Refuser Updates ist ein wöchentlicher Newsletter über israelischen und palästinensischen Widerstand gegen den Krieg.

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Eine neue Verweigerungserklärung ist auf dem Weg

von Refuser Solidarity Network

(02.02.2025) Hier ist Max Kresch von den "Soldat*innen für die Geiseln" (engl. "Soldiers for the Hostages"). Letztes Mal habe ich euch über die Verweigerungskonferenz geschrieben, die wir als einen mutigen Akt des Widerstands gegen den Krieg abgehalten haben. Ich habe euch auch von den Kämpfen berichtet, die wir bei der Aufrechterhaltung einer Bewegung wie dieser führen. Ich habe gerade die vielen Unterstützungsbekundungen gelesen, die viele von euch geschickt haben. Sie waren sehr bewegend und haben mir die nötige Kraft gegeben, mit dieser Initiative weiterzumachen, vielen Dank. Unsere aktuelle Kampagne wird hoffentlich der letzte Schritt sein, um sicherzustellen, dass wir diesen Krieg endgültig beenden. Und dafür brauchen wir eure Unterstützung!

Unser neues Projekt ist ein Verweigerungsschreiben von medizinischen Fachkräften der israelischen Armee. Es kommt von Mediziner*innen wie mir, Ärzt*innen, Sanitäter*innen und psychiatrischen Fachkräften, die gezwungen wurden, die unverantwortliche Wahl zu treffen, sich entweder weiterhin an diesem Krieg zu beteiligen oder unsere Kamerad*innen im Stich zu lassen - unsere Freund*innen, Familie und Gemeinschaft, die von Netanjahus Regime auf das Schlachtfeld gezwungen wurden.

Als ich am 7. Oktober 2023 an meinem Posten ankam, hatten wir keine angemessene medizinische Ausrüstung oder Logistik. Als Sanitäter war mein erster Instinkt behelfsmäßige Druckverbände vorzubereiten, um bereit zu sein, falls sie gebraucht würden. Es gab keine moderne lebenserhaltende Ausrüstung. Wir alle waren uns dessen bewusst, aber angesichts des Massakers im Süden und des Ernstes unserer Lage spielte das keine Rolle. Wir waren wirklich im Überlebensmodus und genau das ist der Lackmustest, den ich heute anwende.

Würdet ihr auftauchen, wenn ihr wüsstet, dass es kein medizinisches Team gibt, das sich um euch kümmert, wenn etwas schief geht? An jenem Tag lautete die Antwort: Ja. Heute ist die Antwort ein schallendes Nein. Ich glaube, dass unsere Verweigerung den dringend benötigten Druck auf die Regierung Netanjahu ausüben wird, das Waffenstillstandsabkommen fortzuführen und den Krieg zu beenden, was letztendlich unzählige Israelis und Palästinenser*innen gleichermaßen vor den anhaltenden Schrecken des Krieges bewahren wird.

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Auszug aus dem Verweigerungsschreiben von medizinischen Fachkräften:

"Erstens: Tue niemandem etwas zuleide." Jede*r Angehörige der Gesundheitsberufe kennt diesen Satz aus dem Hippokratischen Eid. Der Eid besagt auch, dass alle Angehörigen der Gesundheitsberufe, egal welcher Fachrichtung, aktiv eingreifen müssen, wenn sie sehen, dass Patient*innen oder einer gesunden Person Schaden zugefügt wird und dass sie schädliche Handlungen stoppen müssen [...].

Wir fordern Israel auf, dem Druck der Extremist*innen nicht nachzugeben und die zweite Phase des Abkommens zuzulassen. Wir erklären, dass wir nicht bereit sind, nach Beendigung der ersten Phase des Abkommens uns wieder am Krieg in Gaza zu beteiligen.

Wir betonen, dass wir uns zwar nicht mehr als Freiwillige in der militärischen Reserve engagieren, aber weiterhin allen Bedürftigen wichtige medizinische, psychologische und soziale Dienste zur Verfügung stellen werden, die notwendig sind.

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Als Mitglied der israelischen Gesellschaft ist es äußerst schwierig, eine solche Haltung einzunehmen. Es bringt viele interne Herausforderungen mit sich, aber auch erhebliche soziale Kosten und oft sogar Drohungen von anderen. Ich wurde von Menschen, die ich kenne und zu denen ich Beziehungen habe, als Verräter und Schande für mein Land bezeichnet. Nichtsdestotrotz kämpfe ich und wir weiter gegen diesen Krieg, weil wir wissen, dass wir auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Ich hätte nie erwartet, dass ich so lange in dieser Bewegung aktiv sein würde, wie ich es bin. Es sind jetzt über 3 Monate vergangen, und ich verdanke es euch, dass ihr die Arbeit, die wir tun, weiterhin unterstützt. Ohne eure Unterstützung hätten wir nicht erreichen können, was wir erreicht haben.

Wir befinden uns an einem Wendepunkt: Nach Ablauf dieser ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens wird es entweder fortgesetzt, bis alle Geiseln freigelassen sind und der Krieg beendet ist, oder es wird den Extremist*innen gelingen, das Abkommen zu sabotieren und wir werden in einen Krieg zurückkehren, in dem viele weitere unschuldige Palästinenser*innen und Israelis getötet werden. Deshalb müssen wir jedes Quäntchen Druck auf unsere Regierung ausüben, damit sie den Krieg beendet und dafür brauchen wir eure Hilfe.

Derzeit sammeln wir noch Unterschriften und bereiten gleichzeitig eine große Medienkampagne vor, welche die Veröffentlichung unseres Schreibens begleiten soll. Dazu werden wir Medienberater*innen einstellen und bezahlte Werbung schalten. Bitte helft uns mit einer Spende, diesen Krieg für immer zu beenden.

In Dankbarkeit,
Max Kresch
Soldat*innen für die Geiseln

Refuser Solidarity Network: Eine neue Verweigerungserklärung ist auf dem Weg. Refuser Updates, 2. Februar 2025. http://eepurl.com/i8Z1B6

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