In Kolumbien werden weiter Kindersoldaten rekrutiert
Alejandra Londono Bustamante: "Wir haben diesen absurden Krieg satt!"
(11.02.2010) BREMEN. Mit Alejandra Londono Bustamante vom Jugendnetzwerk "Red Juvenil" aus Kolumbien begrüßten das Diakonische Werk/Brot für die Welt, Amnesty International, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und das Bremer Friedensforum einen weit gereisten Gast in der Villa Ichon. Die 26-jährige Kolumbianerin führte eine Rundreise durch Deutschland anlässlich des Internationalen Gedenktages zum Schutz von Kindersoldaten.
In Kolumbien wütet seit mehr als vierzig Jahren ein bewaffneter Konflikt, in dem sowohl Guerilla-Gruppen als auch Paramilitärs tausende Kinder und Jugendliche als Kämpfer instrumentalisieren. Alejandra Londono Bustamante, die seit acht Jahren bei "Red Juvenil" in Medellin mitarbeitet, will etwas in ihrer Heimat ändern: "Wir haben diesen absurden Krieg satt!" Deshalb haben sich dutzende Jugendgruppen in antimilitaristischen Bündnissen zusammengetan. Sie wollen die Rechte von Kindern und Jugendlichen in Kolumbien stärken, berichtet die Studentin engagiert. Denn in dem südamerikanischen Land kämpfen Guerilla-Bewegungen gegen das staatliche Militär und setzen dabei, ebenso wie rechtsgerichtete Paramilitärs, Kindersoldaten ein.
Die Vereinten Nationen beziffern die Zahl kämpfender Kinder in illegal bewaffneten Gruppen allein in Kolumbien auf 8.000 bis 11.000. Doch die Rekrutierung von unter 18-Jährigen ist laut Internationalem Strafgerichtshof seit November 2009 strafbar.
"Red Juvenil" setzt sich für Gewaltfreiheit ein und lehnt alle bewaffneten Gruppen ab. "Die Rechte von Kindern und Jugendlichen müssen endlich eingehalten werden", verlangt Alejandra Londono Bustamante: "Da es außerdem in Kolumbien keine Möglichkeit gibt, den Militärdienst zu verweigern, beraten wir diejenigen Jugendlichen, die sich diesem Zwang entziehen wollen. Wenn sie deshalb inhaftiert werden, setzen wir uns gemeinsam mit Rechtsanwälten für ihre Freilassung ein."
In dem zerrütteten Land gehören Waffen und Gewalt zum Alltag vieler junger Menschen. Vom Eintritt in eine bewaffnete Gruppe versprechen sich nach Angaben der Referentin viele einen Sold, der weit über dem kolumbianischen Mindestlohn liegt. Doch die meisten Kinder und Jugendlichen werden unfreiwillig zu bewaffneten Kämpfern: Sie werden zwangsrekrutiert, zum Teil entführt, in dem Lastwagen vor Discos und Schulen stünden und junge Leute einfach mitnähmen. Ihr Alltag bestehe aus Minen legen und Waffen transportieren, sie seien an Massakern beteiligt und würden häufig vergewaltigt. Die Angst vor einem solchen Schicksal führe zu verheerenden Konsequenzen für ganze Familien: "Sie verlassen ihre Heimat und werden zu Flüchtlingen im eigenen Land", so Alejandra Londono Bustamante.
Moderatorin Angela Hesse vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt", forderte zum Abschluss im Namen der Veranstalter, das Verbot des Einsatzes von Kindersoldaten strikt durchzusetzen.
Bremer Friedensforum: In Kolumbien werden weiter Kindersoldaten rekrutiert. Veranstaltungsbericht vom 11.02.2010. www.bremerfriedensforum.de
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