Protestaktion auf der Zugspitze. Foto: amab.

Protestaktion auf der Zugspitze. Foto: amab.

"Retten statt Rüsten – 100 Mrd. für Klimaschutz und Seenotrettung"

Protest gegen Bundeswehr auf der Zugspitze

von Antimilitaristische Aktion Berlin (amab) & Jugendnetzwerk der DFG-VK

(10.06.2024) Nicht einmal fast 3000 Meter über dem Meer ist das deutsche Militär am "Tag der Bundeswehr" vor Protest sicher. Antimilitarist*innen enterten unangemeldet die Zugspitze. Am Gletscher hissten sie ein Banner mit der Aufschrift „Retten statt Rüsten – 100 Mrd. für Klimaschutz und Seenotrettung!“ Verantwortlich für die überraschende Aktion ist das Jugendnetzwerk der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsgegner*innen (DFG-VK) und die Antimilitaristische Aktion Berlin. "Hier am Gletscher ist die Klimakatastrophe direkt sichtbar“ sagt Jan Hansen, Sprecher*in der Aktivist*innen. Deshalb setzen die pazifistischen Jugendorganisationen hier ein Zeichen gegen klimaschädliche Aufrüstung. "Statt immer mehr Geld in Waffen zu stecken, müssen wir die Transformation zur klimafreundlichen Wirtschaft und Seenotrettung im Mittelmeer finanzieren!"

Bilder von der Aktion gibts hier und hier.

Gletscher: Sichtbares Symbol für Klimawandel

Um die Dringlichkeit dieses Anliegens zu unterstreichen, protestiert die jungen Pazifist*innen am Gletscher auf der Zugspitze. Trotz mieser Wetterprognose machten sie sich gleich morgens früh um acht auf den Weg, um mit ihren Bannern im Gepäck die Zugspitze zu entern. Mit dem Banner "Retten statt Rüsten -100 Mrd. für Klimaschutz und Seenotrettung!" kaperten sie unangemeldet und unerlaubt die Aussichtsplattform auf dem Zugspitzenplatt. "Von den Besucher*innen erhielten wir viel Zustimmung für unsere Aktion", freut sich Hansen. Sicherheitspersonal der Bergbahn hätten zwar nach dem Telefon gegriffen und eine "unangemeldete Protestaktion" durchgegeben, die Verfolgung aber nicht weiter aufgenommen. Für Hansen ist das nicht überraschend: "Wer auf der Zugspitze arbeitet, kann an den Gletschern der Klimakatastrophe in Echtzeit zusehen..."

Banner-Drops

Auf einem weiteren Banner, das die Aktivist*innen hochhielten, steht "Klimaschutz statt Bundeswehr", weitere zeigen den Slogan "Militär führt zu Klimawandel führt zu Krieg!- Klimagerechtigkeit und Abrüstung jetzt". Die Antimilitaristische Aktion Berlin feierte zusätzlich mit dem Banner "Zug-Spitze: Kein Tag der Bundeswehr in Berlin" ihren Erfolg, mit anderen zusammen den "Tag der Bundeswehr"-Propaganda aus Berlin vertrieben zu haben.

Klimakatastrophe wird sichtbar

Mehr als die Hälfte der Gletscherfläche in Deutschland ist bereits geschmolzen. Bald wird von den vier Gletschern, die es heute gibt, nichts mehr übrig sein. Dem bislang fünften Gletscher wurde Ende September 2022 nach einem heißen Sommer der Status als Gletscher bereits aberkannt. „Hier in den Alpen vollzieht sich der Klimawandel noch rascher als anderswo, hier steigt die Temperatur doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt“ sagt Hansen. "Das sollte uns Angst machen!" sagt Hansen. Mit vom Klimawandel verwüsteten Ländern wie aktuell Bayern könne niemand etwas anfangen; auch kein Aggressor wie Putin. „Wir möchten Allen, die von der aktuellen Flutkatastrophe betroffen sind, unsere Anteilnahme ausdrücken“ sagt Hansen. Ein besonderes Beileid gelte den Angehörigen der Verstorbenen und noch Vermissten.

Retten statt Rüsten!

