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Kevin Benderman: "Warum bewachen wir ein Ölfeld?"

US-Kriegsdienstverweigerer Kevin Benderman berichtet im Podcast

(02.11.2021) Der ehemalige Sergeant Kevin Benderman berichtet über seine Erfahrungen im Irak, die Ungereimtheiten der US-Mission im Nahen Osten und seine Versuche, seine militärische Karriere mit seiner Entwicklung als Kriegsdienstverweigerer in Einklang zu bringen. Er versuchte, den Buchstaben des Gesetzes des UCMJ (Uniform Code of Military Justice/Einheitliches Gesetzbuch der Militärgerichtsbarkeit) zu folgen, und büßte das mit 15 Monaten Gefängnis, eine Strafverfolgung durch die Armee, die an ihm ein Exempel statuierte.

Kevin Benderman: Ich dachte: Ich bin ein Berufssoldat, der alle Regeln befolgt und das Richtige tut, und dann sagen mir die, ich soll auf unbewaffnete Kinder schießen. Du kannst Dir also vorstellen, wie sehr das Bild, das ich von mir selbst hatte, und das, was man mir auftrug, kollidierte. Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen

Matthew Breems: Dies ist der Courage to Resist-Podcast. Seit 2005 arbeitet Courage to Resist daran, den Widerstand im Militär gegen illegale und ungerechte Kriege, die Aktionen gegen Rekrutierung, den Widerstand gegen die Wehrpflicht und die Politik der Weltmacht zu unterstützen.

In dieser Folge haben wir heute einen Gast, der die 30 Jahre andauernde US-Militärintervention im Nahen Osten thematisiert. Heute ist der Armee-Veteran Kevin Benderman bei uns. Kevin war viele Jahre Soldat, bevor er 2003 in den Irak geschickt wurde. Seine Erfahrungen dort führten ihn schnell an einen Punkt, an dem er nicht mehr an diesem sinnlosen Krieg teilnehmen konnte.

Nach seiner Rückkehr in die USA beantragte Kevin, als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden. Als er sich weigerte, ein zweites Mal in den Irak zu gehen, stellte die Armee Kevin vor ein Militärgericht und verurteilte ihn schließlich zu 15 Monaten Gefängnis.

Kevin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, heute bei uns im Podcast mitzumachen. Wie bist Du aufgewachsen, wie sah die Zeit aus, bevor Du zum Militär gingst? Warum hattest Du Dich entschieden, zum Militär zu gehen?

Kevin Benderman: Soweit ich weiß und mein Onkel die Familiengeschichte zurückverfolgt hat, hat William Benderman in der Amerikanischen Revolution gekämpft, damals, als dieses Land gegründet wurde. Ich hatte also ein Familienmitglied in irgendeinem Teil des Militärs. Zu Hause wurde nicht wirklich viel darüber gesprochen. Aber von Anfang an war die mir vermittelte Einstellung dazu: "Es wäre eine wirklich gute Sache, wenn Du Dich entscheidest, im Militär zu dienen."

Matthew Breems: Es gab also eine lange Geschichte, eine lange Familientradition, was den Militärdienst angeht.

Kevin Benderman: Ja. Mein Onkel hat in Korea gedient, mein Vater hat im Zweiten Weltkrieg gedient, meine beiden Großväter haben im Ersten Weltkrieg gedient, also es gibt wirklich eine lange Familientradition

Matthew Breems: Warst Du noch in der High School, als Du Dich entschieden hast, Dich zu melden, oder ist das etwas, das später kam?

Kevin Benderman: Nein, nein, es war später. Ich bin erst mit 22 Jahren zur Armee gegangen. Wenn man erst einmal da ist, weiß man nicht wirklich, was einen erwartet, also habe ich mich einfach dem Strom angeschlossen, bis ich die Grundausbildung hinter mir hatte.

Mein erster Dienst war der 91 Romeo, das ist so etwas wie ein Spezialist für Lebensmittelkontrolle. Das ist so etwas wie ein Lebensmittelinspektor des Landwirtschaftsministeriums, der sicherstellt, dass das Essen sicher ist und so weiter. Es war ein ziemlich normaler, banaler Job in der Armee.

