitig voneinander ab.

In Gedenken an die Ermordeten und um der Lebenden willen müssen wir gemeinsam handeln – Jüd*innen und Araber*innen – für die Freilassung der Entführten und Gefangenen, für das Ende des Krieges, für das Ende der Besatzung und des Konflikts, für den Frieden.

Wir, die an den demokratischen und friedlichen Weg glauben, rufen dazu auf:

  1. Einen stabilen Waffenstillstand anzustreben, in dessen Rahmen unverzüglich Verhandlungen über ein politisches Abkommen aufgenommen werden, das auf der gegenseitigen Anerkennung des Rechts beider Völker auf Selbstbestimmung beruht – ein Abkommen, das beiden Völkern Sicherheit, Freiheit und Wohlstand garantiert.
  2. Unverzügliche Förderung eines umfassenden Abkommens über einen Gefangenenaustausch („alle für alle“).
  3. Unverzügliche Beendigung des Angriffs auf unschuldige Zivilpersonen. Es gibt und kann keine Rechtfertigung dafür geben, Unschuldige zu verletzen.
  4. Sofortiges Handeln, um die ausufernde SiedlerI*innengewalt im Westjordanland mit Unterstützung der Armee einzudämmen und den Transfer, den diese Gewalt zu fördern versucht, zu stoppen.
  5. Beendet die Verfolgung und Unterdrückung der palästinensischen Bürger*innen Israels und derjenigen, die sich mit den Bewohner*innen des Gazastreifens solidarisch zeigen und den Krieg ablehnen. Stoppt die Verletzung grundlegender Rechte, einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung, des Rechts auf Demonstrationen und mehr.

Wir alle haben die Auswirkungen der Gewalt erlebt. Immer wieder wird deutlich, dass es keine militärische Lösung für diesen Konflikt gibt und auch niemals geben kann. Der einzige Weg, das Blutvergießen zu beenden, ist ein politisches Abkommen, das Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit für beide Nationen garantiert.

Unterzeichnet von: Academia for Equality; Arava Institute for Environmental Studies; Banki; Bimkom – Planners for Planning Rights; Combatants for Peace; Druze Initiative Committee; The Forum for the Fight Against Incitement; Hadash; Hands of Peace; Horiya; Jahalin Solidarity; Jordan Valley Activists; Kaa”- political working group; Looking the Occupation in the Eye; MachsomWatch; Mesarvot; Mothers Against Violence; Negev Coexistence Forum for Civil Equality; New Profile; On the way to Sulha; Parents Against Child Detention; Parents Circle Families Forum; PsychoActive; Rabbis for Human Rights; Social Workers for Peace and Welfare; Tandi; Tomorrow’s Women; Torat Tzedek; Women in Black; Woman to Woman; Yesh Gvul; Your Neighbor as Yourself; Youth Against Dictatorship; Zazim – Community Action; Zochrot ; Itach Ma’aki – Women Lawyers for Social Justice

Gemeinsame Erklärung vom 6. November 2023. Übersetzung aus dem Englischen: Anita Köbler. Quelle: https://www.pressenza.com/de/2023/11/eine-gemeinsame-juedisch-arabische-erklaerung-fuer-den-frieden/

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