Bürgerkrieg in Kolumbien und Alternativen ohne Gewalt

Junge Frau aus Kolumbien berichtete im Ev. Johanneshaus in Nottuln

von Friedensinitiative Nottuln

(12.02.2010) Nottuln. „Die Militärs tauchen nach dem Gottesdienst, vor Diskotheken und anderen Treffpunkten der Jugendlichen auf und nehmen junge Männer im passenden Alter einfach mit. Die tauchen später als Soldaten wieder auf oder verschwinden spurlos.“ Über diese brutale Zwangsrekrutierung in Kolumbien berichtete am Montag im Johanneshaus der Evangelischen Kirche Alejandra Londoño Bustamante von Red Juvenil Medellín (Jugendnetzwerk Medellin). Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von jungen Menschen, die sich in Kolumbien aktiv für Gewaltfreiheit und Kriegsdienstverweigerung einsetzen.

Den Hintergrund der Gewalt in ihrer Heimat schilderte die junge Frau so: „Der Präsident Kolumbiens wurde gewählt, weil er Ordnung im Lande versprach, weil er hart durchgreifen wollte. Dafür braucht er vermehrt Soldaten, die er auch mit Zwang beschafft, übrigens ohne Berücksichtigung von bereits bescheinigten Freistellungen.“

Jüngst hätte zwar das Verfassungsgericht Kolumbiens in einem Urteil ausdrücklich das Verfassungsrecht auf Gewissensfreiheit über das Gesetz zur Militärpflicht gestellt. Aber die Regierung ignoriere das Urteil.

Die Jugendorganisation helfe durch ein Unterstützungsnetzwerk in Fällen von Zwangsrekrutierung, so Alejandra. Die jungen Leute vermitteltenn Anwälte, die bereit sind, die Verteidigung zu übernehmen. Vor allem aber machten sie Ungerechtigkeiten öffentlich – sowohl im Land als auch international. Das habe schon öfter zur Freilassung Inhaftierter geführt.

Mit großen antimilitaristischen Musik- und anderen Kulturveranstaltungen mache Red Juvenil immer wieder auf die Probleme aufmerksam. „Auf diese Weise verweigern wir uns dem Bürgerkrieg, der seit 60 Jahren geführt wird zwischen Guerillagruppen, paramilitärischen Einheiten, dem Drogennetzwerk, der Armee und internationalen Interventionsgruppen, besonders aus den USA“, erklärt Alejandra.

So machten sie auch den neuesten Versuch des Präsidenten öffentlich: Dieser sage Jugendlichen in Schulen und Universitäten 30 € pro Monat zu für Informationen über Regierungsgegner. Michael Keimburg, der für die Friedensinitiative Nottuln die Veranstaltung moderierte, kommentierte diese Praxis: „Das erinnert mich an die üble deutsche Traditionen des Staatsicherheit in der DDR.“  Maria Stanko umrahmte mit Musikstücken auf der Flöte die Veranstaltung. Am frühen Abend hatte die junge Frau aus Kolumbien die Friedenskapelle an der Katholischen Kirche besucht und war sehr beeindruckt darüber, dass hier auch an Menschen gedacht wird, die sich dem Militär entziehen.

Friedensinitiative Nottuln: Bericht von der Veranstaltung mit Alejandra Londoño Bustamante am 8. Februar 2010. 12. Februar 2010.

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