Israel: Eine Kriegsdienstverweigerin frei, eine andere in Haft
Nach 25 Tagen wurde die Kriegsdienstverweigerin Maya Brand-Feigenbaum durch das Gewissenskomitee der Armee aus dem Militärdienst entlassen. „Ich glaube, dass die Verweigerung des Militärdienstes der beste und effektivste Weg ist, um Antikriegspositionen zu unterstützen und zu einem Ende der Besatzung zu kommen“, sagte sie.
Zugleich wurde die 18-jährige Yasmin Ricci-Yahav aus Mevasseret Zion zu zehn Tagen Haft verurteilt. Sie hatte ihre Verweigerung vor dem Rekrutierungsbüro erklärt. Ihre Haft wird sie im Gefängnis Nr. 6 verbüßen. “Ich hoffe, meine Entscheidung wird, wenn auch im kleinen Ausmaß, zu einer Veränderung des Bewusstseins beitragen, damit es schrittweise Veränderungen hin zu einer auf Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Jüdi*innen und Palästinenser*innen basierenden Lösung geben kann“, schrieb sie in ihrer Verweigerungserklärung.
Die 18-jährige Maya Brand-Feigenbaum, aus Kiryat Tivon hatte ihre Kriegsdienstverweigerung am 14. Juli 2019 erklärt. Sie wurde zu zwei Haftstrafen verurteilt und war insgesamt 25 Tage inhaftiert. Nach einer Anhörung durch das Gewissenskomitee wurde sie Anfang dieser Woche aus der Armee entlassen.
Beim Verlassen des Gefängnisses erklärte sie: „Die Entscheidung, den Militärdienst zu verweigern, werde ich nie bereuen, weil ich mir selbst treu geblieben bin. Dennoch stelle ich mir selbst die ganze Zeit über Fragen und überprüfe meinen Standpunkt. Ich habe Momente großer Angst erlebt, weil der Hass, den die Menschen verbreiten, Gift ist. Ich war diesem Hass im Gefängnis ausgesetzt. Und es macht mich traurig zu sehen, dass Hass gegenüber ganzen Gruppen und Respektlosigkeit aus Angst entsteht. Ich sah mich mit Kommentaren konfrontiert wie ‚Alle Araber sollten sterben’, und ’Wenn Du auf ihrer Seite stehst, sollst auch Du sterben‘. Ich wünschte, dass diejenige, die dies gesagt hat, versteht, dass wir eigentlich alle auf der gleichen Seite stehen.“
In ihrer Verweigerungserklärung, die sie vor der Einberufung öffentlich gemacht hatte, schrieb Brand-Feigenbaum: „Die seit Jahrzehnten währende Kontrolle über eine Nation gefährdet die Sicherheit des Staates Israel. Als eine Frau, die dieses Land liebt, dessen Landschaften und Bevölkerung ein Teil von mir sind, kann ich mich nicht daran beteiligen, diese Situation aufrechtzuerhalten. Ich bin mir bewusst, dass wir eine Armee brauchen, um uns gegen wirkliche Gefahren zu schützen. Zugleich braucht es aber auch Menschen, die für eine Realität ohne Krieg kämpfen. Antikriegsaktivitäten werden sowohl dem Land wie auch der Welt nützen, da sie langwährende Sicherheit bringen werden. Zu handeln, den Konflikt zu lösen und die Besatzung zu beenden, wird zum Nutzen aller Bewohner*innen dieses Landes sein, seien es Jüd*innen, Muslime oder Christ*innen.“
Zur gleichen Zeit kam die 18-jährige Yasmin Ricci-Yahav aus Mevasseret Zion zum Rekrutierungsbüro und erklärte ihre Kriegsdienstverweigerung. Sie wurde im Anschluss zu zehn Tagen Haft verurteilt. In ihrer Erklärung schrieb sie:
„Ich stelle nicht das Recht Israels in Frage, eine Armee zu haben und zu benutzen, um sich selbst zu verteidigen. Ich möchte den Respekt und die Bewunderung für die ausdrücken, die vor mir da waren und alles in ihrer Macht Stehende dafür taten, um einen Staat zu schützen, der Millionen ein Zuhause bot, die einen sicheren Hafen benötigten. Aber die israelische Armee agiert heute nicht nur als Verteidigungsarmee, sondern ist ein zentrales Element bei der systematischen Unterdrückung des palästinensischen Volkes.“
“Wir alle haben”, so fuhr Ricci-Yahav fort, “eine Kindheit erlebt, die von Krieg und Hass geprägt war. Wir alle sind in einer Welt aufgewachsen, in der man uns beigebracht hat, uns zu fürchten und uns von der anderen Seite zu distanzieren. Aber ich glaube, dass es einen anderen Weg gibt, sich der komplexen Realität zu stellen, in der wir leben. Dies erfordert Gespräche über Alternativen, gegenseitigen Respekt und den Wunsch nach Veränderung. Darüber hinaus glaube ich, dass es die junge Generation in Israel ist, die den Wandel vorantreibt. Ich hoffe, dass meine Verweigerung zu diesem Kampf beiträgt, um Israel nicht nur eine sicherere Zukunft zu bringen, sondern auch eine Zukunft, die von Stolz, Toleranz und Mitgefühl geprägt ist.“
Sowohl Maya wie auch Yasmin werden von Mesarvot unterstützt, einem politischen Netzwerk zur Verweigerung, das Briefe verfasst und in den letzten Jahren Initiativen für gemeinsame Verweigerungsaktionen gestartet hat. Das Netzwerk unterstützt Kriegsdienstverweiger*innen, die sich der Einberufung in eine Besatzungsarmee verweigern und befasst sich mit den geschlechtsspezifischen Folgen der Wehrpflicht für die israelische Gesellschaft. Das Netzwerk arbeitet eng zusammen mit der Bewegung Yesh Gvul.
Mesarvot: A conscientious objector was released from prison and another was imprisoned for the first time. 25. August 2019. Übersetzung: rf. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe September 2019.
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