Es war ziemlich ereignislos, bis der Krieg am Persischen Golf ausbrach. Einige Leute aus meiner Einheit wurden dort eingesetzt, und wir standen alle in der Schlange und warteten darauf, eingesetzt zu werden.

Aber als meine Nummer dran war, war es schon vorbei. Ich meine, es dauerte sowieso nur ein paar Monate.

Matthew Breems: Du konntest also vermeiden, während des Golfkriegs Dienst im Irak zu leisten?

Kevin Benderman: Ja. Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte. Meine Nummer wurde aufgerufen, und ich stand da und fragte mich: "Bin ich bereit, das zu tun? Bin ich bereit, in den Krieg zu ziehen, beschossen zu werden und zurückschießen zu müssen?"

Damals dachte ich, ich wäre es, aber es kam nicht dazu. Also verließ ich einfach die Armee und kehrte für etwa 10 Jahre ins zivile Leben zurück.

Matthew Breems: Okay, Du warst dann 10 Jahre lang nicht bei der Armee. Hast Du Dich dann wieder gemeldet oder warst Du Teil der Nationalgarde, oder wie bist Du wieder zum Militär gekommen?

Kevin Benderman: Ich hatte einfach beschlossen, dass ich mich wieder verpflichten wollte. Also habe ich im Jahr 2000 mit einem Rekrutierer gesprochen und bin im Juni 2000 wieder eingetreten.

Matthew Breems: Hier sind wir nun. Es ist einige Jahre nach dem Golfkrieg, dem ersten Konflikt am Persischen Golf, und es ist wie ein Déjà-vu. Wir haben einen anderen Bush im Weißen Haus. Im Irak ist ein weiterer Konflikt ausgebrochen. Diesmal wirst Du zum Einsatz einberufen und musst in den Irak gehen. Erzählst Du uns von Deinen Erfahrungen.

Kevin Benderman: Wie ich schon sagte, ich wurde im Juni 2000 erneut einberufen. Am 11. September absolvierten wir gerade unsere normale Grundausbildung. Ich arbeitete in Fort Hood im Fuhrpark, als die Meldungen kamen, und wir versammelten uns alle dort und sahen die Nachrichten.

Ich nahm an einem Kurs teil, den sie PLDC nennen, was Primary Leadership Development Class bedeutet. Das ging von 2000 bis Anfang 2002. Damals wurde mir gesagt: "Mach Dich bereit für den Einsatz im Irak, mach Dich bereit für den Einsatz im Irak."

Das wurde uns etwa ein Jahr lang gesagt, bevor wir tatsächlich eingesetzt wurden. Jeden Monat oder so hieß es dann: "Ihr werdet nächsten Monat nicht mehr hier sein." Es herrschte große Aufregung.

Ursprünglich sollten wir im Oktober oder November in die Türkei gehen, dort alles vorbereiten und dann nach Süden in den Irak ziehen. Die Türkei und die USA konnten sich aber nicht einigen. Also mussten wir warten, bis wir eingesetzt werden konnten, und gingen dann über Kuwait.

Matthew Breems: Es ist also März 2003. Du betrittst schließlich zum ersten Mal den Irak. Erzähle uns, was Du dort erlebt hast.

Kevin Benderman: Einer der ersten Aufträge, die sie uns erteilten, war - ich weiß nicht mehr genau, wo es war, aber es war irgendwo westlich von Bagdad - ein Öllager und eine Pumpanlage zu bewachen. Das machten wir etwa zwei Wochen lang. Wir waren die Einzigen, die dort waren.

Ich dachte mir: "Das ist eine riesige Zeitverschwendung. Warum bewachen wir ein Ölfeld, wenn wir hier die Menschen beschützen sollten?" Das waren einige der Gedanken, die ich hatte, als wir dort drei Wochen lang saßen.

Matthew Breems: Es hat also nicht lange gedauert, bis Du aus erster Hand einige der Unterschiede erkennen konntest: Zwischen der Rhetorik, dem irakischen Volk zu helfen, und dem tatsächlichen Ziel, dem Schutz der Ölinteressen.

