Kolumbien: Ohne Waffen, ohne Gewalt statt Sieg im Krieg

Die Bewegung für Kriegsdienstverweigerung und Frieden

Interview mit Reinel Garcia Martinez

Vom 19. April bis 2. Mai 2004 fand in Berlin das II. Welttreffen der arbeitenden Kinder und Jugendlichen statt. Aus Kolumbien nahm daran Reinel Garcia teil, der in Bogotá an Ausbildungsprogrammen für Straßenkinder arbeitet. Im Anschluss besuchte er Connection e.V., wobei das nachfolgende Interview entstand. Er berichtet über das Treffen in Berlin, die Arbeit mit den Straßenkindern, die Entwicklung bei der Kriegsdienstverweigerung, den Versuch, die Wehrpflicht auf Frauen auszudehnen, den Plan Colombia, und die Arbeit gegen Krieg und Gewalt in Kolumbien.

 

Reinel Garcia Martinez: Ich bin in Nordkolumbien, in Ocaña (Stadt im Staat Norte Santander), geboren. Meine Eltern haben zwölf Kinder, sechs Jungs und sechs Mädchen. Ich bin das sechste Kind. Meine Eltern sind sehr arm. Mein Vater war sein ganzes Leben lang Strassenverkäufer.

Die Schule und das Studium musste ich mir durch eigene Arbeit finanzieren. Militärdienst (servicio militar obligatorio) musste ich nicht machen, da ich damals im Priesterseminar war.

Meine Familie ist traditionell antimilitaristisch: Von den sechs Brüdern hat lediglich einer Militärdienst gemacht - und dieser ist nach fünf Jahren Dienst desertiert. Mein Vater ist sehr gegen das Militär, da dieses ihn beim Verkauf auf der Strasse sehr oft belästigte, schikanierte und zudem die Ware konfiszierte. Er erzog uns entsprechend und nun führen wir Kinder diese Tradition fort.

Ich bin 38 Jahre alt und habe einen fünfjährigen Sohn, der Pablo heißt. Ich lebe mit meiner Frau, die ebenfalls im sozialen Bereich arbeitet, in der Hauptstadt Bogotá.

Derzeit arbeite ich als Lehrer in einer Universität der Franziskaner und werde auch einige Stunden für die Arbeit bei Creciendo Unidos (Zusammenwachsen) bezahlt. Diese Organisation arbeitet mit Straßenkindern und Jugendlichen in Bogotá und Cúcuta (Hauptstadt Norte Santanders). Ich arbeite zudem ehrenamtlich bei der Acción Colectiva por la Objeción de Conciencia en Colombia (ACOCC - Gemeinsame Aktion für Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien), die ich ebenfalls mitbegründet habe, wobei das Ziel ist, Alternativen gegen den Krieg in Kolumbien zu finden, der im Jahr mehr als 25.000 Tote kostet.

Um was ging es bei dem Treffen der arbeitenden Kinder in Berlin?

Ich bin eingeladen worden von der deutschen Organisation Pronats, die sich für die Rechte der Kinder einsetzt. Es gab Delegierte aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Ziel des Treffens war, einen weltweiten Zusammenschluss von arbeitenden Kindern zu gründen. Das ist gelungen.

Es war ein wichtiger Schritt, dass sich Kinder und Jugendliche aus den verschiedenen Kulturen getroffen haben, um nun in einer gemeinsamen Bewegung gegen die Globalisierung, das Leben in Armut, zu arbeiten. Und es ist wichtig zu sagen, dass es in jedem Kontinent bereits Bewegungen, welche die Rechte der Kinder verteidigen, gibt. Und nun gibt es auch eine Koordination auf weltweitem Niveau. Dadurch haben sich die Chancen, auf die Politik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Einfluss zu gewinnen, erhöht. Wichtig war für mich zu erfahren, dass sich viele Organisationen, vor allem aus Deutschland, mit unseren Forderungen solidarisch erklärt haben.

Kannst du deine Arbeit mit Kindern in Kolumbien vorstellen?

