Rundbrief »KDV im Krieg« - April 2019

Rundbrief »KDV im Krieg« - April 2019

Arbeit von Connection e.V.

Februar bis April 2019

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

Szenische Lesungen weiter on tour

„(Rudi) Friedrich und (Talib Richard) Vogl bringen es fertig, dass jeder Tagebuchauszug und jedes Gedicht oder Lied, das sie zusammen mit Trommelschlägen, Trompete, Gitarre und Gesang intonieren, unter die Haut geht – sei es durch die Art der Sprache, mal ihre Arglosigkeit oder ihre zynische Schärfe, mal durch die Sachlichkeit der Beschreibungen oder ihre Emotionalität. Zum Abschluss das unvergleichliche Lied ‚Le déserteur‘ von Boris Vian aus dem Jahr 1954, ein Appell des Pazifismus, und der Ausblick in die Gegenwart.“

Das schrieb die Schwäbische Zeitung im November 2018 nach der Aufführung der Szenischen Lesung zu Desertion und Militärstreik im I. Weltkrieg in Weingarten. Da wir in den letzten Wochen erneut eine ganze Reihe von Anfragen für Aufführungen der Szenischen Lesung erhalten haben, werden wir die Tour noch bis Ende des Jahres fortsetzen. Die nächsten Termine finden sich auf https://de.Connection-eV.org/veranstaltungen.

Ilhami Akter zurück in Hamburg

Nach acht Monaten konnte der in der Türkei festgehaltene Ilhami Akter Mitte März 2019 wieder nach Hamburg zurückkehren. Wir hatten ihn als einen der türkischen Kriegsdienstverweigerer der 1990er Jahre selbstverständlich in seinem Verfahren in der Türkei unterstützt. Er war dort zu drei Jahren Haft wegen Terrorpropaganda verurteilt worden.

Der NDR schrieb am 16. März 2019 weiter: „Er ging in Berufung und kam nach einem Monat Untersuchungshaft aus dem türkischen Gefängnis frei - unter der Auflage, die Türkei nicht zu verlassen. Aus Angst, doch noch für drei Jahre Haft ins Gefängnis zu kommen, floh er jedoch ins benachbarte Georgien und nahm Kontakt zum deutschen Konsulat auf. Die georgischen Behörden verweigerten ihm zunächst die Ausreise nach Deutschland, weil er illegal ins Land gekommen war. Nachdem er eine Geldstrafe bezahlt hatte, durfte er nun aber ausreisen.“

„Dass es so ausgegangen ist“, so Ilhami nach seiner Rückkehr, „ist vielen zu verdanken. Viele haben in unterschiedlicher Weise Solidarität gezeigt. Ich möchte Euch dafür danken.“

Besuch aus Japan

Im März 2019 besuchte uns die Professorin Hiromi Ichikawa aus Kyoto, Japan. Sie arbeitet an der Frauenuniversität Kyoto und führt derzeit ein Projekt zur Kriegsdienstverweigerung und Asyl durch. Wir konnten ihr verschiedene Interviews mit Kriegsdienstverweigerern vermitteln, die hier in Deutschland Asyl erhalten haben oder noch im Asylverfahren stehen.

Besuch aus Kolumbien

Ende April wird uns Martín Emilio Rodríguez Colorado aus Bogotá besuchen. Er arbeitet als Politologe an der Universidad Nacional de Colombia und hat selbst vor einigen Jahren den Kriegsdienst verweigert. Derzeit ist er bei der War Resisters‘ International in London für die Vorbereitung einer internationalen Konferenz der WRI in Bogotá zuständig, die vom 30. Juli bis 1. August stattfinden wird. Martín Rodriguez nutzt den Aufenthalt in Europa, um auch hier in Deutschland verschiedene Gruppen und Organisationen zu treffen. Wir freuen uns, dass er auch zu uns nach Offenbach kommen wird. Gemeinsam mit der DFG-VK bereiten wir auch eine Veranstaltung in Mainz vor.

Stellungnahme zur Ukraine

Gerade erhielten wir wieder eine Anfrage von ukrainischen Kriegsdienstverweigerern, sie in ihrem Asylverfahren zu unterstützen. Der Konflikt dort ist nach wie vor nicht beendet. Zwangsrekrutierungen von der Straße weg kommen immer wieder vor. In einer im Februar 2019 erstellten Stellungnahme kommen wir daher zu dem Schluss: „Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine sehen wir Kriegsdienstverweigerer, Militärdienstentzieher und Deserteure bei einer Rückkehr als gefährdet an: Allen Rückkehrern droht erneute Rekrutierung, da es trotz Waffenstillstandsabkommen zu Kampfhandlungen kommt;  Militärdienstentzieher und Deserteure unterliegen zunehmend dem Vorwurf, Verrat an der nationalistischen Sache begangen zu haben; bei einer zwangsweisen Rückkehr sehen sich Kriegsdienstverweigerer, Militärdienstentzieher und Deserteure der Gefahr einer Strafverfolgung wegen ihrer bisherigen Verweigerung, Entziehung und Desertion ausgesetzt; bei einer erneuten Rekrutierung würde ihnen bei erneuter Verweigerung ein weiteres Strafverfahren drohen.

Die vollständige Stellungnahme kann heruntergeladen werden unter https://de.connection-ev.org/pdfs/ukraine_stellungnahme2019.pdf.

Franz Nadler und Rudi Friedrich: Arbeit von Connection e.V., 1. April 2019. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2019

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