Kevin Benderman: Ja. Ich meine, das ist ein Teil dessen. Ich habe mir damals noch kein vollständiges Bild machen können, aber bei mir schrillten die Alarmglocken: "Warum tun wir das? Warum sind wir hier?"

Eines der wichtigsten Ereignisse, die meine Sichtweise auf das veränderte, was wir dort drüben taten, war, geschah auf einer Fahrt auf einer Autobahn. Ich weiß die Nummer nicht mehr, kann mich nicht erinnern.

Aber wir sahen eine Frau mit einem jungen Mädchen am Straßenrand stehen, und der Arm des Mädchens war verbrannt. Man konnte sehen, dass er schwarz war. Ich meine, sie hatte Verbrennungen dritten Grades, schlimmer als das.

Sie winkte uns zu, ich weiß nicht, warum. Vielleicht wollte sie Hilfe bekommen, aber wir fuhren einfach vorbei. Wir ließen sie dort mit dem kleinen Mädchen stehen.

Später hatte ich Gelegenheit, meinen Hauptmann zu fragen, warum wir nicht anhielten und wenigstens versuchten, ihr ein wenig Erste Hilfe zu leisten, ihr irgendwie zu helfen. Er antwortete: "Nun, das ist nicht unsere Aufgabe hier." Das war einfach gefühllos. Und derselbe Kommandeur befahl mir später während meines Einsatzes, kleine Kinder zu erschießen, weil sie auf eine kleine Ziegelmauer geklettert waren, die das von uns als Hauptquartier für die Kompanie genutzte Gelände umgab.

Das war eines der wichtigsten Ereignisse, die mich aufbrachten gegen das, was wir dort taten. Sie befahlen es mir, und ich dachte: "Ich bin ein Berufssoldat, der alle Regeln befolgt und das Richtige tut, und sie sagen mir, ich soll auf unbewaffnete Kinder schießen."

Du kannst Dir also vorstellen, wie sehr das Bild, das ich von mir selbst hatte, und das, was man mir auftrug, kollidierte. Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Den Gedanken hatte ich vorher noch nie gehabt. Aber als Berufssoldat und Krieger wollte ich niemals auf Kinder schießen.

Ich glaube, das ist einer der wichtigsten Gründe, die mich dazu gebracht haben, zu sagen: "Weißt du was? Das ist alles ein Haufen Scheiße, was die uns hier sagen."

Es gab noch etwas anderes. Jedes Mal, wenn wir irgendwohin fuhren, beschwerten sich alle darüber, dass den Inspektoren der Internationalen Atombehörde die Einreise verweigert wurde. Nun, bei uns war das nicht der Fall. Wir gingen überall hin, wohin wir wollten, wann immer wir wollten. Und jedes Mal, wenn wir dachten, wir hätten etwas gefunden, eine chemische oder biologische Waffe, kam ein Team, ein spezielles ABC-Team, was für Nuklear, Biologisch und Chemisch steht, und prüfte unsere Funde. Jedes Mal stellte sich heraus, dass es ganz normaler, alltäglicher Dieselkraftstoff oder Mückenspray war, nichts Besonderes für die Kriegsführung, sondern ganz normale, alltägliche Dinge.

Und jedes Mal war das ein weiterer Punkt, wenn wir irgendwohin fuhren und der Test auf chemische oder biologische Waffen negativ ausfiel. Es brachte mich immer wieder auf den Gedanken: "Alles, was man uns über dieses ganze Unterfangen erzählt hat, ist schlicht und einfach Schwachsinn."

Matthew Breems: Die Art von Kriegsverbrechen, die Du beschreibst, waren das Einzelfälle? Oder hast Du solche Dinge in Deiner Zeit öfter gesehen?

Kevin Benderman: Oh, das war einfach nur SOP, Standard Operating Procedure, die übliche Verfahrensweise. Ich meine, wir sind um 3:00 oder 2:00 Uhr morgens zu den Häusern der Leute gefahren, haben ihre Türen aufgebrochen, sind reingegangen, haben sie aus ihren Betten geholt, auf den Boden geworfen, haben ihnen die Hände hinter dem Rücken gefesselt. In einigen Fällen haben wir ihnen Kapuzen über den Kopf gezogen und sie rausgebracht.

