Aus der Arbeit von Connection e.V.
März und April 2008
Lesereihe "Ich bin ein Deserteur"
Im März und April lasen wir in über 10 Städten aus dem Buch des US-Deserteurs Joshua Key. Im Rhein-Main Gebiet führten Rudi Friedrich und Jens Warburg die Veranstaltungen gemeinsam durch, ansonsten reiste Rudi Friedrich alleine zu den Veranstaltungsorten.
Den Abend begannen wir mit einer 10-minütigen Präsentation mit Bildern und Filmausschnitten, um kurz auf die Hintergründe des Irakkrieges, der Beteiligung Deutschlands, die Arbeit von Connection e.V. und Joshua Key und seine Familie einzugehen. Danach schloss sich eine Lesung mit Ausschnitten aus seinem Buch an. Den Abschluss bildete eine Diskussion mit den Gästen, die zumeist zahlreich gekommen waren.
Immer wieder zeigte sich, dass Joshua Key sehr plastisch und eindringlich seine Erlebnisse im Irak beschrieben hat. "Am Ende der Lesung war es still" schrieben die Westfälischen Nachrichten nach der Veranstaltung in Nottuln. Joshua Keys Beschreibung der Missachtung der irakischen Bevölkerung und der Übergriffe und Gräueltaten von US-Soldaten machte betroffen und nachdenklich. Es zeigte ein anderes Bild vom Irakkrieg, als uns in aller Regel von den Medien berichtet wird.
Regelmäßig gab es großes Interesse, was US-Deserteuren bei einer Rückkehr zur Armee droht und insbesondere, wie sich die Situation von Joshua Key darstellt (siehe dazu Interview mit Lee Zaslovsky auf den nachfolgenden Seiten).
Bei zwei Veranstaltungen traten Gruppen auf, die sich vehement für den bewaffneten irakischen Widerstand aussprachen. Dabei blendeten sie die differenzierte Lage im Irak völlig aus. So fand bei dieser Position der Bürgerkrieg im Irak, unter dem ebenfalls die Bevölkerung leidet, keine Beachtung.
Bei mehreren Veranstaltungen wurde die Schilderung über die Rekrutierung von Joshua Key zum Anlass genommen, auch über Rekrutierungsmaßnahmen der Bundeswehr zu diskutieren und Möglichkeiten von Gegenaktivitäten zu erörtern.
Über die gesamte Veranstaltungsreihe hinweg gesehen zeigte sich, dass mit dem Buch von Joshua Key sehr unterschiedliche Aspekte angesprochen werden konnten, aber vor allem ein Eindruck blieb, der auch von der Münsterschen Zeitung berichtet wird: "Eine gerade heraus erzählte, schonunsglose Geschichte eines US-Soldaten, der aus dem Irak desertierte und in Kanada Asyl sucht."
Unser Dank gilt allen Gruppen, die sich ausgesprochen gut um die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen vor Ort gekümmert hatten
Wir wollen die Lesereihe gerne fortsetzen und bieten deshalb an, weitere Veranstaltungen durchzuführen. Wir planen dies für Oktober und November diesen Jahres. Wer Interesse hat, möge sich bitte bei uns melden. Nähere Infos finden sich auch unter www.Connection-eV.org/usa/lesereihe.html.
online-Faxaktion für türkische Verweigerer
In der Türkei überschlugen sich wieder einmal die Ereignisse. Zunächst war der Kriegsdienstverweigerer Ismail Saygi bei einer Personenkontrolle festgenommen und dem Militär überstellt worden. Bei einer späteren Solidaritätsaktion für ihn wurde erneut Halil Savda verhaftet, der bereits wegen seiner Kriegsdienstverweigerung einige Monate in Haft gewesen war. Wenige Tage später zog Ismail Saygi seine Kriegsdienstverweigerung zurück. Er war in der Haft misshandelt und unter Druck gesetzt worden.
Kurz nach den Verhaftungen hatten wir eine online-Faxaktion gestartet, die nun für Halil Savda weiterläuft. Er hat noch eine 15,5 monatige Haftstrafe zu verbüßen. Zudem wird er ein drittes Mal wegen seiner Kriegsdienstverweigerung angeklagt werden. Wer das Formular ausfüllt, für den senden wir ein Fax direkt an den türkischen Generalstab und an das zuständige Militärgericht.
Es ist natürlich auch möglich, ein Fax direkt an den türkischen Generalstab zu senden unter 0090-312-4250813 (Genelkurmay Baskanligi).
Postkartenaktion für in Mannheim inhaftierten US-Verweigerer
Im letzten Rundbrief hatten wir über die Verurteilung des US-Verweigerers Benjamin Stewart berichtet. Er hatte sich am 7. Januar 2008 einer erneuten Verlegung in den Irak verweigert: "Ich sah Kinder, die ihre Glieder durch Autobomben verloren. Ein Junge verlor einen Arm, ein anderer beide Beine. Ich könnte nicht mit mir leben, wenn ich eine andere Person töte." Benjamin Stewart wurde am 20. Februar 2008 zu sechs Monaten Haft verurteilt und unehrenhaft entlassen. Er wird voraussichtlich bis Juli 2008 im US-Militärgefängnis in Mannheim sitzen. Wir bitten, ihm Postkarten oder Briefe zuzusenden. Seine Anschrift: Benjamin Stewart, Unit 29723, Box LL, APO, AE 09028-9723, USA
Der Beitrag erschien in: Connection e.V. und AG "KDV im Krieg" (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Mai 2008.
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