Ich habe Creciendo Unidos 1986 mitbegründet. Die Initiative ist von einem in Bogotá lebenden Chilenen ausgegangen. Das Ziel ist, die Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen, die auf der Straße arbeiten, zu verbessern. Creciendo Unidos hat verschiedene Programme. In einem gibt es die Möglichkeit, die Allgemeinbildung zu verbessern, in einem anderen kann man Qualifikationen erwerben, als Bäcker, für Computer oder Kunsthandwerk. Ein Programm richtet sich speziell an Schulabbrecher bzw. an Kinder, die nie zur Schule gegangen sind. Dort sind auch sehr viele Kinder, die von der Gewalt, vom Krieg, nach Bogotá geflohen sind. Und dann gibt es noch das Programm Verteidigung der Rechte der Kinder und Jugendlichen, die auf der Straße arbeiten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Arbeit von Kindern in Kolumbien durch Gesetz verboten ist. Und darum werden viele von ihnen von der Polizei verfolgt. Wir sehen darin eine Verletzung ihres Rechts zu arbeiten und versuchen das Recht und die Kinder zu verteidigen.

Welchen Hintergrund hat ACOCC?

Durch den Plan Colombia bekommt das kolumbianische Militär große Hilfe aus den USA, was eine weitere Militarisierung des zivilen Lebens bedeutet. Deswegen haben sich verschiedene Organisationen, die gegen den Plan und den Krieg sind, zusammengetan und ACOCC gegründet.

Warum, genau, musstest du keinen Militärdienst leisten?

Ich wollte keinen Militärdienst leisten, hatte Angst vorm Krieg, und sah in ihm keine Möglichkeit, dem Vaterland zu dienen. Ich habe immer mit sehr armen Gemeinschaften, mit Ausgeschlossenen, gearbeitet und wollte das weiter führen. Als ich dann wehrpflichtig wurde, bin ich an die Universität gegangen und habe Philosophie und Theologie studiert, mit dem Ziel, Priester zu werden. Nach dem Gesetz sind Leute im Priesterseminar vom Militärdienst befreit.

Als ich aber mit 26 Jahren aus dem Priesterseminar wieder ausgetreten bin, musste ich meine militärische Situation klären. Um den für das Diplom an der Universität notwendigen Militärausweis (tarjeta) zu bekommen, musste ich verschiedene bürokratische Hürden überwinden: Ich musste nachweisen, dass ich noch studiere und sollte dann den gesetzlich vorgesehenen Tarif bezahlen. Den geforderten Betrag konnte ich aber nicht aufbringen. Mit viel Glück gelang es mir dann aber, die Summe etwas herunter zu handeln.

Wir hatten bei unseren ersten Treffen,1999, beschlossen, den kolumbianischen Kriegsdienstverweigerer Luis Gabriel Caldas Leon nach Europa/Deutschland einzuladen. Der Besuch hat stattgefunden, das Ziel, die Kontakte zu verbessern, wurde aber verfehlt, es gab seitdem keine Informationen mehr. An was liegt es?

In Kolumbien gibt es viele Organisationen und Bündnisse, die gegen den Militarismus arbeiten. Es ist einfach die Notwendigkeit, Aktivitäten gegen den Krieg zu entfalten, warum wir manchmal zu sehr mit uns beschäftigt sind und den Kontakt nach draußen vernachlässigen.

Wir sehen das Problem der Kommunikation auch, und auch deswegen bin ich jetzt hier, um unsere Arbeit, die wir mit ACOCC machen, vorzustellen. Gegenwärtig führt auch die War Resisters’ International in Medellin ein internationales Treffen durch, zusammen mit Red Juvenil (Jugendnetz).

Welche Probleme gibt es mit der Wehrpflicht?

Es existiert die Wehrpflicht. Im letzten Schuljahr kommt das Militär und macht eine Verlosung (sorteo). Dabei wird mittels kleiner Bälle in verschiedenen Farben ermittelt, wer dienen muss. Ca. 60% müssen den Dienst ableisten, die restlichen 40% müssen für den Militärausweis 300 Dollar bezahlen. Dieser Preis ist in den letzten Jahren sehr stark gestiegen; er stellt für das Militär eine wichtige Einnahmequelle dar. Es gibt immer mehr Jugendliche aus sehr armen Familien, welche die Summe nicht bezahlen können. Diese werden dann entweder bestraft oder vom Militär einfach abgeholt. Jugendliche, die nicht mehr zur Schule gehen, müssen zwei Jahre Militärdienst ableisten; sie werden direkt in die Gebiete gebracht, in denen Kämpfe zwischen Militärs und anderen bewaffneten Gruppen stattfinden.

