Nagorny-Karabach, Foto: Timo Vogt

Nagorny-Karabach, Foto: Timo Vogt

Armenien: 10.000 Strafverfahren wegen Desertion eingeleitet

(11.02.2021) Bitte beachten: Dies ist eine Meldung der armenischen Nachrichtenagentur AzerNews (d. Red.)

Die armenischen Strafverfolgungsbehörden haben Verfahren gegen mehr als 10.000 Personen wegen Desertion während des Krieges mit Aserbaidschan im vergangenen Jahr eingeleitet, wenn sie Stellungen verlassen haben oder vom Schlachtfeld geflohen sind. Die Personen sollen dazu vernommen werden. Unklar ist, welche Entscheidungen nach Einleitung eines Gerichtsverfahrens getroffen werden.

Ende Januar versammelte sich eine Gruppe von Armeniern, die als Freiwillige am Krieg teilgenommen hatten, vor dem armenischen Verteidigungsministerium und verlangte eine Erklärung dafür, warum andere eine Abfindung für ihre Teilnahme erhalten hätten, sie jedoch nicht. Einer der Demonstranten sagte, etwa 2.700 Menschen befänden sich in der gleichen Situation - sie seien bei Militäreinheiten registriert, hätten aber an den Kämpfen teilgenommen.

Offiziellen Berichten zufolge starben während des zweiten Karabach-Krieges mit Aserbaidschan 3.439 armenische Soldaten. Armenische Analysten gehen davon aus, dass die militärischen Verluste Armeniens im jüngsten Krieg mit Aserbaidschan weitaus höher sind als die von Eriwan angegebene offizielle Zahl. Das Caspian Defence Studies Institute (Kaspische Institut für Verteidigungsstudien) schätzte die armenischen Verluste in diesem Krieg auf 6.000 Soldaten, während die Zahl der Verletzten 8.000 betrug.

Seit dem 13. November 2020 wurden in den Kampfgebieten Leichen und Überreste von 1.371 armenischen Soldaten gefunden.

Nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums vom 18. Januar 2021 belaufen sich die Verluste Aserbaidschans in dem 44-tägigen Krieg mit Armenien auf 2.855. Darüber hinaus werden noch 50 aserbaidschanische Soldaten vermisst.

Armenien und Aserbaidschan begannen den zweiten Krieg um die aserbaidschanische Region Berg-Karabach am 27. September 2020. Die sechswöchigen Kämpfe endeten mit der Unterzeichnung eines von Russland vermittelten Friedensabkommens am 10. November. Das Abkommen sieht den Austausch von Gefangenen sowie der Leichen von Soldaten aus dem Krieg vor. Das Friedensabkommen sieht auch die Rückgabe der von Armenien besetzten Regionen Kalbajar, Aghdam und Lachin an Aserbaidschan vor. Vor der Unterzeichnung des Abkommens hatte Aserbaidschan rund 300 Städte, Siedlungen und Dörfer befreit, darunter auch die historische Stadt Schuscha.

Vafa Ismayilova, Azernews: Armenia launches criminal cases against 10,000 soldiers for desertion in war. 11. Februar 2021. https://www.azernews.az/karabakh/176093.html. Der Beitrag wurde in Auszügen veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe September 2021

Stichworte:    ⇒ Armenien   ⇒ Desertion   ⇒ Strafverfolgung