André Shepherd

André Shepherd

Update zum Asylverfahren

Brief von US-Deserteur André Shepherd

(10.04.2010) Liebe Leute,

ich hoffe, dass ihr alle das wundervolle Wetter genießt, das wir gegenwärtig erleben. Gerade vor sieben Tagen hat uns der harte Winter aus seinem Griff entlassen und dem Frühling Platz gemacht. Ich liebe wirklich diese Zeit des Jahres. Es ist eine ständige Erinnerung daran, dass es immer aufwärts gehen wird, auch wenn es gerade sehr schwierig aussehen mag.

So ist es auch in unserem Leben. Nach zehn Jahren sieht es so aus, dass es ein Licht am Ende des Tunnels geben könnte. Dank dem Internet und den großen Anstrengungen von sehr engagierten und entschlossenen Unterstützern auf der ganzen Welt, scheint der Kampf für Frieden und gesunden Menschenverstand neue Dynamik bei der Bevölkerung zu erhalten. In den letzten Monaten hat die Unterstützung für die Kriege gegen die Menschlichkeit (die auch als Krieg gegen den Terror, Überseeoperationen oder wie auch immer von den Mächtigen benannt wurden, um ihre illegalen genozidalen terroristischen Akte zu bezeichnen) erheblich abgenommen. Die größeren Medien haben ebenfalls stärker unseren Argumenten Glauben geschenkt dank der Handlungen von beherzten Personen wie z.B. Joe Glenton. Leider sehen die Medienmoguls nicht, dass sie gut genug sind, um auf der ersten Seite zu erscheinen, aber es ist eine sichtbare Verbesserung festzustellen. Bei Joe sah die Welt aus erster Hand die Abneigung der britischen Regierung, überhaupt über die rechtlichen Aspekte des Krieges zu diskutieren, was ja besagt, dass ihnen sehr wohl bewusst ist, dass ihre Handlungen in völligem Gegensatz zum internationalen Recht stehen.

Leider wurde Joe wegen Verstoßes gegen die Regeln des Militärs zu neun Monaten Haft verurteilt. Ich wünschte, er wäre ungeschoren davon gekommen, da sich seine Aktionen auf nichts anderes als auf Gewissen und rationales Denken gründen. Ich bitte Euch, Euch für ihn einzusetzen. Auf der Website www.Connection-eV.org findet Ihr einen Link, so dass Ihr ihm einfach eine Solidaritätspostkarte zuschicken könnt - und damit auch gegenüber dem britischen Militär Euren Protest bekundet. Hoffentlich gibt es genug Druck, damit Joes Strafe verringert oder aufgehoben wird.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf den europäischen Kontinent legen, muss ich Euch leider darüber informieren, dass es nach wie vor kein Wort zu einer Entscheidung des Bundesamtes für Migration gibt. Man kann nur hoffen, dass sie die Gründe für das Führen des Irakkrieges so genau untersuchen, wie die Glaubwürdigkeit meines Antrages. Ich bin nicht sehr besorgt darüber, da es bekannt ist, dass solche Fälle aus verschiedenen Gründen mehrere Jahre dauern können.

Verwundert bin ich darüber, warum die US-Regierung bislang keinerlei Position dazu bezogen hat. Angesichts des Gewichts dieses Falles, der auf internationaler Ebene ein Präzedenzfall darstellt, würde man doch denken, dass sie etwas dazu zu sagen haben oder versuchen sich zu verteidigen und meine Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen, wie es bei solchen Dingen üblich ist. Auch wenn einige Blogger das mit zweifelhafter Taktik versucht haben, indem sie mir das Wort im Mund herumdrehten oder schlicht über mich Lügen verbreiteten, gab es keinerlei Reaktion aus Washington. Ich frage mich, ob sie was zu verstecken haben – oder ist es ihnen egal? Die Zeit wird es zeigen.

Die letzten drei Monate waren sehr ausgefüllt. Ich habe viel Zeit mit weiteren Recherchen verbracht, und auch damit, mich in die deutsche Kultur einzuleben. Ich habe auch angefangen, ein Buch über meine Erfahrungen zu schreiben, mit der Hoffnung, dass es eines Tages anderen in einer ähnlichen Situation hilfreich sein kann. Wenn die Dinge gut laufen, kann ich vielleicht einen Verlag finden, der es publiziert – oder ich stelle es einfach ins Internet. Ich weiß es noch nicht.

Ich habe einen Brief eines Unterstützers erhalten, der mich schon lange Zeit begleitet. Er möchte eine Aktion machen, um gegen die US-Besatzung zu protestieren und bittet um Unterstützung. Ich habe mir seinen Vorschlag angesehen und finde es eine wirklich gute und überraschende Idee. Ich werde die Details dazu an Connection e.V. weiterreichen. Ich möchte Euch auch alle bitten, mir Ideen zukommen zu lassen, was wir tun können, um zu meinem und zu anderen Fällen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. Wenn jemand einen Vorschlag hat: Bitte wendet Euch an Connection e.V. oder an das Military Counseling Network. Diese Organisationen arbeiten weiter hart daran, Soldaten und Asylsuchenden auf vielfältige Art und Weise zu helfen. Sie können Eure Hilfe zur Verbesserung der Arbeit brauchen. Ich bin offen für Vorschläge. Wir müssen beweglich sein und voller Überraschungen, wenn wir die Oberhand behalten wollen.

Bis nächstes Mal, André Shepherd

 

Das Bild fand ich im Internet. Es fasst sehr gut meine Gedanken zum Krieg zusammen. Ich wünschte, dass die Regierungen der Welt nur als letztes Mittel zur Verteidigung zum Krieg griffen, da niemand, der daran teilgenommen hat, der Gleiche bleibt.

Brief von André Shepherd, 10. April 2010. Übersetzung: Rudi Friedrich und Thomas Stiefel. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe April 2010

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