Kolumbien ist nach UNICEF das Land mit den drittmeisten Kindersoldaten, es soll ca. 14.000 davon geben. Wie ist deren Situation?

Die Kinder werden von allen Seiten, einschließlich der Guerilla, für die Kriegführung eingesetzt, vor allem zur Informationsbeschaffung, aber auch als Kämpfer.

Im Militär dienen die Jugendlichen ab 17 Jahren, bei den Paramilitärs sind sie jünger und bei der Guerilla sind Kinder schon ab 12/13 Jahren.

Heißt das, dass die Kampagne gegen Kindersoldaten sich in erster Linie gegen die Kinder in der Guerilla richtet?

Es existiert das Netzwerk und die Kampagne, damit die Kinder nicht mehr in diese verschiedenen Gruppen integriert werden. Es gibt Comandantes der Guerilla, die sagen, dass die Kinder, die bei ihnen sind, nicht verpflichtet wurden zu kommen, sondern freiwillig dort sind. Wir wollen mit der Kampagne vor allem die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, damit die Kinder generell geschützt und nicht eingezogen werden.

Was hat sich bei der Kriegsdienstverweigerung in den letzten Jahren getan?

Die Kriegsdienstverweigerung selbst ist nicht anerkannt, wohl aber in Artikel 18 der Verfassung die Gewissensfreiheit. Auf dieser Basis fordern die zu diesem Zweck zusammen arbeitenden Organisationen und Bündnisse, dass die Jugendlichen das Recht bekommen sollen, die Wehrpflicht außerhalb des Militärs erfüllen zu können. Es gibt inzwischen auch bereits einige Senatoren, die sich dafür aufgeschlossen zeigen. Insgesamt kommen wir aber nur wenig voran, da die Regierung bekanntlich auf den Sieg im Krieg setzt.

Es gibt innerhalb der Bewegung verschiedene Positionen. Es gibt Gruppen, die gegen den Militärdienst des Staates sind, und andere, die gegen jeden Militärdienst sind, also auch gegen den bei den subversiven Gruppen (Guerilla - fn). Eine weitere Diskussion ist, ob die Kriegsdienstverweigerung sich nur auf den Militärdienst bezieht oder darüber hinaus geht (Konsum, Umweltschutz, Marktgesetze, Multinationale, Kriegssteuern ...). So hat die Bewegung für die Kriegsdienstverweigerung über die Kernforderung hinaus verschiedene Zielrichtungen.

Gibt es auch Initiativen, die Wehrpflicht abzuschaffen?

Ja, es gab dazu sogar Gesetzesentwürfe. Auch der gegenwärtige ultrarechte Präsident hat während seines Wahlkampfes die Abschaffung angekündigt. Solche Stimmen gibt es immer wieder in der Öffentlichkeit, aber auch gegenteilige. So gab es im letzten Jahr z.B. einen Gesetzentwurf für eine Wehrpflicht für Frauen. Durch gute Arbeit konnten wir erreichen, dass dieses Vorhaben einstweilen gestoppt wurde.

Wie hat sich die Sache mit Luis Gabriel weiter entwickelt?

Sein Fall ist vom Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof entschieden worden. Das Urteil ist aber auf andere Fälle nicht übertragbar.

Gibt es noch andere Kriegsdienstverweigerer?

Es gibt einige Verweigerer, wir kennen aber keine genaue Anzahl. Öffentliche Verweigerungserklärungen gab es vor allem im Medellin. Meines Wissens gibt es keine Kriegsdienstverweigerer im Gefängnis. Niemand möchte in die Situation von Luis Gabriel (= Gefängnis) kommen. Wer den Dienst an der Waffe in der Armee verweigert und auch wer als Fahnenflüchtiger aufgegriffen wird muss mit Schikanen und Folter rechnen. Es gibt viele Jugendliche, die vom Heer desertieren. All diese verstecken sich zumeist über Jahre bei ihren Familien, sie wechseln immer wieder die Wohnung... Deswegen arbeiten verschiedene Organisationen zusammen, damit die Dienstflüchtigen erst gar nicht in diese Situation kommen.

Wie hat sich die Situation mit dem Plan Colombia ver- ändert?