Ich weiß nicht, wo sie danach hingebracht wurden. Sie wurden auf Lastwagen verladen, und ich hatte keine Ahnung, wohin sie kamen, wenn wir sie den Transportern übergeben hatten.

Ich war 1,80 m groß und wog etwa 80 kg, und ich fragte mich: "Warum bin ich hier und belästige diese Großeltern in ihren Betten?" Ich fragte mich: "Warum bin ich ein großer amerikanischer Soldat und belästige um 3:00 Uhr morgens eine 90 Pfund schwere Oma in ihrem Bett? Ich meine, was zum Teufel hat das mit der amerikanischen Freiheit zu tun?"

Später fand ich heraus, dass es Leute gab, die andere nur anzeigten, um an das Geld zu kommen. Sie zeigten die an, die sie nicht mochten oder mit denen sie einen Streit hatten. Das war einfach verrückt. Wir haben einfach Leute aufgrund von ungeprüften Berichten verhaftet, und es stellte sich heraus, dass wir die Leute dafür bezahlt hatten, Anzeige zu erstatten.

Da viele Menschen in diesem Land in großer finanzieller Not sind, bin ich mir sicher, dass einige von ihnen sich dazu herabgelassen haben, komplette Lügen über ihre Nachbarn zu erfinden, nur um sie in Schwierigkeiten zu bringen und ein bisschen Geld zu verdienen.

Matthew Breems: Wie lange warst Du insgesamt im Irak?

Kevin Benderman: Ich war etwa 10 Monate meines 12-monatigen Einsatzes dort, aber ich hatte mich wieder gemeldet und sollte nach Fort Stewart, Georgia, gehen. Dort bereiteten sie sich darauf vor, wieder in den Irak zu gehen. Sie brauchten mich, um mich in ihren Dienstplan einzutragen, damit sie sicher sein konnten, dass ich in ihrem System und in ihrer Einheit war.

Matthew Breems: Du kamst also zurück in die USA, um Dich einer anderen Einheit anzuschließen, bevor Du wieder in den Irak geschickt wurdest. War das der Zeitpunkt, an dem Du wirklich an einen Punkt kamst zu sagen: "Ich kann das nicht mehr machen"?

Kevin Benderman: Nun, ja. Ich meine, nachdem ich zurückkam und wieder mit meiner Frau Monica zusammen war, hatte ich nicht viel Zeit, darüber nachzudenken.

Aber als ich in meiner neuen Einheit ankam und mich einrichtete und etwas Zeit für mich hatte, dachte ich umso mehr darüber nach. Wir bereiteten uns vor, gingen zum National Training Center (NTC), nahmen an Feldübungen teil und bereiteten uns auf einen weiteren Einsatz im Irak vor.

Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, dass ich mit dieser Sache nichts mehr zu tun haben wollte. Denn das Ganze basierte auf einem Haufen Lügen. Man verlangte von mir Dinge, von denen ich nie gedacht hätte, dass man sie mir als Soldat der US-Armee befehlen würde. Und keine dieser chemischen oder biologischen Waffen... Wir haben nie welche gefunden.

All diese Informationen kamen da zusammen. Und ich hatte Zeit, dort drinnen zu sitzen und zu schmoren. Bis ich dann zu der Überzeugung kam, dass ich mich auf keinen Fall in dieses Land mehr schicken lassen würde, um Leute zu schikanieren, die uns nichts angetan hatten.

Dieses Land war nicht an 9/11 beteiligt. Es gab überhaupt keinen Grund für uns, in den Irak zu gehen, Punkt. Das kam noch hinzu.

Die Bevölkerung wurde schikaniert, uns wurde gesagt, wir sollten Kinder erschießen, und das alles auf der Grundlage eines Haufens von Lügen. Ich konnte also auf keinen Fall guten Gewissens weiter mitmachen.

Matthew Breems: Du bist also zu dieser Überzeugung gekommen. Was hast Du dann damit gemacht? Was waren Deine ersten Schritte, nachdem Du Dich grundsätzlich entschieden hattest, nicht noch einmal zu gehen?

