6 Monate Haft für Weigerung, sich in den Irak verlegen zu lassen
Verurteilung des US-Soldaten Benjamin Stewart
(Vilseck, Deutschland) Ein Soldat, der sich wegen "tiefen persönlichen Überzeugungen", dass er keinem Menschen das Leben nehmen könne, der Verlegung in den Irak verweigerte, wird die nächsten sechs Monate im Gefängnis verbringen, bevor er aus der Armee geworfen wird.
Der 25-jährige Gefreite Benjamin Stewart des 2. Stryker Cavalry Regiments erklärte sich am Mittwoch schuldig, die Verlegung in den Irak am 7. Januar 2008 verweigert zu haben. Stewart war bereits wegen Unerlaubter Abwesenheit mit einer Degradierung vom Feldwebel zum Gefreiten bestraft worden, als ein Teil seines Regiments im letzten Sommer in den Irak verlegt wurde.
Stewart sagte dem Gericht, dass er die Verlegung aufgrund seiner Erlebnisse während des letzten Einsatzes in Mosul, Irak, von 2004 bis 2005 verweigere. "Ich sah, wie eine Mutter und ihr Kind im Feuergefecht starben. Ich sah Kinder, die ihre Glieder durch Autobomben verloren. Ein Junge verlor einen Arm, ein anderer beide Beine." Danach, so Stewart, entschied er, dass er nicht noch einmal ins Kriegsgebiet gehen könne.
"Ich bin kein Pazifist oder Kriegsgegner. Ich bin auch nicht gegen den Krieg im Irak. Von Beginn an glaube ich, dass der Krieg richtig ist, aber ich könnte nicht mit mir leben, wenn ich eine andere Person töte", ergänzte er.
Seine Frau, Tabitha Stewart, die als Zeugin per Telefon gehört wurde, sagte, dass Stewart wütend und ängstlich aus dem Irak zurückgekehrt sei. "Er hielt mitten auf der Autobahn und brüllte einen anderen Fahrer aus Gründen an, die ich nicht verstand. Aber eines Tages wachte Ben auf und begann wieder der Ben zu sein, der er vor dem Irak war."
Der Staatsanwalt, Hauptmann Derrick Grace, sagte, dass an Stewart ein Exempel für die in Vilseck Stationierten statuiert werden müsse. Er merkte an, dass Stewart die Möglichkeit gehabt hätte, nach dem ersten Einsatz die Armee zu verlassen, sich aber während seines Aufenthaltes im Irak dazu entschlossen habe, sich für weitere vier Jahre zu verpflichten. "Es war in Ordnung für ihn, in der Garnison zu sein, aber wenn ihn die Nation für den Einsatz rief, sagte er Nein."
Der Verteidiger, Hauptmann James Hill, machte geltend, dass die Strafe von Stewart reduziert werden solle, weil er im Vorfeld des Verfahrens in der Einheit unrechtmäßig bestraft worden sei. Zeugen bestätigten, dass der Kommandeur der 2. Cavalry, Oberstleutnant Thomas Rickard, vor anderen Soldaten gegenüber Stewart gesagt hatte: "Vor zwanzig Jahren in Panama hätten wir eine Soldaten nackt ausgezogen, hätten ihn verprügelt und an die vorderste Front gestellt, um ihn zu verheizen, wenn er nicht gegangen wäre."
Der Militärrichter, Oberst Greg Marchessault, folgte dem Argument der Verteidigung und entschied, dass Rickards Aussagen Stewart gegenüber erniedrigend und verletzend gewesen seien und ihn in Angst versetzt haben. Er rechnete die siebentätige Haft von Stewart vor dem Verfahren an, degradierte ihn zum einfachen Soldaten und verurteilte ihn zu sechs Monaten Haft und einer Entlassung wegen schlechter Führung.
Stars and Stripes: Soldier gets 6-month sentence for refusing to deploy to Iraq. 22. Februar 2008. Übersetzung: Rudi Friedrich. Der Beitrag erschien in: Connection e.V. und AG "KDV im Krieg" (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, März 2008.
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