Die Militarisierung des Landes hat zugenommen, der Krieg ist intensiver geworden; aber auch die Bewegung dagegen hat sich gestärkt. Die Gesellschaft ist, politisch gesehen, polarisiert. Die neue ultrarechte Regierung wird aufgrund ihrer militaristischen Haltung von den Militärs sehr unterstützt. Sie ist der Ansicht, die einzige Möglichkeit, die Probleme zu lösen, ist die Verstärkung des Krieges gegen die subversiven Gruppen. Ein enorm großer Teil des Haushaltes wird für den Krieg ausgegeben.

Es gibt immer mehr Organisationen, die ganz öffentlich sagen, dass sie gegen den Krieg sind, gegen den Militarismus, gegen die Wehrpflicht... Sie führen immer wieder entsprechende Demonstrationen durch - und werden dann auch öffentlich von rechten Gruppen angegriffen, die behaupten, dass diese Organisationen von den Guerillagruppen unterstützt werden.

Das größte Problem, das wir insbesondere seit dem 11. September haben, ist die Missachtung und die Verletzung der Menschenrechte von Personen, die in sozialen Organisationen arbeiten. Sie werden oftmals ohne Anklage festgenommen, es gibt selektive Ermordungen, Leute verschwinden... Es wird behauptet, dass Leute, die die Idee von einer besseren Gesellschaft haben, Terroristen sind. Wer wegen Terrorismus verurteilt wird, muss mit 20 bis 30 Jahren Gefängnis rechnen und es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die mit entsprechenden Strafen im Gefängnis sind.

Die Regierung hat gerade ein neues Gesetz gemacht, das sich „Statuten gegen den Terrorismus“ nennt. Es gibt dem Militär die Möglichkeit, wie die Polizei zu handeln. So waren früher z.B. für die Aufklärung bei Mord Untersuchungsrichter zuständig, jetzt macht das die Polizei und das Militär selbst. Sie fungieren also auch als Richter.

Wie ist das Verhältnis der Politik zum Militär?

Nach der Verfassung ist der oberste Dienstvorgesetzte des Militärs der Präsident, also Alvaro Uribe. Er wird vom Militär unterstützt. Verteidigungsminister waren in letzter Zeit Militärs, Ex-Militärs oder Leute, die eine sehr starke Beziehung zu den Militärs hatten. Es gibt Bataillone und Einheiten, wobei jedes Bataillon wiederum einen eigenen Kommandanten hat. Es gibt Bataillone, die in Städten stationiert sind und solche auf dem Land, wobei es nochmals spezielle gibt, die ausschließlich gegen die Guerilla kämpfen. Und es gibt auch Bataillone, die keinen festen Standort haben und wie die Guerilla agieren (batallónes móviles). Und dann gibt es noch die Geheimdienste, wobei von dem der Armee gesagt wird, dass er größer als der zivile ist.

Die Regierung Uribe hat vor zwei Jahren eine Kampagne gestartet: „Un millón de amigos“ (Eine Million Freunde). Damit werden Zivilpersonen in die Informationsbeschaffung des Militärs eingebunden. Da kommen z.B. Militärs in die Dörfer und fordern die Bauern auf, für Geld mit ihnen zusammenarbeiten; sie werden damit zu soldados campesinos (Bauernsoldaten). Sie wohnen weiter in ihren Häusern, sind aber bewaffnet. Das führt unweigerlich zu einer Ausweitung des Krieges, da die Bauern dann für die Informationsbeschaffung bzw. als Bauernsoldaten in den Krieg eingebunden sind. Und dann gibt es noch die Paramilitärs, das sind meist Ex-Militärs, die für private Geldgeber ebenfalls gegen die Guerilla kämpfen. Sie finanzieren sich aber auch durch Drogen und Schmuggel, z.B. von Waffen.

Wie unterstützen die USA die kolumbianische Armee?

Mit dem Plan Colombia kamen US-amerikanische Militärs. Sie sind besonders in bestimmten Einheiten zu finden, im Geheimdienst, in der Militärstrategie und als Instrukteure der gelieferten Flugzeuge, Black Hawk-Hubschrauber usw. Man kann die Nordamerikaner leicht erkennen, weil sie nur unter besonderer Bewachung aus den Kasernen rausgehen.