Außer Bayern trifft der Klimawandel vor allem verwundbare Länder im globalen Süden. Diese Länder stehen ohnehin am Ende der postkolonialen Ausbeutungsketten. Sie bekommen zusätzlich die volle Wucht der Klimakatastrophe ab. Folgen des Klimawandels sind zum Beispiel Tornados, Tsunamis oder Wassermangel. Durch sie werden Wohnungen, Infrastruktur und Felder zerstört. Diese wirtschaftlichen Katastrophen münden in Nahrungsmangel und das ist ein Grund für bewaffnete Konflikte. Das löst die Flucht vieler Menschen in Richtung Westen aus. "Retten statt Rüsten!" sagt Hansen "Ganz nebenbei sterben außerdem Menschen, aber das  zählt im Kapitalismus ja nicht..." so der Kommentar von Jan Hansen. Dafür seien die westlichen Länder mitverantwortlich, das mindeste, was diese tun könnten, ist, eine ernsthafte Seenotrettung im Mittelmeer aufzubauen. „Besser wäre aber natürlich Reisefreiheit für alle wohin sie wollen!"

Klimapolitische Zeitenwende statt Aufrüstung

Panzer, Schiffe und Flugzeuge, Kasernen und andere militärische Anlagen sowie Kriege: Armeen wie die Bundeswehr verbrauchen Unmengen von Energie und gehören zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen, Feinstaubbelastungen und Umweltkatastrophen weltweit. Das deutsche Militär stößt 4,5 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr aus. Das ist mehr als alle inner-deutschen Flüge zusammen im Jahr 2019. (Quelle: ARD KlimaZeit, 18.11.2022, https://www.youtube.com/watch?v=qGaVe8TUWqo ). In internationalen Klima-Abkommen und im deutschen Klima-Paket wurden Armeen bisher absichtlich ausgeklammert. „Das muss geändert werden“ sagt Jan Hansen: „Wir brauchen eine klimapolitische Zeitenwende!“

Was ist der „Tag der Bundeswehr“?

Der „Tag der Bundeswehr“ ist ein großes Rekrutierungsevent. In Zeiten der Klimakatastrophe, von Pandemien und zunehmender Armut rüstet die Bundesregierung die Bundeswehr massiv auf – das finden nicht alle Menschen gut. Die Armee wirbt mit Waffen-Ausstellungen und Panzer-Shows um Zustimmung für die Aufrüstung. Der „Tag der Bundeswehr“ wurde 2015 von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ins Leben gerufen. Jährlich öffnen an dem Tag bundesweit etwa ein Dutzend Kasernen ihre Tore oder die Bundeswehr präsentiert sich in Innenstädten. Der DFG-VK gelang es jedoch, aus dem „Tag der Bundeswehr“ einen Tag des Protestes gegen das Militär zu machen. Ein Überblick gibt es hier.

Mittenwald: Abgesagt

Die Bundeswehr plante, den „Tag der Bundeswehr“ auch in Mittenwald zu veranstalten. Angesichts der Flut sei dies jedoch „unangemessen“, befanden die Militärs. „Wir begrüßen die Absage!“ sagt Hansen. Jeder Tag ohne die Bundeswehr sei ein guter Tag. Jetzt müsse die Politik diesen Weg konsequent fortsetzen und endlich angemessene Mittel für Klima- und Katastrophenschutz klar machen, statt noch mehr Milliarden im Nazi-Prepper-Paradies „Bundeswehr“ zu versenken. "Denn zum Sandsäcke schleppen braucht niemand eine Ausbildung an der Waffe; viel besser wäre es, in einen zivilen Katastrophenschutz zu investieren" sagt Hansen.

Antimilitaristische Aktion Berlin & DFG-VK: Protest gegen Bundeswehr auf der Zugspitze: "Retten statt Rüsten – 100 Mrd. für Klimaschutz und Seenotrettung". 08. Juni 2024. https://amab.blackblogs.org/2024/06/08/protest-gegen-bundeswehr-auf-der-zugspitze-retten-statt-ruesten-100-mrd-fuer-klimaschutz-und-seenotrettung/

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