Kevin Benderman: Meine Frau und ich sprachen viel über dieses Thema. Wir haben einige Monate lang hin und her überlegt, und wir haben alle Möglichkeiten in Betracht gezogen. Der beste Weg für mich war, die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer zu beantragen und die Gesetze und Regeln des Militärs zu befolgen, damit ich das legal tun kann.

Das ist der Weg, den ich eingeschlagen habe, und das stieß auf massiven Widerstand. Ich habe mich informiert, wie man das am besten macht. Also begann ich, die Vorschriften zu befolgen und zu versuchen, alles richtig zu machen.

In der Zwischenzeit hatte ich meine gesamte Ausrüstung gepackt, mein Fahrzeug vorbereitet und bin jeden Tag zur Arbeit erschienen. Ich absolvierte die morgendlichen Übungen, ging zurück zur Arbeit und rannte nicht einfach davon.

Ich habe ihnen gesagt: "Ich gehe nicht noch einmal, aber ich werde es auf diese Weise tun. Sie konnten es nicht ertragen, weil ich versuchte, die Vorschriften der Armee zu befolgen, um sicherzustellen, dass ich alles richtig machte. Alles, was ich tat, war korrekt.

Ich meine, ich hatte es von einem der Geistlichen absegnen lassen, und er stimmte mir zu. Aber als ich das alles meinen Vorgesetzten der 27. Infanterie vorlegte, stempelten sie mich einfach ab: Abgelehnt, abgelehnt, abgelehnt.

Das ging von meinem Kompaniechef bis hinauf zum Kommandeur so. Sie haben alles abgelehnt, bis ganz nach oben. Ich wusste ja, dass es ein harter Kampf werden würde, wenn ich es so versuchen würde.

Matthew Breems: Das Verfahren war also eine große Herausforderung. Hattest Du keine Hilfe bei irgendeinem der Vorgesetzten?

Kevin Benderman

Oh, nein. Sie wollten nur ein Exempel an mir statuieren. Ich glaube fest daran. Erstens war ich 40 Jahre alt, zweitens ein Unteroffizier und drittens hatte ich bei einem IQ-Test in der Armee einen ziemlich hohen Wert, 125.

Sie waren verärgert, weil sie mich für einen intelligenteren Soldaten hielten, als sie es gewohnt waren. Das hat sie verärgert, und sie wollten nicht, dass jemand anderes auf dumme Gedanken kommt, also wollten sie mich als Paradebeispiel vorführen, um andere davon abzuhalten, diesen Weg einzuschlagen.

Matthew Breems: Du hieltest an Deinen Überzeugungen als Kriegsdienstverweigerer fest, aber die Armee lehnte Deinen Antrag formell ab. Wie ging es weiter? Wann hat sich die Situation für Dich zugespitzt?

Kevin Benderman: Es war an einem Freitag, am Montag drauf sollten wir verlegt werden. Am Nachmittag stellten wir uns im Verband auf. Der Bataillonskommandeur kam und hielt uns seine kleine Rede und macht seine Show: "Wir werden gehen, und wir werden dies und das tun, großartige Dinge."

Wie auch immer, ich stand da und hörte zu, und ich hatte ihnen bereits meinen Antrag zur Kriegsdienstverweigerung gegeben. Der Bataillonskommandeur und der Oberstleutnant kamen zu mir und sagten: "Sergeant Benderman, Sie müssen heute Nachmittag um 15:00 Uhr zum Command Sergeant Major gehen." "Verstanden, Sir. Worum geht es?" Er sagte: "Sie werden den Antrag zur Kriegsdienstverweigerung mit ihm besprechen."

Also ging ich für etwa eine Stunde nach Hause. Dann holte ich meine Frau ab und wir gingen wieder hinauf. Die Besprechung begann und dauerte etwa eine Stunde. Am Ende des Treffens sagte er: "Sergeant Benderman, Sie müssen nach Hause gehen, Ihren Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu Ende bearbeiten und ihn am Montagmorgen beim Rear Detachment Officer, dem kommandierenden Offizier, abgeben."

