„Ich möchte Connection ganz herzlich zur Preisverleihung für die jahrelange mutige und engagierte Arbeit gratulieren“

Grußwort von Propst Michael Karg (EKHN) zur Verleihung des F?rderpreises der Martin-Niemöller-Stiftung

von Michael Karg

(04.12.2009) Michael Karg, Herborn, Propst für Nord-Nassau der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)Für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau möchte ich Connection ganz herzlich zur Preisverleihung für die jahrelange mutige und engagierte Arbeit gratulieren, mit der Sie sich für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Kriegs- und Krisengebieten einsetzen. Wir freuen uns mit Ihnen über die wegweisende Entscheidung der Martin-Niemöller-Stiftung, die damit an das friedenspolitische Engagement unseres ersten Kirchenpräsidenten Martin Niemöller erinnert und die Aufmerksamkeit auf eine Organisation richtet, die sein Anliegen der Gewaltlosigkeit und der friedlichen Verständigung aufnimmt und weiterführt.

Vom Gebiet unserer Landeskirche gehen diese notwendigen Impulse aus und finden auch in anderen Regionen Gehör und Unterstützung. Sie machen deutlich, wo das Menschenrecht auf Asyl denjenigen vorenthalten wird, die sich auf ein anderes Menschenrecht berufen: das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen, seien sie nun politisch, religiös oder moralisch begründet.

Für die Kirche der ersten Jahrhunderte waren Christsein und Kriegsdienst unvereinbar. Der Kirchenvater Hippolyt (3. Jahrh.) schreibt in der „traditio apostolica“: „Wenn ein Taufbewerber oder ein Gläubiger Soldat werden will, dann weise man ihn zurück; denn er hat Gott verachtet.“ Und auch der allen bekannte spätere Bischof Martin von Tours hat im Jahr 356 bei Worms, also auf dem Gebiet der heutigen EKHN, den Kampf gegen die Alemannen verweigert und auf den angebotenen Sonderlohn verzichtet. Eine Änderung in der Einschätzung des Kriegsdienstes durch die Kirche geschah allmählich nach der Konstantinischen Wende bis hin zu den uns noch bekannten Zeiten, in denen der Militärdienst zur höchsten Christenpflicht hochstilisiert wurde.

Es hat der Katastrophe zweiter Weltkriege bedurft, bis die evangelische Kirche begonnen hat, sich für Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen einzusetzen und ihre Entscheidung zum persönlichen Gewaltverzicht anzuerkennen und zu unterstützen. Es war schon ein Meilenstein im Jahr 1950, als die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Berlin-Weißensee erklärt hat: „wer um seines Gewissens willen den Kriegsdienst verweigert, der soll der Fürsprache und der Fürbitte der Kirche gewiss sein.“

Die evangelische Kirche, vor allem die EKHN,  ist nicht bei Fürsprache und Fürbitte stehen geblieben, sondern hat sich in der Begleitung von Kriegsdienstverweigerern und dann von Zivildienstleistenden in hohem Maße engagiert. Dabei sind vor allem junge Männer mit deutscher Staatsbürgerschaft im Blick.

Die Arbeit von Connection e.V. zeigt, wie notwendig es ist, sich für Männer und Frauen einzusetzen, die als Bürgerinnen und Bürger eines anderen Staates hier leben, weil sie in ihrem Heimatland gezwungen sind, zu Militärdienst- oder gar Kriegsdienst herangezogen zu werden. Von den 192 Mitgliedsstaaten der UNO akzeptieren nur etwa 30 das Recht auf Militärdienstverweigerung. Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung und die Möglichkeit, einen zivilen Ersatzdienst zu leisten, haben selbst in Europa nur Menschen in etwa jedem zweiten Staat.

Wie schwierig es für Menschen ist, die sich der Zwangsrekrutierung widersetzen, Asyl bei uns oder in anderen Staaten zu bekommen, erfahren wir von türkischen, kurdischen oder eritreischen Deserteuren. Diese Lücke im Asylrecht muss möglichst bald geschlossen werden. Auch für Angehörige der US-Armee wie André Shepherd muss es den Schutz durch das Asylrecht geben, wenn wir unsere friedensethischen Forderungen konsequent weiter denken. Hier wie in anderen Fällen tritt das Engagement von Connection auf den Plan, oft in Verbindung mit Kirchengemeinden, Initiativen und Einrichtungen unserer Kirche.

Wir bedanken uns bei Connection für die gute Zusammenarbeit mit Menschen und Institutionen unserer Kirche. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, viel Mut und viel Unterstützung für die internationalen Kriegsdienstverweigerer und Deserteure, die von Abschiebung und damit z.T. drakonischen Strafen bedroht sind. Und freuen uns mit Ihnen über die Würdigung Ihrer Arbeit durch die Martin-Niemöller-Stiftung. Alles Gute für die weitere Arbeit und Gottes Shalom, der die Bewahrung von Leib und Seele umschließt.

Michael Karg, Herborn, Propst für Nord-Nassau der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN): Grußwort der Kirchenleitung und vom Leitendem Geistlichen Amt der EKHN zur Verleihung des Förderpreises der Martin-Niemöller-Stiftung an Connection e.V. 4. Dezember 2009.

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