Israel/Palästina: Selbstmordattentate sind keine Lösung

von Astrid (EAPPI) aus Norwegen

(01.03.2004) Am 23. Februar, dem Beginn der Beratungen des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag zur Frage der Rechtmäßigkeit des von Israel erstellten sogenannten "Trennzauns", kamen PalästinenserInnen, Israelis und Internationale zusammen, um ihre Einigkeit gegen den Bau der Mauer zu demonstrieren. Ökumenische BegleiterInnen aus der Westbank und Jerusalem zeigten auf den Demonstrationen ihre Solidarität mit PalästinenserInnen und Israelis.

In Ramallah gingen Tausende auf die Straßen: junge Männer, ältere Frauen, Väter, die ihre Babys trugen wie auch Schulmädchen. Das Zentrum der Stadt war vollgestopft mit Menschen, die alle zeigten, dass sie den von Israel erstellten sogenannten "Trennzaun" verurteilen.

Kurz vor zwölf füllte sich der große Platz Al-Manara im Zentrum von Ramallah. Aus eine der Hauptstraßen marschierte eine Gruppe von jungen Pfadfindern auf den Platz. Sie sangen und trugen Flaggen. Aus der entgegengesetzten Richtung näherten sich junge Männer, die lautstark den palästinensischen Präsidenten Jasir Arafat unterstützten. Aber es gab an diesem Tag auf Al-Manara nicht nur junge, zornige Männer, das Bild, dass die Welt normalerweise sieht, wenn palästinensische Proteste gezeigt werden. Es beteiligten sich auch schwangere Frauen, ältere Männer mit ihren Frauen und junge Schulmädchen mit weißen Kopftüchern. Sie alle waren da, um gegen die Mauer des israelischen Premierministers Ariel Sharon zu protestieren; eine Mauer, die einige nach der Schlange "boa constrictor" nennen, so wie sie sich durch die Westbank windet und die dort lebenden Menschen erwürgt.

Am Tag zuvor hatte sich ein weiterer Selbstmordattentäter selbst in die Luft gesprengt und sieben Menschen im Westen Jerusalems mit in den Tod gerissen. Das war 16 Kilometer von dem Ort entfernt, wo wir jetzt stehen. Aber heute sind die Straßen in Ramallah gefüllt mit Menschen, die an andere Methoden glauben - und dies ist ihre Art zu sagen, was sie über die Politik der israelischen Regierung gegenüber den PalästinenserInnen denken.

"Ich bin gegen die Mauer und ich glaube, dass das palästinensische Volk gewaltfrei handeln muss, um sein Ziel zu erreichen. Leider sind nicht alle PalästinenserInnen davon überzeugt", sagt Isam und kommentiert damit das Selbstmordattentat und fährt fort: "Ich fürchte, dass viele Menschen in Europa und den USA uns nicht glauben, wenn wir sagen, dass die meisten PalästinenserInnen gegen Gewalt sind. Sie halten das für Propaganda. Aber schau nur, wie viele Leute heute hier sind. Es ist großartig, zu sehen, wie sie alle auf friedliche Weise gegen die Mauer demonstrieren. Es ist großartig, zu sehen, dass so viele noch an gewaltfreie Methoden glauben." Er betont: "Selbstmordattentate sind keine Lösung." Aber er befürchtet, dass die Welt nicht bereit ist, auf die Stimmen der friedlichen DemonstrantInnen in Ramallah zu hören und fährt fort: "Einige PalästinenserInnen denken, dass wir mit Gewalt auf die Gewalt antworten müssen; dass dies der einzige Weg ist, unsere Ziele zu erreichen; dass uns die Welt nur hört, wenn ein Palästinenser sich selbst in die Luft sprengt. Aber wir müssen weiter an die Gewaltfreiheit glauben."

Nach einer Stunde verläuft sich die Menschenmenge in den Straßen. Die Leute scheinen genug zu haben. Sie singen und tragen ihre Poster und Transparente, um kundzutun: "Die Mauer muss fallen!" Die ganze Stadt ist darin vereint und zeigt, dass sie weiter ihre Stimme erheben, auch wenn die Entscheidungen über ihr Schicksal an Orten getroffen werden, die weit weg von Palästina sind.

Kontakt

Association of Protestant Churches and Missions in Germany (EMW), Asia and Middle East Desk, Normannenweg 17-21, 20537 Hamburg, http://www.eappi.org

Astrid aus Norwegen, Freiwillige des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI): Suicide Bombers are not the Solution. 1. März 2004. Übersetzung: Rudi Friedrich. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Broschüre »Israel/Palästina: Widerstand gegen Terror, Krieg und Besatzung«, Offenbach/Main, Mai 2004. Wir danken für die finanzielle Förderung durch den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED).

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