"Verstanden, Sergeant Major, das soll ich tun?" "Ja, Sergeant." Ich fragte ihn noch zwei weitere Male, um mich zu vergewissern, dass es das war, was er von mir wollte, und er bejahte es alle drei Male. Also fuhr ich zurück nach Hause.

Am Montagmorgen meldete ich mich beim Kommandanten und gab meine Papiere ab. Dann sagte er mir, ich solle mich hinsetzen und eine Minute warten. Und als sie wieder herauskamen, hatten sie mich wegen Desertion, Missachtung eines Vorgesetzten, des Unteroffiziers, Pflichtversäumnis und schweren Diebstahls angeklagt, weil ich angeblich Geld von der Armee gestohlen hatte.

Matthew Breems: Wirklich? Die ganze Situation war doch eine reine Formsache: "Geh übers Wochenende nach Hause, komm am Montag mit deinem ausgefüllten Antrag zurück." Und dann, als du das getan hattest, "Bumm, wir klagen dich wegen all dieser Vergehen an"?

Kevin Benderman: Ja, genau. Sie haben unentwegt gelogen. Sie sagten, sie hätten das ganze Wochenende versucht, mich anzurufen, aber ich hatte nie einen Anruf bekommen. Sie sagten, ich hätte mich unerlaubt entfernt. Dann sagten sie, ich sei desertiert und all dieses andere verrückte Zeug.

Ich erklärte ihnen: "Ich bin nur eine halbe Meile von meinem Posten weg. Wenn ich ein Deserteur sein soll, warum haben Sie dann nicht die MPs zu mir nach Hause geschickt?" Sie hätten innerhalb von zwei Minuten dort sein können und mich verhaften können, denn ich war das ganze Wochenende zu Hause. Mir war gesagt worden, ich solle mich am Montagmorgen melden. Ich bin hingegangen und habe das Richtige getan, und Sie konnten es nicht ertragen.“

Matthew Breems: Sie warfen Dir all diese Vergehen vor. Du kamst dann vor ein Militärgericht. Wie sah dieses Gerichtsverfahren für Dich aus? Ging das schnell, oder hat es lange gedauert? Erzähle uns davon.

Kevin Benderman: Ich bin mir sicher, dass Du den Begriff Kangaroo Court, korruptes Gericht, kennst. Genau das war es auch. Denn die Richterin schaute mich an, nachdem wir die Formalia durchgegangen waren und die Anklage verlesen war, und sagte: "Sergeant Benderman, wollen Sie einfach unter ehrenhaften Bedingungen entlassen werden, damit Sie Ihren Weg gehen können?"

"Nun, ja. Das nehme ich an. Das ist es, was ich will." Als der Kommandeur das hörte, verließ er sofort den Gerichtssaal, griff zum Telefon und rief den Garnisonskommandeur an.

Dann setzten sie ihren kleinen Plan in die Tat um: Sie würden nicht zulassen, dass sie mich einfach entlässt und mich meinen Weg gehen lässt. Ich sollte bestraft werden.

Für die mir zur Last gelegten Vergehen waren insgesamt sieben Jahre vorgesehen, und sie wollten mich sieben Jahre lang im Gefängnis sitzen sehen. Aber das Beste, was sie herausbekamen, waren 15 Monate, und ich wurde wegen Verpassen der Verlegung der Einheit verurteilt.

Matthew Breems: Was hast Du nach dem Ende Deiner Haftzeit, mit dem Urteil und auch mit all den Berichten über die Kriegsverbrechen im Irak gemacht? Auf welche Weise wurdest Du zum Aktivisten?

Kevin Benderman: Nun, wir hielten eine ganze Reihe von Vorträgen an den unterschiedlichsten Orten. Und ich erhielt jede Menge Post von vielen Menschen aus der ganzen Welt. Eines der besten Dinge, die ich bekommen habe, war ein Stapel Briefe von Kindern aus Japan, die mich sehr unterstützt haben.

Ich will nicht zu weit vom Thema abschweifen, aber diese ganze Sache, die so weit ging, dass ich weltweit bekannt wurde und die Leute mich lobten, fand ich surreal, denn ich bin nur ein alter Junge vom Land aus Alabama.