Die Guerillagruppe FARC existiert schon seit Jahrzehnten und ist von ihrer Stärke her durchaus mit der Armee vergleichbar. Nun will die Regierung sie mittels des Plan Colombia besiegen. Die früheren Regierungen, darunter auch die letzte unter Pastrana, wollten auch aufgrund der Patt-Situation Verhandlungen mit der Guerilla. Die jetzige Regierung hat die Verhandlungen abgebrochen und will auch keine neuen. Sie hatte mit der Strategie des Sieges einige Erfolge: Es gab viele Tote unter den Guerilleros und es wurden auch einige ihrer Comandantes gefangen genommen. Es gab aber bislang keine entscheidende Schwächung. Sie ist in weiten Teilen des Landes präsent und übt in etlichen Territorien die Kontrolle aus. Sprecher von FARC und ELN haben auf den Abbruch der Verhandlungen durch die Regierung geantwortet, dass sie ihrerseits einen Dialog wünschen, aber nicht mit dieser Regierung. Im Moment gibt es eine Diskussion über einen Austausch von Gefangenen, darunter der auf internationaler Ebene bekannten ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancur. Aber auch hier verweigert sich die Regierung. Sie will nicht austauschen und stattdessen die Gefangenen der Guerilla mittels einer Militäraktion rausholen. Nun sagen aber Organisationen von Familienangehörigen der Entführten, dass sie das ablehnen. Diese Organisationen haben Kirchen besetzt und protestieren in öffentlichen Kundgebungen gegen die geplanten Militäraktionen zur Befreiung der Angehörige.

Welches Ziel verfolgt die Regierungsstrategie?

Die Regierung will vor allem in den Regionen, die zuvor von der Guerilla kontrolliert waren, wieder selbst die Macht übernehmen (zonas de rehabilitación). Das ist bisher auch in einigen Fällen gelungen. In diesen Zonen gibt es nun Bürgermeister, die direkt vom Militär kommen.

So wie ich das verstanden habe, ist die Regierung damit durchaus erfolgreich? Bekommt sie dafür auch die Unterstützung der Bevölkerung?

Die Medien verbreiten, dass 80 Prozent der Bevölkerung hinter Uribe steht. Es gibt aber auch Zeichen, dass dem nicht so ist. So gab es vor kurzem ein Referendum für eine Verfassungsreform, und da hat Uribe statt der benötigten 6 Millionen Stimmen nicht mal 3 Millionen erhalten. Die Macht der ihm gewogenen Medien ist in Kolumbien sehr groß und die können schon in gewissem Maße manipulieren. Uribe führte einen sehr populistischen Wahlkampf, so dass viele Leute ihn unterstützten. Als sie aber merkten, dass die Steuern erhöht wurden, dass sich der Krieg intensiviert, haben sich nun viele seiner ursprünglichen UnterstützerInnen wieder besonnen.

Wie äußert sich die Bewegung gegen den Krieg?

Der organisierte zivile Widerstand ist stärker geworden. Gemeinden von Indígenas haben sich organisiert und treten nun gemeinsam gegen die verschiedenen bewaffneten Gruppen auf. Auch Gruppen von campesinos (Bauern) sagen „Weder mit dem Militär noch mit der Guerilla“, sie wollen ihre Ziele ohne Waffen, ohne Gewalt erreichen.

Genauso auch Frauenorganisationen, von denen auf internationaler Ebene die Organicación Feminina Popular mit Sitz in Barrancabermeja sehr bekannt ist. Dann gibt es viele Jugendorganisationen wie z.B. Red Juvenil oder ACOCC. All diese Gruppen arbeiten für ein Ende des Krieges und sind für die gewaltfreie Konfliktlösung.

Danke für das Interview

Kontakte

Acción Colectiva por la Objeción

de Conciencia en Colombia, ACOCC

Av. Calle 32 No.14-42 piso 2

Bogotá, Kolumbien

Tel.: 0057-1-2853208 oder 2326080

 

Red Juvenil

Calle 47 N 40 53

Medellín, Kolumbien

Tel.: 0057-4-2923234

Homepage: www.redjuvenil.org/

Das Interview mit Reinel Garcia fand am 14. Mai 2004 statt. Übersetzung aus dem Spanischen: Katharina Möbs-Pizarro;

Fragen und Bearbeitung: fn. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe September 2004.

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