41 israelische Reservesoldat*innen verweigern ihre Beteiligung an der militärischen Invasion von Rafah
Newsletter des Refuser Solidarity Network (RSN)
(02.06.2024) Hallo,
Mattan hier. Ich bin Geschäftsführer von RSN und verbrachte im Jahr 2017 110 Tage im Gefängnis, weil ich mich weigerte, der israelischen Besatzung zu dienen. Vor zwei Wochen teilte ich unsere Überzeugung, dass eine neue Welle der Verweigerung bevorsteht. Ich habe Sie dringend gebeten, unsere Petition zur Unterstützung israelischer Kriegsdienstverweiger*innen zu unterzeichnen. Dank Ihnen hat die Petition nun über 1.700 Unterzeichner*innen. Sie haben eine klare Botschaft an die israelischen Verweiger*innen gesendet: „Wir stehen hinter euch“.
Letzten Freitag wurde der erste konkrete Schritt in dieser Verweigerungswelle öffentlich. 41 israelische Reservesoldat*innen veröffentlichten einen Brief, in dem sie erklärten, dass sie sich weigern, an dem Angriff auf Rafah teilzunehmen und damit unbeteiligte Zivilist*innen, die Geiseln und sich selbst zu gefährden. Im Folgenden finden Sie den vollständigen Text des Briefes:
„Wir sind Reservesoldat*innen, die seit dem 7. Oktober zum Dienst einberufen worden sind. An diesem Morgen erwachten wir zu einem schrecklichen und wahllosen Massaker, bei dem Hunderte von Zivilist*innen ermordet und entführt wurden. Wir haben uns aus einem tiefen Gefühl der Verpflichtung und Notwendigkeit heraus gemeldet. Wir haben uns an den Kriegsanstrengungen beteiligt, um unsere Heimat zu schützen und die Sicherheit und das Wohlergehen unseres Lebens, des Lebens unserer Familien und des Lebens aller Bürger*innen Israels zu gewährleisten.
Seit über einem halben Jahr befinden wir uns im Kriegszustand und noch immer werden mehr als 120 Menschen im Gazastreifen von der Hamas festgehalten. Das halbe Jahr, in dem wir uns an den Kriegsanstrengungen beteiligt haben, hat uns gezeigt, dass militärische Maßnahmen allein die Geiseln nicht nach Hause bringen werden. Jeder Tag, der verstreicht, gefährdet das Leben der Geiseln und der Soldat*innen, die sich noch im Gazastreifen aufhalten, und stellt die Sicherheit der Menschen an der Grenze zum Gazastreifen und im Norden nicht wieder her.
Während wir diesen Brief schreiben, hat die Invasion in Rafah begonnen. Diese Invasion gefährdet nicht nur unser Leben und das von unschuldigen Zivilist*innen in Rafah, sondern wird auch die Geiseln – deren Rettung einer der Hauptgründe für unseren Einsatz war – nicht lebend zurückbringen. Es heißt entweder Rafah oder die Geiseln, und wir entscheiden uns für die Geiseln.
Nach der Entscheidung, die Invasion von Rafah einem Geiselabkommen vorzuziehen, erklären wir, die Reservist*innen, dass unser Gewissen es uns nicht erlaubt, uns zu melden, und dass wir nicht dazu beitragen werden, das Leben der Geiseln zu opfern und ein weiteres Abkommen zu torpedieren.
Es ist an der Zeit, sich für das Leben zu entscheiden und alle unsere Bemühungen und Ressourcen in die Aushandlung eines Abkommens zu investieren, das die Geiseln zurückbringt und die Sicherheit des Staates Israel wiederherstellt."
Es ist wichtig, daran zu denken, dass dieser Brief an die Israelis gerichtet ist und eine Sprache verwendet, die im internen israelischen Diskurs Widerhall findet. Als solcher hat er die Macht, Veränderungen herbeizuführen und letztlich dazu beizutragen, die Schrecken in Gaza zu beenden. Eine Verweigerung, egal aus welchen Gründen, hat das Potenzial, den Krieg zu beenden.
Diese Initiative ist der Beginn einer Verweigerungswelle, der weitere folgen werden. Die wachsende Zahl an Verweiger*innen wird den Bedarf an Ressourcen zu ihrer Unterstützung erhöhen. Wir von RSN starten eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Ziel, 30.000 Dollar zu sammeln, um diesen Bedarf in den nächsten sechs Monaten zu decken. Mit der Kampagne werden wir rechtliche und psychologische Hilfe für Kriegsdienstverweiger*innen, die Verstärkung ihrer Stimmen und Unterstützung für ihre direkten Aktionen finanzieren.
Sie haben dazu beigetragen, dass diese Verweiger*innen Stellung bezogen haben, bitte zeigen Sie ihnen weiterhin, dass wir sie unterstützen. Entscheiden Sie sich für eine Spende, wenn Sie können. Jede Spende macht einen Unterschied.
In Solidarität,
Mattan Helman
Geschäftsführer
Refuser Solidarity Network
Mattan Helman, 41 israelische Reservesoldat*innen verweigern ihre Beteiligung an der militärischen Invasion von Rafah. Newsletter des Refuser Solidarity Network (RSN). Gesendet via Email am 2. Juni 2024 und aus dem Englischen übersetzt von Connection e.V. https://mailchi.mp/refuser/the-problem-is-not-a-specific-soldier-it-is-the-entire-army-refuser-solidarity-network-17973302
Stichworte: ⇒ Desertion ⇒ Friedensbewegung ⇒ Israel ⇒ Kampagne ⇒ Kriegsdienstverweigerung ⇒ Militärdienstentziehung ⇒ USA ⇒ Wehrpflicht ⇒ Zivilgesellschaft