Ich meine, warum loben mich all diese Leute auf der Welt? Aber ich schätze, ich habe sie auf eine Art und Weise beeinflusst, die für sie positiv war, oder sie waren einfach einverstanden mit dem, was ich zu sagen hatte.

Matthew Breems: Ja, denn zu dieser Zeit gab es eine beträchtliche Aufmerksamkeit in den Medien, und am Ende hast Du sogar Dan Rather ein exklusives Interview gegeben. Es wurde also viel darüber berichtet. Hat sich das in irgendeiner Weise auf Dein Privatleben oder Deine Ehe ausgewirkt?

Kevin Benderman: Ich dachte, es könnte für eine Weile gut sein, nachdem ich rausgekommen und wieder zu Hause war. Und deshalb habe ich zugestimmt, diese Dinge zu tun. Neulich habe ich zu jemandem gesagt: "Alle haben versucht, mich zu einem großen Anführer des Widerstands zu machen."

Ich sagte: "Ich will keine Symbolfigur sein. Ich werde mit euch gehen, aber ich will nicht vor euch gehen, und ich will nicht hinter euch gehen. Ich werde mit euch gehen." Aber das wollte niemand. Sie wollten, ich meine, sie brauchten jemanden, auf den sie schauen konnten.

Matthew Breems: Es gab einen sehr erfolgreichen Dokumentarfilm, der nicht nur über Deine Situation, sondern auch über andere Kriegsdienstverweigerer gedreht wurde. Er heißt Soldiers of Conscience (Soldaten aus Gewissensgründen). Welche Rolle hast Du in diesem Dokumentarfilm gespielt?

Kevin Benderman: Zunächst sollte es um mich gehen. Ich hatte also eine große Rolle darin zu spielen, und sie haben viele Interviews geführt und viel gefilmt. Sie stellten viele Fragen zu meinem Hintergrund und meiner Familiengeschichte, die Du mir auch gestellt hast, und sie wollten mehr zu meiner allgemeinen Einstellung zum Militärdienst wissen.

Dann haben sie Camilo Mejia und Joshua Casteel dazu genommen. Es war dann ein sehr gut gemachter Dokumentarfilm mit dem Titel Soldiers of Conscience, und sie alle hatten ihre Geschichte zu erzählen, die mit meiner übereinstimmt. Ich glaube, dass er viele Menschen erreicht hat.

Matthew Breems: Kevin, hast Du noch irgendwelche Gedanken, die Du den Podcast-Hörern mitteilen möchtest?

Kevin Benderman: Nun, ich bereue nicht, was ich getan habe. Wie ich schon sagte, was ich getan habe, war das Richtige. Es war damals richtig und es ist heute richtig.

Ich wünschte nur, wir würden objektiver werden und aufhören, in diesem Land so militaristisch zu sein. Das scheint das einzige Kriterium zu sein, das einen guten Amerikaner ausmacht: "Hurra, lasst uns in den Krieg ziehen."

Die meisten Menschen in diesem Land hatten keine Ahnung, wie das ist. Ich denke einfach, dass wir uns von einer so militaristischen Gesellschaft lösen müssen.

Matthew Breems: Kevin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für den Podcast genommen hast und einige dieser schrecklichen und verletzenden Erinnerungen hast wieder aufleben lassen. Ich danke Dir dafür, dass Du Deine Geschichte des Aktivismus mit uns teilst und dass Du unter sehr schwierigen Umständen aufgestanden bist und das Richtige getan hast.

Kevin Benderman: Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte.

Matthew Breems: Dieser Podcast ist eine Produktion von Courage to Resist, aufgenommen und bearbeitet von Matthew Breems, mit besonderem Dank an den ausführenden Produzenten, Jeff Paterson. Besuchen Sie couragetoresist.org für weitere Informationen und um unsere Arbeit zu unterstützen.

Podcast mit Kevin Benderman: “Why are we guarding an oil field?”, 2. November 2021. Abschrift übersetzt von rf. https://couragetoresist.org/podcast-kevin-benderman/

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