Das Problem sind nicht einzelne Soldat*innen, sondern die gesamte Armee

Update des Refuser Solidarity Network (RSN)

(05.05.2024) Liebe Leute,

Mattan hier. Ich bin Geschäftsführer des Refuser Solidarity Network und israelischer Kriegsdienstverweigerer. Ich schreibe euch, weil ich euch darüber informieren möchte, wie die Aktionen der US-Regierung gegen den Krieg von der Wurzel des Problems, der systematischen Unterdrückung der Palästinenser*innen durch den israelischen Staat, ablenken können. Hier könnt ihr Aktivist*innen und Kriegsdienstverweigerer*innen unterstützen, die sich der Besatzung und dem Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung in Gaza widersetzen.

Nach Monaten des verheerenden Massakers im Gazastreifen und der Geiselnahme von Hunderten von Israelis und Palästinenser*innen, unterstützt die Regierung Biden weiterhin das israelische Militär und genehmigte ein umfassendes Militärhilfepaket im Wert von 26 Milliarden Dollar. Inmitten dieser finanziellen Unterstützung gibt es jedoch einen bemerkenswerten Politikwechsel. Um den Bedenken hinsichtlich der Menschenrechtsverletzungen Rechnung zu tragen, plant die US-Regierung, Sanktionen gegen das Netzach Yehuda-Bataillon zu verhängen und ihm die Verwendung von US-Waffen zu untersagen. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf die sich häufenden Beweise für Morde und Misshandlungen von Palästinenser*innen durch dieses Bataillon. Viele Aktivist*innen, darunter auch ich, sind jedoch der Meinung, dass diese Sanktionen zu kurz greifen, um das eigentliche Problem zu bewältigen, und zugleich das Vorgehen der israelischen Armee verharmlosen.

Bevor ich den Kriegsdienst verweigerte und für meine Verweigerung 110 Tage im Gefängnis verbrachte, versuchten mich die Leute davon zu überzeugen, der Armee beizutreten. Ich könnte doch der „nette Soldat“ an den Kontrollpunkten sein. Sie glaubten, ich könnte etwas daran ändern, wie Palästinenser*innen behandelt werden – viele dienen aus diesem Grund in der Armee – doch als ob die Unterdrückung, die Besatzung oder das Massaker moralisch sein könnten, wenn Soldat*innen moralischer handeln würden. Die Wahrheit ist, dass es keine moralische Form der Unterdrückung gibt. Es geht nicht um einzelne Soldat*innen oder Einheiten im Westjordanland und im Gazastreifen und wie sie Palästinenser*innen behandeln, sondern um die Tatsache, dass es dort überhaupt Soldat*innen gibt. Das gesamte israelische Militär ist für die systematische Unterdrückung und Besatzung sowie die Massaker und ethnische Säuberung im Gazastreifen verantwortlich.

Die Sanktionen gegen des Netzach Yehuda-Bataillons sind zwar ein Anfang, sie reichen aber nicht aus. Wir müssen den US-amerikanischen Präsident Biden davon abhalten, Waffen an das israelische Militär zu liefern, bis die Unterdrückung beendet ist. Es geht nicht nur um eine Einheit; es geht darum, echte Veränderungen herbeizuführen, um diesem Massaker ein Ende zu setzen, die Geiseln zu ihren Familien zurückzubringen und einen Weg zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle in diesem Land zu finden.

Der israelische Widerstand hat die Macht, das Massaker in Gaza und die jahrelange Unterdrückung der Palästinenser*innen zu beenden.  Wie ich immer gesagt habe: keine Soldat*innen, keine Unterdrückung. Dafür brauchen wir eure Unterstützung. Wir brauchen die internationale Gemeinschaft, um den israelischen Widerstand zu unterstützen – und nicht das anhaltende Blutvergießen. Deshalb sind wir, RSN, hier. Helft uns, die Bewegung der Kriegsgegner*innen und Kriegsdienstverweiger*innen aufzubauen, indem ihr hier spendet.

Gemeinsam können wir die Sanktionen kritisieren und die Stimmen der Verweiger*innen und Gegner*innen des Massakers verstärken.

In Solidarität,
Mattan Helman
Geschäftsführer des Refuser Solidarity Network (RSN)

Voices Against War (VAW) ist eine Social-Media-Initiative des Refuser Solidarity Network. Sie wurde im Oktober 2023 gegründet, um den Stimmen der Israelis, die sich dem Gaza-Krieg widersetzen, Gehör zu verschaffen.

Mattan Helman, Das Problem sind nicht einzelne Soldat*innen, sondern die gesamte Armee. Newsletter des Refuser Solidarity Network (RSN). Versendet per Email am 05.05.2024 und aus dem Englischen übersetzt von Connection e.V, https://mailchi.mp/refuser/the-problem-is-not-a-specific-soldier-it-is-the-entire-army-refuser-solidarity-network.

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